Das Andere Deutschland (LA OTRA ALEMANIA) Periodico Alemän Independiente TU CUM AN 309 JAHRGANG in — Nr. 33 BUENOS AIRES, 15 DEZEMBER 1940 EINZELNUMMER 30 CENTAVOS JAHRESABONNEMENT: 3 PESOS KRIEG UND REVOLUTION WER WIRD SIEGEN? Der zähe lind erfolgreiche Widerstand, den England trotz seiner völlig unzu- reichenden Vorbereitung unter Churchills Führung geleistet hat, hat m man- chen Kreisen den nach dem Zusammenbruch Frankreichs grassierenden j^ss1~ mismus in ein übertriebenes Vertrauen auf die absolute Unbesiegbarkeit Eng- lands verwandelt. In letzter Zeit hat dieser Optimismus teilweise wieder erneu- tem Pessimismus Platz gemacht infolge der systematischen Bombardements englischer Industriestädte, der Erfolge des Ubootkrieges und der bisher YpLig unzureichenden Unterstützung Englands durch USA. Sicher ist die Lage Eng- lands ernst genug. Aber wie wir das übertriebene Vertrauen auf England Mcnt> geteilt haben, ebensowenig können wir den neuerdings hier und da zu Tage tretenden Pessimismus teilen, wenigstens nicht, sobald.1 wir uns auf weitere Perspektiven einstellen. Das ergibt sich aus unserer grundsätzlichen Beurtei- lung der Ursachen und des Wesens dieses Krieges. Wie der Faschismus, so ist auch der neue Weltkrieg eine Folge der entschei- denden Tatsache, dass die inneren Widersprüche des kapitalistischen Systeims einen unerträglichen Grad erreicht haben. Nicht der Hitlerfaschismus wird: siegen, wie wir immer wieder betont haben, aber auch nicht der englische Ka- pitalismus und Imperialismus. Was wir erleben, ist vielmehr die grausige Ka- tastrophe einer morschen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die von Kri- se zu Krise, von Weltkrieg zu Weltkrieg taumelt, -und die sich im Faschismus das Instrument ihrer eigenen Zerstörung geschaffen hat. «BLINDHEIT UND TORHEIT". Die Erkenntnis der wirtschaftlichen und sozialen Ursachen und damit des Wesens des heutigen Weltkrieges verbreitet sich immer mehr. Die führenden bürgerlichen englischen Staatsmäjnner haben sich genötigt gesehen, von der X kommenden grundlegenden Neuordnung zu sprechen, und Hitler, der von jeher die Sehnsucht der Massen zu Propagandazwecken in schillernde Phrasen um- zufälschen verstand, proklamiert heute die „sozialistische" Neuordnung eine« friedlichen Europa, weil er sich davon eine psychologische Massenwirkung ver- spricht. Schon im Oktober glaubte Walter Tschuppik denjenigen, welche die Zeichen der Zeit noch immer nicht begreifen, Blindheit und: Torheit vorwerfen zu dür- fen. Er schrieb damals: „Heute stimmen die Anhänger aller politischen Ueberzeugungen darin iiber- ein, dass der gegenwärtige Krieg eine Folge der sozialen Krise ist, welche auf ■der ganzen Welt lastet. Von diesem Gesichtspunkt aus sind Hitler und der Faschismus lediglich eine äussere Fassade, hinter der sich das wirkliche so- ziale Drama der Welt verbirgt ... Es wäre Blindheit und Torheit, zu behaupt- ten, dass die Welt vor der Machtergreifung durch das hitleristische Ungeheuer ein befriedigendes soziales und ökonomisches Gleichgewicht gehabt hätte". DIE „TIMES" GEGEN DIE KLASSENPRIVILEGIEN Selbst die hochkonservative „Times" hat viel zugelernt. Sie hat früher die in. ihrer Wirkung prohitleristische Klassenpolitik des Cliveden-Sets und Charn- berlains eifrigst unterstützt, z. B. ihr redliches Teil zum Verrat der Tschecho- slowakei beigetragen, weil sie Norman Angels Ansicht teilte, dass das kapita- listische System keine weitere Belastungsprobe aushalte, und weil sie fürchte- te, dass ein neuer Weltkrieg die soziale Revolution im Gefolge haben müsse. Kürzlich aber schrieb die „Times": „Das Problem der neuen Ordnung ist ein soziales und ein internationales Pro- blem. Das europäische Haus kann nicht in Ordnung gebracht werden, wenn wir nicht damit beginnen, unser eigenes Haus zu ordnen. Die neue Ordnung kann nicht begründet werden bei Aufrechterhaltung der Vorrechte irgendwel- cher Länder, Klassen oder Individuen. Eine grundsätzliche Aenderung ist nö- tig, und das soziale Leben muss neu aufgebaut werden auf den Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit und -der gleichen Möglichkeiten für alle Individuen an- statt der Privüegien gewisser Klassen". Eis sei dahingestellt, wie weit diese erstaunlich revolutionären Aeusserungen der „Times" ernst gemeint sind, oder wieweit sie nur volksgemeinschaftlicher Kriegspropaganda dienen sollen. Jedenfalls sind sie ein beredtes Zeugnis für die Situation in England und eine Bestätigung dessen, was wir in der vorigen Nummer sagten: „Die Gefahr einer englischen Herrschaft über Buropa halten wir nicht für gross. Weit wahrscheinlicher ist, dass sich im und durch den Krieg in England, und im englischen Imperium tiefgehende soziale und politische Aende rangen vollziehen, durch welche die Gefahr einer englischen Vorherrschaft für immer überwunden sein wird." FENNER BROKWAYS PERSPEKTIVEN Dass diese Entwicklung bereits weiter fortgeschritten ist, als es äusserlich den Anschein hat, ergibt sich aus einem Artikel Fenner Brokways, des General- sekretärs der Unabhängigen Arbeiter-Partei (ILJP). Penner Brokway betont, dass die Massen in England für Fortsetzimg des Krieges gegen Nazideutschland sind, dass aber zugleich Misstrauen und Feind- seligkeit gegen die herrschende Klasse in ständigem Wachsen begriffen seien. Die Bombardements, die ermüdende Kriegsarbeit, die Steigerung der Lebens- haltungskosten, .die wachsenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten rnüssten Miss- stimmung und Opposition nicht gegen den Krieg, aber gegen die herrschende Klasse um so mehr steigern, als diese nicht auf ihre Privilegien verzichte und. das Weiterbestehen von Luxus und Not bei gleicher Todesgefahr für alle im- rnelr erbitternder wirke. Die reale Macht der britischen Arbeiterklasse wachse mit der entscheidenden Bedeutung der Kriegsproduktion. In ihren Gewerkschaftsausschüssen und Be- triebsräten habe die Arbeiterschaft die Organe, die sie ausbauen könne und werde, um ihren Willen durchzusetzen. Das werde um so mehr geschehen, als 2 «das Parlament mit seiner grossen konservativen Mehrheit nicht im entfern- testen mehr und immer weniger Ausdruck der wirklichen Meinung der Volks- mehrheit sei und deshalb immer mehr an Autorität einbüsse. Die Parole:! ..Mehr Macht den Betriebsräten!" werde ein immer stärkeres Echo finden ibis zur Ergreifung der Macht durch die Arbeiter. Fenner Brokway fährt dann fort: „Ein solches England der Arbeiter würde die soziale Gleichheit im Land« herstellen: aber es würde noch bedeutend mehr tun: es würde die Befreiung der Kolonialvölker des Empire erklären) und die soziale Revolution in die europäischen Länder tragen, sowohl in die deut- schen wie in die besetzten Gebiete. Es würde eine mächtige Offensive für einen sozialistischen Frieden beginnen und dabei die internationale Presse, die Flugblattverbreitung durch Flugzeuge xmd vor allem das Radio benutzen, um den Massen in Europa deutlich zu zei-> gen, dass wir in Großbritannien mit der alten Ordnung gebrochen und Kapi- talismus und Imperialismus beseitigt haben, dass wir dem gegenseitigen Ge- metzel der Arbeiter ein Ende machen wollen, und dass folgendes unsere Frie- den Bedingungen sind: die Freiheit aller Völker, die sozialistische Verteilung der Reichtümer der Welt nach Massgabe der Bedürfnisse und die Zusammen- arbeit aller Völker beim Aufbau einer Internationalen .Sozialisten Republik. Wir würden die Völker der deutschen und der besetzten Gebiete aufrufen zur Er- hebung gegen die Naziherrschaft, damit ein solcher Friede aufgerichtet wer- den könnte. Wer kann an der Amtwort zweifeln? Hunger, Erschöpfung, Zerstörung, die la- tente Opposition gegen d'e Naaiherrschaft in den besetzten Gebieten, da« Zu- sammentreffen der oben geschilderten Umstände und die Hoffnung', welche die Initiative eines Grossbritanniens der Arbeiter wachrufen würde — das alfesl wr^'nt dahin wirken, dass die Massen Europas die endgültige Antwort geben würden." Fenner Brokway schliesst se'nen Aufsatz mit den Worten: „Nur der Soräalis- niF.« don Nazismus besiegen. weil der Sozialismus d<"s E^de der Jamalen; "Unsrleicbheit und der nationalen Vorherrschaft bedeutet. Ein England der Ar- beiter, das diese Wandlung herbeigeführt hat, wird die notwendige DynanwH haben, um dem Nazismus zu widerstehen, und dasi Recht, die europäischen Völ- ker aufzurufen, bei diese*- Aufsrabe seine Verbündete xu werden — und bei der1 grösseren Aufgrabe der Schaffung' einer sozialistischen Welt." WACHSENDE SCHWIERIGKEITEN DER HIBTLERDIKTATUR IN EUROPA Wenn es wahr ist, dass die steigenden Kriegsnöte und -lasten die englische Arbeiterschaft mehr und mehr in Front ge^en die herrschende Klasse bringen, so gilt das natürlich noch weit mehr für die Massen der von Hitler unterjoch- ten Länder gegenüber der Nazidiktatur und der Fünften Kolonne, der Hei-» fershelfer und Nutzniesser, denn hier vereinigt sich das nationale Moment mit dem sozialen. Nationale Unterdrückung — vor allem gegenüber den slawischen Nationen — und wirtschaftliche Ausbeutung sind das Signum der Hitlerdiktatur. Das muss zu steigender Opposition der Massen führen. Und tatsächlich häufen sich die Berichte über passive Resistenz und aktive Sabotage, über Demonstrationen und „Liquidierung" von Gestaposcherfren. Solche Nachrichten kommen aus Norwegen und Holland, aus Belgien, Frankreich und aus der Tschechoslowakei. Die Verschärfung der Zwangs- und Einschüchterungsmethoden — allein über 50.000 Tschechen befinden sich in den Konzentrationslagern und Zuchthäusern Hitlers — muss zur Verschärfung der Misstimmung und des Hasses führen. "Eben ist Rumänien mit Hilfe der Eisernen Garde der Hitlerdiktatur unterwor- fen worden, und schon entsteht hier infolge der Massenmorde der Eisernen Garde ein neuer Herd ständiger Unruhe und latenter Gefahren für die Ntazis. Das unterjochte Europa verwandelt sich allmählich in ein Pulverfass. Dazu trägt auch der heroische Kampf der Griechen für ihr Land und ihre Freiheit und die offenbare Ablehnung der mussolinischen Politik und des Krieges durch die Italiener bei. 3 BRIEFWECHSEL MARCEAU PIVERT — DE GAULLE In diesem Zusammenhang erhält ein Briefwechsel Marceau Piverts, des Vorsit- zenden der französischen linkssozialistischen Gruppe, besondere Bedeutung. An- knüpfend an eine Radiorede De Gaulles schlägt IF'ivert unter scharfer Beto- nung seiner revolutionären sozialistschen Ziele auf der Grundlage der gemein- samen Gegnerschaft gegen Hitlerdeutschland eine gewisse Zusammenarbeit vor. Er schreibt: „Notwendigerweise sind unsere Kampfmethoden gegen den Paschismus verschieden. Ihre Spezialität ist die militärische Kraft, aber Sie müssen erkannt haben, dass diese Kraft zerbricht, wenn sie nicht im Dienst ei- ner klar erkannten Sache steht. Unsere Kampfmethoden gegen den Faschismus gehen aus von der Analyse der ökonomischen und gesellschaftlichen Entwick- lung, d. h. vom internationalen Klassenkampf. Mehr als je sind wir davon überzeugt, dass nur eine freie sozialistische Umwandlung der Wirtschaft dem .Faschismus den Garaus machen kann. Diese Ueberzeugung hat uns Verfolgun- gen eingetragen: meine Freunde wurden im gleichen Augenblick ins Gefängnis gesteckt, in dem die Cagoulards befreit wurden, d. h. die direkten Agenten Hitlers und Mussolinis, die heute glauben, die Macht in Frankreich in der Hand zu haben. Aber keine Unterdrückung hat jemals starke Ueberzeugungen erschüttern können. Wir wissen genau, dass trotz der militärischen Siege Hitlers ein verantwortungs- bewußter Teil des deutschen Proletariats nicht gleichgültig ist gegen die inter- nationale Propaganda, die wir seit Beginn des Krieges geführt haben. Darüber kann mein Freund Fenner Brokway, Sekretär der ILP. Sie informieren. Aber natürlich besitzen Mr. Churchill oder Sie selbst nicht die geringste Autorität für eine solche Propaganda." Pivert schlägt dann die Verbreitung1 eines Aufrufs an die deutschen und fran- zösischen Arbeiter durch die Flugzeuge de Gaulles vor. Unter Berufung auf de Gaulles Appell an den Geist der Freiheit und der nationalen Unabhängigkeit fordert er ferner die Befreiung der Kolonialvölker: „Das englische und fran- zösische Imperium sind verloren in ihrer gegenwärtigen Form der kolonialen Ausbeutung; es gilt jetzt, der Freiheit die Deiche zu öffnen; nur so kann der Paschismus geschlagen werden. Ein solcher politischer Umschwung, der Welt verkündet, würde in allen unterdrückten Ländern und in Frankreich selbst enorme Wirkungen haben. Ich vertraue meinen Genossen. Der antifaschistische, freiheitliche Geist eines Volkes, das vier Revolutionen gemacht hat, eines Vol- kes, das in infamer Weise betrogen worden ist, so dass Hitler den erbärmii-4 chen Gauleiter Laval an seine Spitze stellen konnte, würde dann die Ziele sehen und die geeigneten Mittel finden, um sich von dem abscheulichn Verrat zu befreien, der dieses Volk dem niederträchtigsten aller Henker ausgeliefert hat." De Gaulle hat in seiner Antwort den antifaschistischen Kampfwillen der revo- lutionären Sozialisten begrüsst, im übrigen aber ausweichend geantwortet. Aber das wird nicht das letzte Wort sein. Wir schrieben im Juli: „Wir sind- überzeugt,., dass die französische Katastrophe dazu beitragen wird, den Hitlerkrieg in den europäischen Bürgerkrieg z?u verwandeln. Hitler hat zwar seine Helfershelfer unter den Königen und Staatsmännern, un- ter den führenden Kapitalisten und Militärs. Aber seine Theorien treiben ihn "und harte Notwendigkeiten zwingen ihn zur Unterdrückung und Ausbeutung der europäischen Volksmassen, der Bauern sowohl wie der Arbeiter. Die Reak- tion auf diesen Druck wird um so stärker sein, als sich alles, was in Europa noch an nationalem und persönlichem Freiheitsdrang und an moralischen Werten in Völkern, Klassen, Einzelmenschen vorhanden ist, auflehnen wird ge- gen die Nazidiktatur." »IE VIERTE FRONT Sehr wichtig ist die Frage der vierten Front in Deutschland. Aus dem Nazi- zuchthaus dringen wenig Nachrichten, so dass wir nicht viel darüber wissen. Jedenfalls aber ist nichts törichter als die unlängst wieder von Vansittart auf- gestellte, von Goebbels nicht mit Gold zu bezahlende Behauptung, man dürfe keinen Unterschied machen zwischen den Nazis und dem deutschen Volk; es gebe keine antihitlerätischen Deutschen, Ebenso gut könnte man behaupten, das ganze englische Volk habe Hitler und den Faschismus gefördert. Umgekehrt ist es richtig: Man muss immer wieder unterstreichen, dass es ein anderes Deutschland1 gibt, damit im geeigneten Moment die Eingliederung der deut- schen Arbeiter in die antifaschistische europäische Front erleichtert wird. Die- se Eingliederung wird für die weitere Entwicklung in Europa von grosser Be- deutung sein. Allerdings kann, wie Pivert mit Recht betont, der Appell an die deutschen Arbeiter nicht von Kapitalisten und von Diplomaten der alten Schu- le ausgehen; er ist Sache der englischen Arbeiter und der Arbeiter der unter- jochten Länder. Zusammenfassend können wir am Schluss wiederholen, was wir in der Oktober- nummer geschrieben haben: „Die vierte Front geht durch alle Länder. Sie besteht in Deutschland und Ita- lien und im unterjochten Europa, ebenso wie in England und in USA. Zu ihr gehören alle, die nicht nur den Faschismus hassen, sondern die auch wissen, dass man, wenn man ihn endgültig vernichten will, seine Ursachen beseitigen muss, den unkontrollierten, die Völker und die Welt beherrschenden, aber kei- ne Existenz und keine Sicherheit gewährenden Monopolkapitalismus. Es ist die Front derjenigen, die wissen, dass die Entscheidungen, um die es geht, andere sind, als der Sieg dieser oder jener Partei, die sich nichts versprechen von ei- nem englischen Frieden und von einer angelsächsischen Weltherrschaft, die tiberzeugt sind, dass dieser Krieg die Katastrophe einer morschen Weit ist, und; dass an seinem Ende der Aufbau einer neuen Wirtschafte- und Gesellschafts- ordnung stehen muss. Es ist die Front derer, die aber zugleich der Ueberzeu- gung sind, dass nicht die Methoden des Stalinismus in diese neue Weit der Ge- rechtigkeit und Menschlichkeit führen können. Diese vierte Front — heute nur latent vorhanden — ist stärker, als es den Anschein hat. Es gilt, sie zu mobili- sieren, damit der Krieg in seiner Endphase sein wahres revolutionäres Gesicht erhält. Nur so wird der ihm folgende Friede nicht der Ausgangspunkt für neue Kriege und Katastrophen sein, nur so wird es die Menschheit sein, die den Krieg gewinnt." Das ist die grosse Tragik dieser Zeit Das Land, das wir von ganzem Herzen lieben, wir müssen wünschen, dass man es zerstöre, damit es einstmals wieder uns gehöre, und was uns noch an teuern Menschen dort geblieben, Wir müssen wollen, dass sie grausam leiden. damit sie sehen lernen, sich entscheiden, damit sie selbst das Antlitz ihrer Tage wandeln, damit sie, ehe es zu spät geworden, handeln. Das ist der Irrsinn dieser tollen Zeit: Die dumpfe Sklavenseelen haben. sind( die Herren, und die die Zukunft tragen, müssen schwe.gen, das Wissen muss sich vor der Torheit neigen, und Teufel dürfen Götter durch die Gossen zerren. Wer Frieden will, der muss den Kampf verkünden, und die sich hassen, müssen sich verbünden. Die helfen könnten, panzern sich mit dicken Wänden, und die noch helfen möchten, stehen stumm mit leeren Händen. Das ist die grosse Hoffnung dieser Zeit: Des übergrossen Elends dunkler Gleichklang bindet und schweisst, was Lügen trennten, fest zusammen, aus Schutt und Asche lodern neue Flammen. Was sich als abgelebt und hohl erwies, verschwindet. Aus blutgedüngten Furchen keimen Saaten, Aus Irrsinnsjahren wachsen neue Taten. Was heute sinnlos scheint, verworren und verschwommen. kann morgen schon Erlösung sein und tiefen Sinn bekommen. ZEIT Haus Jahn (Paraguay) 5 Erneuerung der Demokratie? Es ist kein Zufall, dass zwei in Buenos Aires erscheinende Blätter im Laufe der- gleichen Woche einen längeren Auxsatz der Verteidigung des demokratischen Ideengutes widmeten. Die üirfolge der totalitären ötaaten auf der einen, ge- wisse Schwächen der bestehenden Demokratien auf der anderen Seite, drängen, zu der Frage, od die Demokratie wirklich wert sei, verteidigt zu werden. Oder wie Dr. Schlick es kürzlich im Hand eisteil des ..Argentinischen Tageblattes" aus- drückte: „Der Nationalsozialismus hat bewiesen, dass ein totalitärer Staat un- geheure Leistungen vollbringen kann. Diese Leistungen liegen heute auf nega ~ gativem Gebiet, entsprechend der Natur ihrer Organisatoren. Aber schon bahnt sich in England die Erkenntnis an, dass die zerstörende Wirkung des totalitären. Staates sehr wohl aurch eine auibauenae abgelöst werden könnte. Zurückzu- gehen zum Individualismus von 1914 oder 1939 bedeutet dieser Erkenntnis ge- genüber ein Zurück zu Methusalem." In aen erwähnten beiaen Blattern heisst es zum gleichen Problem: "Hitler be- merkt: „Geistige Verwirrung, Widerspruch der Geiünle, Mangel an Entscniuss- kraft, Panik; hier Legen unsere Chancen'. Die Zeit hat bewiesen, dass er in mehr als einem Lande recht hatte. Besitzt Amerika eine feste moralische Ueberzeu- gung von dem, was es verteidigt; warum und wie es das verteidigen muss?" (Vgl. "Defensa moral de la democracia" in "Argentina Libre" vom 19. 9. 40 und "Totalitarismo o democracia" in "Italia Libre" vom 20. 9. 40). Die Frage, die hier an Amerika gestellt wird, ist von gleicher oder noch grö- sserer Bedeutung für alle diejenigen, die an dem Aufbau eines neuen- Europa mithelfen wollen. Es erscheint uns deshalb notwendig, auch unsere Zeitschrift der Diskussion über das Problem der Demokratie zu öffnen. Zunächst wollen wir verschiedene üirer Probleme nur aufweisen. Schon der Versuch eindeuti- ger Lösungen vorzulegen, schien uns bei der Vielseitigkeit und Schwierigkeit dieser Probleme ein zu gewagtes Verfangen. „Das Problem der Demokratie" ist das ..Problem, wie wahre und edle Menschlichkeit in der Politik und in der Staatsverwaltung durchzusetzen sei". „Die Demokratie ist die politische Form der Menschlichkeit." Masaryk. Wer einem weit entfernten Ziel nachstrebt, zu dem keine gerade ausgetretene Strasse führt, der läuft Gefahr, über den Schwierigkeiten des Weges Ausgangs- und Endpunkt seiner Wanderung aus dem Sinne zu verlieren. Ueber 150 Jahre sind es bereits her, dass die französische Revolution der Demokratie ihren Aus- druck in den Forderungen „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" gab. 150 Jahre des gewiss nicht leichten Marsches diesem Ziele zu, ohne dass es bisher erreicht ■wäre! Ist es da verwunderlich, dass viele Menschen die Richtung verloren ha- ben, dass Andere wiederum die erreichten Etappen mit dem Endziel verwechseln? Freiheit! Gewiss die Freiheit vom Diktat der Fürsten und Kirchen, sie war — und ist glücklicherweise auch noch — für weite Schichten vrewirklicht. Hat aber nicht gerade sie zu neuen Abhängigkeiten geführt? Hat nicht sie erste der schrankenlosen wirtschaftlichen Ausbeutung den Weg geöffnet? Freiheit für was und für wen? das ist die Frage Die Freiheit des Einen muss doch notwen- digerweise gegenüber derjenigen des Anderen abgegrenzt werden, sonst wird sie die Rechte der Schwächeren der Willkür der Stärkeren ausliefern. Gleichheit! Soll die Freiheit zu dem Zustand führen, der den Revolutionären von 1789 vorschwebte: zur Freiheit von willkürlicher Bevormundung, dann muss sie ihre Ergänzung und Begrenzung in der Gleichheit finden. Wie aber soll diese aussehen, und wie soll sie gesichert wertden? 5ine Gleichheit, die, wie Anatole France es ausdrückte nichts Anderes bedeutet, als das gleiche Recht für Arme wie Reiche, unter Brückenbogen zu schlafen, ist von sehr fragwürdigem Werte. Je mehr jedoch die Gleichheit ihrer Idealform nahe käme, desto stärkeren Schut- zes wird sie gegen diejenigen bedürfen, deren vermeintliche „Rechte des Stär- keren" sie notwendigerweise beschränkt. Bedeutet doch jeder gesetzliche Schutz eine Verschiebung des Kräfte-Verhältnisses zu Gunsten des Schwächeren. Der Starke wüsste seinen Ansprüchen im Notfalle auch ohne die Hilfe des Gesetzes 6 Geltung zu verschaffen. Davon abhalten, wird ihn entweder nur eine noch stär- kere Gewalt oder die freiwillige Anerkennung der Rechte des Schwächeren, eben die Brüderlichkeit. Die Schaffung einer Gewalt, die auch der stärksten Einzelperson noch überlegen ist, d. h., die Organisierung einer entsprechenden Polizei-Macht, kann aber bestenfalls als notwendiges XJebel — immerhin als ein. Uebel — bezeichnet werden. Darum wäre eine weitgehende Annäherung an den Zustand der Brüderlichkeit zweifellos die erstrebenswertere Sicherung der Gleichheit. Ja, sie erst verleiht Freiheit und Gleichheit ihren wahren Wert. Betrachtet man dementsprechend die Ideale der französischen Revolution „Frei- heit Gleichheit, Brüderlichkeit" als ein unteilbares Ganzes, als den eigentlichen Inbegriff der Demokratie, so werden uns Masaryks Worte verständlich. Dann wird klar, dass die bestehenden „Demokratien" bestenfalls nur als eine Etappe auf dem Wege zum demokratischen Ideal zu betrachten sind. Diesem droht nicht nur von seinen totalitären Gegnern Gefahr. Noch bedenklicher beinahe sind) sei- ne vorgeblichen Freunde, die die erreichte Etappe, die formale Demokratie, an die Stelle jenes Zieles setzen und durch solche Täuschung ihre eigenen Geschäf- te machen bezw. das demokratische Ziel selbst in Misskredit bringen. „Es ist nötig, zu zeigen, dass die Demokratie nicht identisch ist mit den Irrtümern, die sie verderben, und sie von diesen Irrtümern zu reinigen • . • Ich möchte vorschlagen, dass wir Demokraten auch, unsere Revolution durchführen, dass wir noch radikaler wären als die Totalitären." Rafael Pidival in "Alerta" No. 1, der neuen Wochenschrift von "Acciön Argentina". Wer alles bisher Erreichte, höchstens als Etappe auf dem Wege zum demokra- tischen Ideal ansieht, der sollte nrüfen, wie weit diese Etappe wirklich auf dem richtigen Wege liegt. Er muss äusserstenfalls auch bereit) sein, bisherige politi- sche Formen, die als demokratisch galten, zum alten Eisen zu werfen, und die Revolution zur Rettung seines Ideals durchzuführen, die Pividal vorschlägt. Es handelt sich hierbei keineswegs um eine neue Forderung. Masaryk, zweifel- los einer der glühendsten Verteidiger der Demokratie, sagte bereits vor Jahren: „Wenn unsere Demokratie ihre Unzulänglichkeiten hat, so müssen wir die Un- zulänglichkeiten, nicht aber die Demokratie überwinden". Worin haben sich nun diese Unzulänglichkeiten offenbart? Können sie tatsächlich überwunden werden, ohne „Freiheit Gleichheit, Brüderlichkeit" als unteilbares Ganzes aufzugeben? Es liegt nahe, diese Frage bejahend zu beantworten, wenn man die Ansichten führender demokratischer Theoretiker betrachtet. Sie stimmen meist darin überein, dass die Menschen erst noch zur Demokratie erzogen werden müssen. So sagt der bekannte Staatsrechtslehrer Prof. Kelsen: „Die Erziehung zur De- mokratie wird eine der praktischen Hauptforderungen der Demokratie selbst. Und so" fährt er fort,, „gestaltet sich das Problem der Demokratie zu einem Erziehungsproblem allergrössten Stiles". Und Prof. Hearnshaw vom King's Colle- ge in London erklärt in seinem Beitrag zu einer Rundfrage der „Präger Presse'': worauf es bei dieser Erziehung ankommt: „Das demokratische Ideal kann nur verwirklicht werden, wenn eine Nation hinreichend erzogen ist, um die funda- mentalen Probleme ihrer Verwaltung zu verstehen; wenn sie genügend frei von Laster und Korruption ist, um ernstlich das zu wünschen was recht und gut ist; wenn sie sich ihrer Zusammengehörigkeit genügend: bewusst ist. um im- stande zu sein, das Gute für alle ihre Mitglieder zu erwirken". Das Bedenkliche ist, dass wir von diesem Zustand noch weit entfernt sind. Muss man deshalb etwa auf die Verwirklichung der Demokratie so lange verzichten, bis jene Erziehungsarbeit die nötigen Voraussetzungen geschaffen hat? Dieses Dilemma versuchte Dr. Teichmann im „Volkslehrer", der inzwischen eingegan- genen Zeitschrift der von den Nazis aufgelösten freien Lehrergewerkschaft, durch; folgende Theorie zu lösen: „Wir wollen, dass jeder zu eigenem politischen, recht- lichen Verantwortungsgefühl gebracht werde. Dazu ist nötig, dass jeder zur Verantwortung mit herangezogen werde, also Demokratie . . . Unsere heutig© Demokratie mag noch so schlecht sein, aber sie ist ein heute unentbehrliches Erziehungsmittel." Nach Teichmann also wäre die Demokratie, die in ihr herrschende Form der 2 politischen Gleichheit, selbst schon ein Erziehungsmittel, während Kelsen erst zur Demokratie erziehen möchte. Immerhin sind sich die genannten Theoretiker offenbar darin einig, dass eine Erziehung zur Demokratie für deren gutes Funk- tionieren unerlässlich sei. Auch Masaryk — der zwar sagt: , Die Demokratie al- lein erzieht die Menschen nicht" — und Andere vertreten die gleiche Ansicht. Nach alledem ist nur wichtig, zu wissen, ob und in weicher Weise diese Erzie- hungsarbeit in den heutigen Demokratien wirklich geleistet wird. „Das grosse Problem der modernen Demokratie ist aber, wie das Parlament zu "organisieren und der Regierung Wirksamkeit und Beständigkeit zu verleihen sei." Nitti. , Die Demokratie darf nicht nur auf dem Papier der Verfassung und im Mund der Demagogie sein". „Aber die Parteien sind nicht und können nicht anders sein als der Durchschnitt ihrer Wähler, und dieser hängt wieder von der Presse und der bürgerlichen Er- ziehung ab." Masaryk. Wenn der ehemalige liberale Ministerpräsident Italiens, Francesco Nitti, die Or- ganisierung des Parlaments als das grosse Problem der modernen Demokratie be- zeichnet, so trifft er damit zweifellos den Kern. Nicht die Verwirklichung der Ideale ..Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", sondern der Parlamentarismus ist das, was die modernen Demokraten gemeinhin als das Wesentliche ansehen. Die entscheidende Frage ist nur, ob wirklich die heutige parlamentarische Staatsform untrennbar ist von der Verwirklichung der demokratischen Ideale. Dazu sagt der angesehene französische Staatsmann Painleve, der sich zugleich als berühmter Mathematiker durch seinen Scharfsinn auszeichnete: „Zuerst muss man sich über das Wort Parlamentarismus klar werden. Das Parlament ist eine Versammlung, die die Nation repräsentiert. Das Parlament ist gewählt und fasst unter der Kontrolle der Presse und der öffentlichen Meinung seine Entschlüsse. Das ist das System." Wovon hängt aber die Presse ab, die das Parlament kontrolliert und von der nach Masaryk wiederum der Durchschnitt der Wähler abhängig ist? Wir brau- chen nur einen Blick in die Tagespresse zu werfen, um zu erkennen, welche Bedeutung für sie ihr Anzeigen-Geschäft hat. Und dass heute zur Gründung einer Zeitung mit ihrem kostspieligen Nachrichten-Dienst ein erhebliches Ka- pital gehört, bedarf gewiss keines Beweises. Aber in der Zeit des Radios und der sonstigen modernen Propaganda-Mittel entscheidet nicht einmal allein der Besitz von Zeitungen. Kann man tatsächlich bei einem solchen System von ei- nem gleichen Wahlrecht sprechen? Ist von ihm eine grösstmögliche Sicherung der Freiheit Aller zu erwarten, solange die Mittel zur1 Bestreitung jenes Wahl- kampfes, zur Kontrolle der Presse und damit sowohl der Parteien als auch des Parlaments in wenieen Händen sind? Ja, darf man von diesem System auch nur erwarten, dass es die vorbereitende Erziehungsarbeit leistet, die die grossen Vorkämpfer der Demokratie für nötig halten? Qder liegt hier nicht eine der schwachen Stellen vor, an denen die radikale Revolution der Demokraten zur Sicherung der Demokratie einsetzen muss? Aber noch ein weiteres Bedenken muss bei der bedingungslosen Gleichsetzuner von Parlamentarismus und Sicherung der demokratischen Ideale auftauchen. Dasu sagt wiederum Masaryk, den wir so häufier zitieren, da er einer,der scharfblik- kendsten. saubersten und zugleich erfolgreichsten Demokraten, also gewiss kein weltfremder Theoretiker war: , E:nes müssen wir stets von den Parteien for- dern. dass sie anständiare modisch fähige und gebildete Männer und Frauen zu ihren -Abgeordneten und Vertretern wählen". Besteht aber auch nur eine annähernde Sicherheit, für die Erfüllung dieser Forderung, selbst wenn noliti- sche Freiheit und Gleichheit n*cht mehf cefährdet würden durch /W» Zn«am- rrenballung der wirtschaftlichen Machtmittel in wenigen Händen? Oder bliebe nicht auch weiterhin erültig. was Leonard Nelson in seinem Buc^i Demokratie und Führerschaft" saft: .Die E!sren«ch*ften. auf denen das Talent hemmt,, wirklich in eine füh^nde Rtellnncr einznidrineren. sir* andere und nicht^ leicht vereint mit denen. d*p da&i* Whörpn. p^e pnioV»« Stellung frut «1 i«™if IW. Gerade fii* die verantwortlicher Rteliimeren in d^r W^tik en in Rückwanderungslisten eintra- gen lassen, um in Polen die Verwal- tung eines Grutes zu übernehmen? Hierzuland bleibt einem die Arbeit nicht erspart, dort aber werden sie sich benehmen können „wie in den Kolonien". Die in Posadas erscheinend« Zeitung? „El Territorio" hat eine Suskription eröffnet, um sich an d«r Kampagne für die Heranbildung von 5000 argen- tinischen Piloten zu beteiligen. In der Reehinungsleg'ung, die das Blatt am 5 Dezember veröffentlicht, finden wir an 2. Stelle den Besitzer des- Hotels Igua- zü mit einer Spende von 10 Cts. ver- zeichnet. Die Zeitung vermerkt, dass es sich nicht um einen Druckfehler handelt. Da der Besiitzer des Hotels Igu&z.iä ein wohlhabendier Mann ist, hat die Oeffentlichkeit diese Spende mit Recht als eine Verhöhnung Argenti- niens aufgefasst und ein Leser hat in einem offenen Brief in diesem Sin- ne am 6. Dezember geschrieben, und Sorge getragen, dass dem Herrn sein Zehner zurückerstattet wurde. Der Be- sitzer des Hotels Iguazü ist ein gro- sser Nazi, im Nebenberuf Herausgeber der örtlichen Nazizeitiung „Der Para- näbote". Nun, nachdem der Konsul und die übrigen Bonzen gesehen ha- ben, w«lche Erregung das Verhalten ihres OJ-esinnungsgenossen in der ar- gentinischen Oeffentlichkeit hervorge- rufen hat, versuchen sie ihn als „Un- garn" hinzustellen, mit dem sie nichts zu tun haben. Sammlung für die Flüchtlinge in Frankreich Ausweis der bis 10. Dezember einge- gangenen Beträge: abertrag: 1.611.00 150 3.60 1133 5.50 2153 61.— 2158 10.90 2162 5.— 2163 3.90 255.6—59 37.— 2552 11.50 2660 7.— 2565 0.50 2>566 10.— 2570 6.— 2895 5.— 4001 16.50 4002 5.— 4003 5.— 4007 10.— 4008 2 __ 4-009 1.— 4010 1.— 4011 10.— 4013 21.25 4014 55 — 4015 5.— 4016 5.— 4054 3.— gangenen Beträge: 1.916,75 1.916,75 „Wir sind solche Schurken, dass wir für alle, die geboren sind, Recht,. Freiheit und' Fortsehritt beanspruchen". Elisee ßeelus. AUCH DU kannst zu Deinem Teil für DAS ANDERE DEUTSCHLAND mitarbeiten, indeni Du uns über interessante Neuigkeiten in Deinem Bezirk unterrichtest. Schreibe an DAD, Tucumän 309, Buenos Aires. Sprechstunden täglich von 6—7, ausser Donnerstag und Freitag. 16 La Otra Alemania PERIODICO ALE MAN ANTIHITLERISTA SUPLEMENTO CASTELLANO TUCUMAN 309 — BUENOS AIRES — No. 33 — Ano IH SUD AMERICA RECLAMADO POR UN AUTOR NAZI COMO TIERRA GERMANA En el libro de H. Harms titulado "El Reich Aleman", adaptado en nume- rosas escuelas alemanas, hallamos ex- puesta con rara precisiön la ideloo- gla imperialista que en. el Tercer Reich se enseria a la juventud. Eh la pä.- gina 129 de esa obra leemos: "El pue- blo alemän esta compuesto de todos los habitantes de Europa y de los dem äs continentes que tienen al aleman co- mo lengua materna". Eh virtud de esa amplxsima concepcion son hoy en dia todavia alemanes. aunque nunca han estado en Alemania, los chilenos y brasilenos descendientes de los germa- nos que emigraron hace casi cien anos. Tambien son reclamados como alemanes los hijos de los inmigrantes teutones que se establecieron en el Chaco o en Misiones en los primeros afios de la postguerra y que han na- cido en la Argentina. Leemos ademas en el libro de Harms: "Los alemanes en el extranjero son fieles al pueblo si estan conscientes de su germanidad! y si lo demuestran en sus a>ctos. Para ello no necesitan en- trar en conflicto con el pais que les brinda hospitalidad, y pueden tambien ser fieles a esa naciön". Vista esta de- finiciön amtoigua, de que alguien pue- da ser leal simuit&neamente a dos pa- trias, no es de extranarse que los go~ biernos sudamericanos no le conce- dan mucho credito a las manifesta- ciones patriöticas de los nazis. La A?> gentina no necesita ningün argentino al 50 o|o. ni el Brasil a brasilenos a medias. Finalmente escribe Harms: "Regiones de haibla alemana son tierra germana, que en muchos casos no coinciden con las regiones de acervo cultural ale- man; estos territorios muchas veces mayores, son aquellos donde alguna vez se pusieron de manifiesto influen- cias politicas y culturales alemanas". De estas frases se deduce que los irn- perialistas alemanes reclaman para sl no solamente a los hijosi y nietos de inmigrantes alemanes, sino tambien el territorio que habitan. Es "tierra ger- mana". Ademäs reclaman como "re- giones de acervo cultural alemän" to- do territorio donde alguna vez se hizo sentir la influencia politica o cultu- ral alemana. Para que la aplicaeiön del concepto "regiones de acervo cul- tural aleman" a Sud-America sea mäs comprensible que lo explicado por Harms, es necesario indicar que desde hace anos en la. prensa alemana se re- clama como "acervo cultural alemän" a toda Sud-America, porque en casi todos los paises iberoamericanos los imperialistas alemanes han intentado fundar colonias. El libro de Harms se adapto tambien en la mayoria de las escuelas alemanas en la Argenti- na, frecuentadas por nifios que en el 70 olo de los casos son argentinos en virtud del lugar de su nacimiento. (I-S.) Soberbia nazi "Los germanos son los verdaderos re- presentantes de la civilizaciön del con- tinente americano. Los latinos han descubierto America, pero sölo los germanos han obtenido alli una ele- vada cultura". (A. Sievert, "Am6rica", päg. 8). "La sangre alemana es demasiado pre- 1 ciosa para que se mezcle oon pueblos extranos". ("(Rolandsblätter", Julio de 1939). En su libro "America" (päg. 246) Harms lamenta, al hablar sobre los alemanes residentes en el Brasil, que Los desertores son numerosos un periodista alemän llegado Llegö a Buenos Aires el conocido p«> riodista alemän G. B. Swanholm, quien trabajö para importantes diarios berlinenses y que durante la guerra civil espanola se fue a Espana para lu»char en favor de la Repüblica como voluntario en las Brigadas Internacio- nales. Swanholm, que ültimamente es- cribiö para diarios suecos, nos propor- ciona sobre su viaje de tres meses, rea- lizado a traves de Rusia y el Japön hasta Buenos Aires, los siguientes in- teresantes datos: "En Suecia la presiön del gobiemo hitlerista se hace cada vez mayor. Es- to se deduce del hecho de que la ma- yorla de los adversarios de Hitler re- sidentes alli fueron llevados ültima- mente a campos de concentraciön, de los cuales uno se encuentra en Kirk- by y otro en Langmora. Alli se ha- llan tambien los beigas, franceses e ingleses que participaron como volun- tarios en la campana finlandesa y no pudieron regresar a su patria. En es- tos campos de concentraciön es ele- vado el numero de soldados alemanes que desertaron de las tropas de ocu- paciön de Noruega. Entre ellos hay tambien oficiales- Soldados de todas las armas desertaron desde el primer dia de la ocupaciön de Noruega. He conversado con soldados de la artille- ria de campana. paracaidistas y has- ta miembros de las famosas SS. Son jövenes de apenas veinte anos, que no quieren luchar por Hitler. Llama la atencion que los exitos militares de los nazis no producen impresion alguna en los mismos soldados. "Con la victoria de Hitler no mejorarä, nuestra existencia", me dijo un SS. de ]9 afios que en Oslo cuidaba los tan- ques petroleros y luego desertö". Interrogado sobre sus impresiones de Rusia, nos declar6 el sefior Swanholm: "Numerosos fugitivos tratan de hulr del infierno europeo. Por eso la ruta de viaje sobre Siberia es muy solici- cuando juegan al aire lilbre, sea im- posible mantener a los hijos de los Co- lones alemanes alejados de los ninos nativos" y que asi aprenden tambien el idioma del pals. en el ejercito alemän afirma a Buenos Aires de Europa tada. En Moscü me er.contr?? con el agregado militar de la embajada fran- cesa en Estocolmo, que se disponia a ir via Odesa y Turquia, a Egipto y reunirse con las tropas de De Gaulle.. En mi largo viaje a traves de Rusia pude comprobar que la construcciön de viviendas estä muy descuidada. Tambien llama la atencion lo mal ves- tidas que van las gentes. Pero los ru- sos son muy disiciplinados y optiinis- tas- Extensas comarcas, por las cua- les pase, se han convertido hoy en centros industriales solo comparables a la famosa regiön alemana de la Ruhr. La agricultura parece estar completamente industrializada. Eil Si- beria. a lo largo de la frontera japo- nesa, se suceden y acumulan las for- tificaciones. En todas las localidades industriales hay aerödromos y estSn estacionados aviones d© toda clase, inclusive bombarderos cuatrimotores". "En lo que respecta al Japön" — Con- tinus el senor Swanholm — "la vida es normal solo en apariencia. A me- nudo falta hasta el arrez. el princi- pal comestible. 'La alimentaeiön del pueblo es muy mala y la corrupciön es general. Los comerciantes no tie- nen interes en vender porque no sa- hen cuando conseguiran nuevamente mercaderias. La moral del pueblo es- tä muy deca'da. El Japön actual esta tan debilitado por la guerra con Chi- na, que recuerda a la Alemania de 1918". "En el viaje por aguas americanas me llamö la ateneiön" — nos deelarö el senor Swanholm — "que los ofi- ciales japoneses de a bordo se ir.tere- sasen mucho en tomar fotos de Hono- lulu, de la bahla de San PrancLsco y del canal de Panamä,". Sobre sus observaciones en Europa el senor Swanholm se propone escri- •bii una serie de articulos para diarios portenos. 2 £1 pobre sastrecillo y el atleta "Un pobre sastrecillo no puede com- petir con atletas. y un indefenso mer- cader tuvo siempre que tolerar la es- pada del Brennus en la balanza, ene- miga, cuando para compensar, no po- dia emplear la propia". Esto esicribiö Adolfo Hitler en su li- bro "Mi Lucha", y el örgano de la "Liga Populär de los Alemanes en el Extranjero" considero acertado citar esta fräse del Führer precisamente despues que los nazis invadieron a Polonia. Etn vista de la violencia bru- ta de los nazis deben preguntarse los argentinos. si no podrän desempenar ellos manana el papel del "pobre sas- trecillo", quien no puede competir con el "atleta" nazi, o el papel del inde- ienso mercader a quien no le queda rnas remedio que tolerar la espada del Brennus. Se recordarä que fue aquel bsrbaro Gl que se apoderö de Roma y pronunciö las famosas palabras: Vae victis! (Ay de los vencidos!) Si los argentinos no se preparan pa- ra esa eventualidad y si desde ahora no buscan aliados que esten en con- diciones de protegerlos de las hordas pardas, el Brennus-Hitler pronuncia- rä tambien sobre ellos el "Vae vic- tis"! (I-S.) CONFESIONES DEL NAZI FRITZ KUEBLER SOBRE LA QUINTA COLUMNA En vista de la cüestion de si en Bo- livia existe una 5a. columna, muy dis- cutida actualmente por los bolivianos, resulta interesante dejar hablar una vez a un autorizado interprete de los nazis. Se trata del doctor Fritz Küh- ler, director de la escuela nazi de La Paz. En 1&36, por encargo del "Insti- tuto de los Alemanes en el Extranje- ro", de Stuttgart, Fritz Kübler publi- co un libro que lleva el titulo: "Ale- manes en Bolivia". Despues de hablar sobre la misiön del ministro alemän Max König, escri- be en la pägina 17: "En los Ultimos tiempos la "Regional Bolivia del Partido Nacional-Socialis- ta apoya a la representaciön oficial del Tercer Reich en Bolivia. Poco des- pues de asumir el poder el Führer, se asocian en La Paz los poquisimos na- cionalsocialistas que pertenecieron al partido en Alemania o que por lo me- nos lo conocieron allä. Su nümero en el dilatado pais era muy reducido, y como ademäs en todas partes del ex- tranjero, lo mismo que en Bolivia, esos alemanes vivian fuera de su pa- tria desde hac'a decadas y solo paula- tinamente conocieron y se vincularon a los fundamentos y objetivos del na- cionalsocialismo. Por eso su evoluciöii se fue operando lentamente. Pero fue acrecentändose constantemente v pro- duce ya hoy frutos. entre los cuales deben mencionarse las considerables sumas que para el Socorro de Invier- no aportaron los alemanes residentes en Bolivia. El ■eamarada Achim von Kries fue el primer hombre de con- fianza del distrito Bolivia del partido nazi, el que fundö las filiales del par- tido en ese pais. A causa de las he- ridas que como tripulante de tanque recibiö en la guerra del Chaco, muriö el 7 de junio de 1935 en: La Paz, te- niendo el grado de mayor del ejercito boliviano. Despues de su» muerte fue ncmbrado provisoriamente el eamara- da Siemssen de Chile, como "Gaulei- ter". (Nota de la redaeeiön: Siemssen trabaja hoy al servicio de la Gestapo en la embajada alemana de Buenos Aires). En unos tres meses de labor le diö organizaeiön interna y consisten- cia a la regional de Bolivia. El eama- rada Theodor Becker es desde no- viembre de 1935- el "gauleiter" en Bo- livia. Existen las siguientes organiza- eiones: grupo de La Paz, puntos de apoyo en Oruro, Cochabamba y Santa Cruz, celula Potosi. bloque Sorata. Ca- si todos tienen su casa propia, donde los camaradas y en muenas ocasiones todos los compatriotas y tambien ami- gos bolivianos oelebran reuniones de acuerdo a las concepciones del Führer. Conscientes e incansablemente traba- jan todos en la gran misiön que le co- rresponde a la organizaeiön extranje- ra del partido en el cuadro de la gran- diosa obra del Führer. Nuestro gran objectivo es abarcar diseiplinadamente y reunir a todos los alemanes del ex- 3 tranjero como a un puesto avanzado militar de nuestro inovimiento nacio- nalsocialista por el mundo. En la lu- cha por este objetivo las organizacio- nes del partido son hoy dia indispen- sables tambien en Bolivia y se han convertido en baluartes arraigados de la germanidad. Con orgullo y alegrfa podemos decir que en el transcurso de los Ultimos anos muchos alemanes en Bolivia se afiliaron al partido y que todos apo- yan decididos al Führer en sus gran- des objetivos e ideales alemanes". Nada tenemos que agregar a esas expresiones de un nazi calificado. Pa- ra ilustrar a nuestros lectores anadi- remos, sin embargo, que los misterio- sos "objetivos alemanes" de que habla el doctor Fritz Kübler, estän mejor es- bozados en la cancion que tambien cantan los nazis en Bolivia: "Hoy nos pertenece Alemania, y manana el mundo entero!" (I-S). La misiön de los alemanes en el extranjero "TambiSn los alemanes de allende las fronteras del Reich comparten el des- tino alemän. Nuestra misiön y deber es facilitarles la lucha para el man- tenimiento del espacio vital alemän en el extranjero". "Rolandsblätter", Julio de 1939. "■La voluntad colonizadora alemana v la energl i germana han conquistado (en el Brasil) im pedazo de Alema- nia lejos de la patria. Alli los ninos alemanes juegan todavia en su suelo aiemän. pero pronto tendiän que lu- char con fuerza y valor por esa tterra y por su eterno y sagrado esptetu racional" (Rolandsblätter, mayo de 1SS9). "Los alemanes en el extranjero son los precursores y sostenedores del co- mercio alemän. Los alemanes que vi- ven en el extranjero constituyen nues- tra principal colonia". (Harms, "Ame- rica", päg. 249). EL GENERAL NEGRO La nueva ley sobre el servicio militar obligatorio dio lugar a que 16 millo- nes de ciudadanos se hayan empadro- nado en los Estados Unidos. Para ese nümero mucho mayor de soldados se necesita una cantidad mucho mayor de oficiales. iPor eso se dispusieron numerosos ascensos de oficiales. Entre otros — y esto nunca habia ocurpio todavia en la historia norteamencä- na — un ciudadano norteamericano de color, que era hasfca ahora oficial, fue nombrado general. Sobre eso se indigna „Frankfurter Zeitung". Su corresponsal, que, naturalmente, ve la vid-a norteamerieana a traves del pun- to de vista nazi, escribe al respecto: "Es claro que tambien el general ne- gro tiene sus superiores a cuyas örde- nes el mismo estä ligado, pero la am- plitud de juicio y de decisiön autöno- ma que le concede su ascenso es tan grande que con rara evidencia redun- dan en perjuicio del blanco las barre- ras que la naturaleza impuso entre las razas". En los Estados Unidos viven 12 millo- nes de negros que en el nuevo ejercito aportarän una considerable cantidad de soldados. A los nazis les parece de- masiado que a uno de ellos se lo re- conozca como general. Segün las ideas nazis "los germanos son los verdade- ros representantes de la civilizaciön en el continente. Los latinos han des- cubierto America, pero solo los germa- nos la han llevado' a una cultura su- perior". (A. Sievert en "America", päg. 8). Por eso el corresponsal del "Frank- furter Zeitung" dedica su desprecio no solamente a los negros sino tam- bien "a esas personas mäs pequenas y oscuras cuya cuna estaba en un pais del sur", a quienes el coloca frente a los "hombres altos, rubios, cuyos pa- dres son de procedencia nördica y no solo anglosajona". ;.Es posible que ha- ya en los paises sudamericanos perso- nas que sientan admiraciön por un hombre y un sistema que a ellos mis- mos los desprecian considerandolos de raza inferior? Los articulos de LA OTRA ALEMANIA (HL SUPLEMENTO CASTELLAND) pueden ser reproducidos libremente indicando su origen. 4