Das Andere Deutschland (LA OTRA ALEMANIA) Periodico Alemän Independiente EDITOR Y DIRECTOR: Dr. AUGUSTO SIEMSEN Tucumän 309 — Bs. Aires — U. T. 31-3922 Jahrgang IV. — Nr. 37 — 15. April 1941 EIN PESO Du wandelst im Licht der schimmernden, Stadt, du kannst über Geld, über Freizeit verfügen, du hast eine Wohnung-, du isst dich noch satt,_ du kaufst 'dir Erholung', du kaufst dir Vergnügen, Du kannst einen Peso ins Kaffeehaus, ins Kino, zum Boxkampf, zum Buchhändler tragen. du gibst ihn für eine Krawatte aus, du kannst ihn als Einsatz beim Kartenspiel wagen, du kannst ihn verrauchen, vernaschen, verwetten. Du kannst einen Menschen vom Tode erretten! Wo Männer und Frauen, von Seuchen verheert, im fauligen Stroh der Baracken erfrieren, von Hunger, Verbitterung. Fieber verzehrt, den letzten Besitz: ihre Hoffnung, verlieren, wo Menschen in Krallen der grausamsten Not, dort hat sich das Wesen des Wohlstands verschoben, Verdienst du in Freiheit dein tägliches Brot, so bist du auf Gipfel des Reichtums gehoben. Für sie ist dein Peso ein wärmendes Essen. Für sie heisst dein Peso: „wir sind nicht vergessen!" Die Trägheit des1 Herzens, die Krankheit der Zeit, sie sei dir kein Vorwand. Du kannst sie bezwingen. Bist du, der du frei bist, nicht einmal bereit. äen Peso als winziges Opfer zu bringen? Es war doch nur Zufall, du hattest das Glück, nicht selber im Lager des Elends zu enden. So zahle dem Schicksal ein Scherflein zurück, du kannst es nicht besser, nicht schöner verwenden. Ein Peso — ein Tropfen auf glühenden Stein — ein Peso kann Rettung Verzweifelnder sein. Hang Jahn (Paraguay) 1 HELFT UNSEREN GESINNUNGSFREUNDEN IN FRANKREICH REPUBLIKKAEHPFER IM LAGER VERJfBT Wir erhielten vom Schweizer Hilfskomitee für die Emigranten in Frankreich, an das DAD einen namhaften Betrag überwiesen hatte, einen Brief über die Lage der deutschen Republikkämpfer im Lager Vernet: Besonders schlimm ist die Lage der Republikkämpfer in Vernet. Sie werden schlechter behandelt als alle anderen, und es ist niemand da, der ihnen hilft. Unter ihnen befinden sich 120—130 Deutsche. Wir haben es möglich gemacht, ihnen zunächst Lebens- mittelpakete aus der Schweiz, dann aus Frankreich zu senden. Als das nicht mehr ging, halben wir ihnen Geld geschickt, damit sie sich aus der Kantine selbst Lebensmittel beschaffen könnten. Das langte für eine ausreichende war- me Mahlzeit ^n jedem Sonntag. Sie haben uns genau geschrieben, wieviel Nu- deln. Fett und Zwiebein sie jeden Sonntag dafür kaufen konnten. Nun gibt es keine Nudeln mehr, aber weisse Bohnen. Für April standen uns keine Mittel mehr zur Verfügung, da wir alles für andere Verpflichtungen gebrauchen, aber wir konnten die restlichen 50 Frs. von Ihren Ueberweisungen für Vernet ver_ wenden. Schreiben Sie bitte, ob Sie mit dieser Verwendung einverstanden sind und ob wir auf weiteres Geld von Ihnen rechnen dürfen. Wir sind Ihnen be- sonders dankbar, dass Sie unter gewiss schwierigen Umständen Geld für die Emigranten sammeln Und uns überweisen, weil die moralische Wirkung auf die Empfänger sehr gross ist. Sie haben sich sehr verlassen gefühlt. Nun wis- sen sie, dass man an sie denkt, sogar im fernen Südamerika. Sie haben Freu- de und Dank in einem Brief ausgedrückt. DEUTSCHE GEWERKSCHAFTLER IN FRANKREICH Von der Auslandsvertretung der deutschen Gewerkschaften, der DAD einen namhaften. Geldbetrag überwiesen hat, haben wir erneut einen ausführlichen Brief erhalten, in dem die furchtbare Lage der deutschen politischen Emigran- ten im besetzten und im umbesetzten Gebiet geschildert wird. Wir haben die hiesigen Gewerkschaftszentralen auf die Not ihrer deutschen Kollegen hinge- wiesen. Die CGT versendet den Brief in 250 Exemplaren an die Gewerkschafts- organisationen in Süd- und Mittelamerika. Man hat uns auch finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt. Wir veröffentlichen im folgenden einige Stellen aus dem Brief: .....Die Beziehungen der antifaschistischen gewerkschaftlichen Emigra- tion zu den französischen Gewerkschaften sind restlos beseitigt. Sie sind nicht einmal mehr von Mensch zu Mensch möglich. Das ergibt sich ganz von selbst bei Prüfung der Sicherheitsgründe für beide Seiten. War es früher möglich, in einzelnen Fällen in Not geratenen Freunden materielle, ideelle oder auch asyl- rechtliche Hilfe zu bringen, so ist das heute ganz unmöglich. Die gewerk- schaftliche Emigration "ist deshalb vollständig auf sich selbst gestellt. Da auch alle anderen Organisationen, wie Matteotti-Komitee. ihre Tätigkeit einstellen mussten, so ist die Lage unserer Freunde heute trostlos. Als Be_ bezahlt. Sa. hat nach der Münchener Rätezeit 4 Jahre Festung absitzen müs- geworden, soll aus der Anstalt entlassen werden, da niemand die Gebühren weis einige Beispiele: 1. Kollege Fr. Sa., 62 Jahre, früher Gauleiter im Gastwirtsgehilfenverband Gau Süddeutschland. Zuckerkrank, konnte deshalb Paris nicht verlassen; seine Frau ist seit 8 Monaten im Krankenhaus; seine 29jährige Tochter irrsinnig sen. Heute geht er um 4 Uhr früh in die Grossmarkthalle und sammelt Ab- fälle, die seine einzige Nahrung bilden. 2. Kollege G. Gr., früher Ortsgruppenvorsitzender und Landtagsabgeordneter. War in Dachau, von wn er flüchtete an der Saar, von dort mit Frau und 5 Kindern ins Lager La Roche; Umschulungskurs, arbeitete als Metalldrücker in Nantes; seit Beginn des Krieges interniert; Frau und Kinder leben von der Winterhilfe, die in Frankreich aus einem Teller Suppe besteht. 3. J. E. K., früher Bezirksleiter des ZdA. Nach schweren Erlebnissen findiet er seine Frau am 25. XII. 1940 unter einem Brückenbogen der Seine. Sie müs- sen sich vor der Gesfino verbergen, sind völlig mittellos und leben von den Abfällen der Markthalle. 4. Der 63jährige Ja. Kr., früher Bezirksleiter des DMV. der sich ebenfalls in äusserster Not befindet, erhielt 150 Frs. (damals etwa 10 Pesos) zugeschickt. Er schrieb darauf: „Deinen Brief habe ich erhalten, gestern kam auch das Geld an. Allerherzlich- sten Dank dafür, du lieber guter alter Freund! Wir können1 uns jetzt wenig- stens etwas Zusatzlebensmittel wie Brot kaufen. Wir bekommen — meine 2 Frau und ich — mittags und abends je eine Tasse Suppe von der secours na- tional (Winterhilfe). Es ist nicht das, was man Bouillon nennt. Manchmal streite ich mit meiner Frau und behaupte, dass es doch Bouillon sei. Das tu© ich nur, um ihr Mut zu machen, denn ohne solchen kann man die Suppe nicht essen. Die Einlage der Wassersuppe sind Brot und Nudelrest, die aus der fran- zösischen Flüchtlingsküche Übrig bleiben. Dabei »st das Gemisch in 9 Fällen von 10 stark sauer ..." In dem Brief wird weiterhin die brutale Behandlung der deutschen poli- tischen Emigranten durch das reaktionäre Frankreich geschildert (die Re- gierung von Vichy hat 'bekanntlich die Ehre Frankreichs gerettet!) Dann heisst es weiter: „als die deutsche Kommission Kuhnt die französischen In- ternierungslager besuchte, benutzte eine kleine Zahl unbekannter politischer Flüchtlinge die Gelegenheit, um über diesen Weg die „Heimkehr" anzutreten. Mit diesen „Heimkehrern" wurde dann in Deutschland grosse Reklame ge- macht. Sie mussten in Versammlungen auftreten und ihre Erlebnisse und Lei- den in der Emigration erzählen. Von den im Juni freigelassenen Interniertes mussten sich viele inzwischen erneut in Internierungs- oder Arbeitslager be- geben, die inzwischen im unbesetzten Gebiet errichtet worden waren. Ein Teil der davon Betroffenen zog es unter diesen Umständen vor, ins besetzte Gebiet zurückzukehren und dort unterzutauchen. Was aus ihnen geworden ist, ent- zieht sich unserer Kenntnis. Aber auch von jenen Flüchtlingen, die aus dem Lager entlassen wurden, ist ein Teil freiwillig in das Lager zurückgekehrt, weil sie in der Freiheit vor dem Nichts standen, nichts zu essen, kein Dach über dem Kopf besassen und deshalb das Lager zunächst noch dem Tod als letztem Ausweg vorzogen". Der Brief schliesst: „Wenn ich heute In dieser Ausführlichkeit schreibe, so hat das seinen Grund. Ich habe im November vorigen Jahres die Not der ge- werkschaftlichen deutschen Emigration • den Freunden im Ausland eingehend geschildert und muss leider feststellen, dass nur ein kleiner Teil darauf rea- giert hat. Das ist kein Vorwurf, denn ich weiss, wie gross heute'der Appell aii die Solidarität ist. Wenn Ich trotzdem nochmals an unsere ausländischen Freunde appelliere, dann nur, weil die Not so unendlich gross ist. Vielleicht ist es doch möglich, dass man etwas tun kann. Darum wiederhole ich meine Bit- te vom November vorigen Jahres: „Bitte helft!" Unsere Sammlung für die politischen Emigranten in Frankreich geht weiter. Wir möchten hoffen, dass die obigen Briefe, dass der Solidaritätsgedanke des kommenden 1. Mai alle unsere Leser und Freunde veranlassen wird, erneut nach Kräften unsere Hilfsaktion zu unterstützen. HILFERUF AN DIE SOWJETUNION „Viele zehntausende politische Flüchtlinge, Spanier, Italiener, Deutsche, Oesterreicher, Tschechen und etwa 6.000 internationale, freiwillige Spa- nienkämpfer, sind nach der französischen Katastrophe in höchster Gefahr. Es droht ihnen die Auslieferung an ihre Verfolger. Unter den Gefährdeten be- finden sich Männer von Weltruf. Männer, die ihre Namen in die Ruhmesta- feln der Literatur, der Kunst, der Wissenschaft und Forschung eingemeisselt haben . . . Unter den Bedrohten befinden sich viele auch international be- kannte Vorkämpfer der Arbeiterbewegung Italiens, Spaniens, Oesterreichs, der Tschechoslowakei, Deutschlands und anderer Länder." „Die zivilisierte Menschheit darf und wird nicht schweigen . . '. Die gesittete Menschheit, ihre Organisationen und Vereinigungen, die Gewerkschaften, Ge- nossenschaften, Bildungs- und Kulturverbände, Jugend- und Frauenorganisa- tionen, fortschrittliche Gruppen jeder Art werden wetteifern im Werk, die po- litischen Flüchtlinge zu retten . . . An dieser Weltbewegung wird jeder sich beteiligen, dessen Herz für Freiheit und Menschlichkeit schlägt. Die gesittete Menscheit wird ihre Ehrenpflicht erfüllen und den politischen Flüchtlingen Freiheit und Rettung erkämpfen." Diese Worte, geschrieben von H. Vorländer, standen am 19. Juli 1940. unmit- telbar nach dem Zusammenbruch Frankreichs in der „Welt" (II. Jg. Nr. 31), dem offiziellen deutschen Organ des HI. (Moskauer, Internationale, an leiten- der Stelle. Es ist ihnen noch hinzuzufügen: zu der Gefahr der Auslieferung gesellen sich Hunger und ansteckende Krankheiten in den Flüchtlingslagern. Die Gefahr der Auslieferung an den faschistischen Verfolger hat sich in vielen Fällen als schreckliche Wahrheit erwiesen. Alle Versuche der Rettung haben gezeigt, dass neben der Findung eines Asyl- landes, das die Flüchtlinge zulässt, das entscheidende Problem die Beschaffung" von Schiffspassagen ist, die ihnen das Verlassen der Menschenfalle Frankreich ermöglichen. Diese Aufgabe wird erschwert vor allem durch die Kriegsknapp- heit an Schiffsraum. Es gibt viele hunderte, wenn nicht tausende Flüchtlinge in Frankreich, die schon Visen für Uebersee besitzen, aber nicht entrinnen kön- nen, weil sie keine Ueberfahrtsmöglichkeit haben. Und als weiteres Hindernis tritt hinzu, dass regelmässige Dampferlinien von Europa nach Uebersee derzeit nur von Spanien und Portugal ausgehen, sodass die Flüchtlinge ausser dem Visum ihres Asyllandes auch noch die Durchfahrtserlaubnis Spaniens und Por- tugals haben müssen, um die manche von ihnen nicht einmal anzusuchen wa- gen, und dass sie auf dieser Reise deutsche Kontrollposten an den Pyrenäen passieren müssten, was sie erst recht nicht wagen dürfen. Da richtet sich unser hilfesuchender Blick auf jenes neutrale Land, von dem' vorauszusetzen ist, dass es als erstes die „Ehrenpflicht der gesitteten Mensch- heit" empfindet, welche „Die Welt" angerufen hat: die Union der Sozialisti- schen Sowjet-Republiken. Russland ist der neutrale Staat, dessen Flagge Gewähr bietet, dass ein Schiff ungehindert in einem französischen Mittelmeerhafen anlegen und unbelästigt die von U-Booten und Korsarenschiffen beunruhigte See durchkreuzen kann. Unter den Grosstaten der Sowjetunion steht die Schaffung einer eigenen Han- delsflotte mit voran. Wieder in der „Welt" (Nr. 2, III. Jg. 1941) wird uns in ei- nem Bericht über „Die Sowjetunion 1940" ein eindrucksvolles Bild davon ge- geben (Seite 37): „Fieberhaft wird in den Häfen von Riga, Libau. Tallinn und anderen gearbei- tet ... in den Dockanlagen liegen Dutzende Schiffe, die aus Leningrad, auff dem neuen Sowjethafen Wiborg und anderen Häfen Frachten aus dem Sowjet- norden bringen und dorthin Frachten aus dem Sowjetsüden schaffen". Eine zweite Handelsflotte belebt die russischen Schwarzmeerhäfen, eine dritte Wla- diwostok, eine vierte Murmansk. USSR hat Schiffe. Sein Beitrag zur Erfüllung der „Ehrenpflicht der gesitteten Menschheit" muss sein, dass es eines von den Dutzenden Schiffen dem Abtransport der Flüchtlinge aus Frankreich widmet. Die Stimme des Anderen Deutschland ist nicht stark genug,, um das Ohr Sta- lins im Kreml zu erreichen. Aber wir glauben, wenn alle die, an die Vorländer seinen Aufruf gerichtet hat — wir haben sie oben angeführt — und wenn überdies die Emigrantenorganisationen in den anderen Ländern Amerikas ihre Stimme mit uns vereinigen, dann wird der Hilferuf nicht ungehört verhallen können. Von den Sektionen der Dritten Internationale und ihren Hilfsorganisationen muss man wohl voraussetzen dürfen, dass sie sich dem Appell an ihr geistiges Oberhaupt anschliessen. Mehr: müssen sie nicht beweisen, dass sie nicht erst unseren Aufruf erwartet haben? Denn Vorländers eindringlicher Aufruf der gesitteten Menscheit und ihrer Organisationen galt doch auch — nein, nicht auch, sondern vor allem — ihnen. Oder nicht? DEUTSCHE OFFIZIERE UND SOLDATEN IN DER MONARCHIE Der Absolutismus, letzte politische Form des europäischen Feudalismus, reser- vierte die Offiziersstellen seiner Söldnerheere dem Adel. Wenn Friedrich der Grosse im Siebenjährigen Krieg sich aus Offiziersmangel zur Einstellung bür- gerlicher Offiziere gezwungen sah, so gab er ihnen nach Beendigung des Krie- ges den schlichten Abschied, weil nach seiner Auffassung nur der Adliere das nötige Ehrgefühl besitze, das der Offiziersstand erfordere. Zu diesem Ehrge- fühl gehörte die Verachtung der bürgerlichen Kanaille, des Zivilistenpacks. Kein Wunder, dass das aufsteigende Bürgertum wenig Symfpathien für die Offiziere besass, solange die bürgerliche und die feudale Klasse sich feindlich gegenüber standen. In der fundierten kaufmännischen Grossfoourgeoisie der deutschen Hansastädte sralt noch Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Ehe mit einem Offizier als ein* Missheirat. Ausserdem sah das Bürgertum in seiner li- beralen, manchesterlichen Zeit in Offizieren und Soldaten bestenfalls kostspie- 4 lige und deshalb möglichst einzuschränkende, notwendige Uebel zur Bewah- rung von Ruhe und Ordnung und zur Sicherung des Profits. Die Wendung kam, als Preussen nach dem Scheitern der bürgerlichen Revo- lution unter Bismarcks Führung „durch das herrliche Heer", „mit Blut und Eisen", „durch Krieg und Sieg" Deutschland einigte. „Wie Schwertgeklirr und Wogenprall" überflutete nun die preussisch-militaristische Legende in Stadt und Land, in Schule und Kirche, was es in Deutschland an Bürgerstolz und Bürgertugend — es war nie viel! — gegeben hatte. Das bunte Tuch galt nun auch in bürgerlichen Kreisen mehr als der Ziivilistenrock. Die Verbürgerlichung des Offizierskorps, nicht eine Folge demokratischer Gesinnung, sondern eine Folge des gewaltigen Offiziersbedarfs in den Massenheeren, führte keineswegs zu einem Wandel der Offiziersmentalität. Vielmehr glichen sich die bürgerli- chen Offiziere der monarchistisch volksfremden Tradition ihrer adligen Ka- meraden an, und die Einrichtung des R'eserveoffizierskortps — das LdR galb soziales Ansehen — verbreitete die entsprechenden Auffassungen in weiteste Kreise auch des mittleren Bürgertums. Wenn im Offizierskorps „Koofmich" auch noch immer ein verächtlicher Ausdruck blieb, so liess doch die wachsen- de Kapitalakkumulation die traditionelle Geringschätzung des Zivilistenpacks vergessen und führte zur sozialen Anerkennung auch der Neureichen. Geld- ehe. auch jüdische, wurden bei Adel und Offizierskorps immer häufiger. Die Verachtung richtete sich nun mehr gegen die Arbeiter, die Stelle des „Zivili- stenpacks" nahm das „Sozialistengesindel" ein. Was die Soldaten angeht, so wurde die Aufgaibe, sie im Heere der allgemei- nen Wehrpflicht zu gefügigen Werkzeugen in der Hand der monarchistischen Offiziere zu machen, nirgends so glänzend gelöst wie in Preussen-Deutschland. Wilhelms I. Wille, ,,die Soldaten dem Zivilstand zu entfremden", wurde durch die von Hitler als „gewaltigste Schule der deutschen Nation", ale „wundervoll- stes Instrument des deutschen Volkes" gefeierte militärische Ausbildung und durch den in schule, Kirche und Gesellschaft eindringenden preussisch mili- tärischen Geist so vollkommen verwirklicht, dass sein Enkel Wilhelm II. den Rekruten sagen konnte: „Der Soldat soll nicht seinen Willen haben, sondern ihr sollt alle einen Willen haben, das ist Mein Wille; es gibt nur ein Gesetz, und das ist Mein Gesetz". Er verpflichtete sie, auf sein Geheiss auch auf Va- ter und Mutter zu schiessen. — Wer auf politischen Agitationsreisen in der Weimarer Republik in Arbeiterwohnungen der verschiedenen Gegenden Deutschlands kam, der fand auch damals noch immer wieder in den Wohnun- gen die Bilder aus der Militärzeit. IN D ER REPUBLIK Im vorigen Weltkrieg erlebte der preussische Militarismus in der Diktatur Hin- denburg-Ludendorff seinen höchsten Triumph, der mit seinem scheinbar völ- ligen Zusammenbruch endete. Die monarchistisch-aristokratischen, volksfrem- den und arbeiterfeindlichen Offiziere waren im November 1918 in weitesten Kreisen des deutschen Volkes, vor allem bei den Soldaten, völlig diskreditiert. Aber mit ausserordentlicher Zähigkeit und Zielsicherheit und unterstützt von den republikanischen Regierungen, insbesondere von Ebert, Noske und Gess- ler, hat das kaiserliche Offizierskorps überraschend schnell eine ausschlagge- bende Stellung in der deutschen Republik wieder gewonnen. Mit seiner Hilfe wurden die revolutionären Arbeiter niedergeschlagen. Dadurch unentbehrlich geworden, konnten die massgebenden Offizierskreise „die Generallinie der Reichswehr" durchsetzen. Der Republik kühl gegenüberstehend, im Herzen mo- narchistisch, festigten sie ihre Stellung, indem sie alle linken Elemente aus der Reichswehr entfernten und aus dieser relativ kleinen Söldnertruppe ein ihnen absolut gefügiges Werkzeug machten. Bestrebungen der Sozialdemokratie unter dem Motto „Heran an die Reichswehr!", die Offiziere für die Republik zu gewinnen, die im Militärprogramm des Magdeburger Parteitags und in dem Verbot der Zugehörigkeit zur deutschen Friedensgesellschaft gipfelten, zeugten von völligem Missverstehen der „Generallinie der Reichswehr" und waren von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wenn Kriegsminister Gröner im Herbst 1930 sagen konnte, dass im politischen Geschehen Deutschland kein Baustein 5 mehr .bewegt werden könne, ohne dass das Wort der Reichswehr ausschlagge- bend in die Wagschale geworfen werde, so bedeutete das zugleich die Einfluss- losigkeit der Arbeiterschaft in der Weimarer Bepublik. Es war ein kleines, aber ausgewähltes und zum Korpsgeist erzogenes Offiziers- korps, das, gestriitzt auf das ebenfalls kleine, gesiebte Eliteheer der Reichswehr, sich diese Stellung erobert hatte. Aber die Siege über die revolutionären Ar- beiter genügten ihm nicht, die Revanche für die Niederlage im Weltkrieg war das grössere Ziel, hinter dem die Wiederaufrichtimg der Monarchie in grösse- rer Herrlichkeit winkte. Seekt hat bekanntlich die Auffassung vertreten, dass ein hochqualifiziertes technisiertes und motorisiertes kleines Berufsheer am be- sten den modernen Erfordernissen entspreche. Er meinte damit nicht nur die Geeignetheit für den Krieg, sondern auch und vor allem die unbedingte Zu- verlässigkeit gegen den inneren Feind, die Arbeiterschaft. „Klein aber rein!" — d. h. die Soldaten als willenloses Werkzeug in der Hand der Führung, dem neben der militärischen Höchstqualifizierung leicht auch das bisschen politi- sche Ideologie im Sinne des Klassengeistes der Offiziere beizubringen war. UNTER DER HITLERDIKTATUR Die Auffassung Seeckts ist nur insoweit verwirklicht worden, als die Hitlerdik- tatur über hochqualifizierte Kerntruippen verfügt. Im übrigen aber hat sich die von Röhm, dem Protektor des früheren Reichswehrspitzels Hitler, vertre- tene Forderung der Massenheere durchgesetzt. Das ist nicht ohne Widerstände geschehen. Gerade die Vertreter der General- linie in den hohen Kommandostellen haben der nazistischen Pleibisierung des Heeres lange Widerstand geleistet. Ihre Niederlage und die Nazifizierung des Heeres bedeuten bis zu einem gewissen Grade das Ende der preussisch-hohen- zollernschen Offizierstradition. An den Vorteilen der Nazidiktatur teilneh- mend. wird dieses neue, recht gemischt gewordene Offizierdforps zwar ein zu- verlässiges Instrument für Hitler sein, so lange er erfolgreich ist, aber es wird in und nach der Niederlage nicht den Korpsgeist und die zähe Lebens- fähgiikeit und Zielstrebigkeit besitzen, wie das in langer Tradition geformte kaiserliche Offizierskorps des vorigen Weltkrieges. Obwohl Hitler diese Tradition so hoch gepriesen hat, hat er sie ausmerzen müssen. Ebensowenig wie im Offizierskorps besteht in dem heutigen Massen- heer noch die Haltung und Gesinnung, wie sie im Kaiserreich durch lange Dienstzeit und wiederholte Reserveübungen erzielt werden konnte. Das Dritte Reich vermochte in der kurzen Zeit seines Bestandes nicht die durch lange Dauer geheiligte altpreussische militärische Tradition durch etwas Gleichwer- tiges zu ersetzen. Das heutige schnell ausgebildete Massenheer wird deshalb mehr und schneller noch als das Heer des vorigen Weltkrieges die allgemeine Stimmung der Bevölkerung teilen. Wenn neueste Meldungen von wachsender Mißstimmung in Volk und Heer sprechen, so darf man ferner nicht vergessen, dass in dem mächtig aufgebläh- ten Heer sich heute ebenso wie in den Betrieben entschiedene Gegner des Na- ziregimes befinden, Gegner, die weit entschlossener sind als die angeblichen ..Dolchstössler" des vorigen Weltkrieges. Wir kennen unter ihnen (manchen, der uns gesagt hat: „Wenn wir erst Waffen in die Hand bekommen, werden wir sie „richtig" gebrauchen". Wir wissen nicht, wie viele Soldaten heute so denken, aber diejenigen, die da sind, werden von grosser Bedeutung bei Rückschlägen und bei Beginn der Zersetzung sein. Möglichkeiten. Wahrscheinlichkeiten eines schnelleren Zusammenbruchs der Moral der Truppen als im vorigen Weltkrieg sind also gegeben. Erst recht wird es leichter sein, in einem neuen Deutschland eine neue Offiziersgenerallinie zu verhindern. Aber das genügt nicht. In einer stürmischen Reichstagssibzung im Mai 1932 hat der Verfasser der Reichswehr und der militaristischen Rechten zugerufen: „Wenn ihr nochmals verbrecherischerweise den Krieg entfesselt, wird die deut- sche Arbeiterschaft — treu dem Vermächtnis von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht — ein für allemal mit euch Schluss machen". Bs wird ein eiserner 6 Wille nötig sein, um das im neuen Deutschland zu verwirklichen, und um darüber hinaus das Gift des Militarismus auszurotten, das das deutsche Volk allzulange versucht hat. SIR ROBERT VANSITTART VERFAELSCHT DIE GESCHICHTE Wogegen ficht Grossbritannien in diesem Krieg? Ist die deutsche Rasse der Feind oder ist es der Faschismus Die Frage wurde dringend, seit Sir Robert Vansittart seine Rundfunkreden im Druck herausgebracht hat. Er war der per- manente Chef des britischen Aussenamtes und ist immer nach „Oberster di- plomatischer Berater der Britischen Regierung". Seine Meinungen werden den Nazis bekannt werden, deren Propaganda sich kein besseres Material für ihre Zwecke wünschen konnte. Er versucht, die Gefühle, die uns in diesem Kampf beseelen sollen, in Hass zwischen den Völkern umzuleiten. Er hat überdies sei- ne eigene Diagnose über das Uebel, das Europa seit ein paar Generationen be- fallen hat — nicht die Anarchie der rivalisierenden Nationalstaaten, nicht das Chaos unseres planlosen Wirtschaftsleben, nicht die Machtgier des Faschis- mus, sondern ausschliesslich das eingeborene Barbarentum der deutschen Ras- se. Möge uns unser guter Geist davor bewahren, dass diese Stimmung sich festsetze. Er unternimmt eine sehr einseitig wählende Studie der deutschen Geschichte seit 2000 Jahren. Er zitiert Tacitus, vergisst aber, dass die Germanen ebenso die Ahnherren der Angelsachsen waren wie der Hitleristen. Er verweilt bei Schändlichkeiten des XII. Jahrhunderts als immer noch bezeichnend. Gewiss, die deutschen Ritter haben eine slawische Sprache unterdrückt, wenn sie konn- ten. und verübten Grausamkeiten gegen Juden. Die Väter der Engländer rot- teten die irische Sprache aus und vertrieben die Juden, die überlebten, von den britischen Inseln. Er verweilt bei von Trothas Blutbad unter den Herreros: hat er jemals den Bericht über die totale Ausrottung der Eingeborenen Tas- maniens gelesen? Er erinnert an Tillys Massaker in Magdeburg. Hat er jemals zeitgenössische Zeugnisse über Cromwell in Irland studiert? Durch diese sen- timentale und unwissenschaftliche Behandlung der Geschichte kommt Sir Ro- bert zu dem Schluss, dass die Nazis die echten Erben der deutschen Tradition seien: „Nazismus ist nicht eine Abirrung sondern ein Ergebnis". Er will wahr haben, dass die Deutschen immer Wilde waren und noch sind, „Würger", wie er sie nennt. Nicht einmal eine Einschränkung will er zulassen: für ihn lebten Bach und Beethoven, Kant und Goethe vergebens. Es war einmal üblich, die französische Vorliebe für Krieg und Ruhm in ganz dem gleichen Stil anzuklagen. Schliesslich ist Deutschland zuerst von den Ge- nerälen Louis XIV. und dann von Napoleon überrannt worden, bevor es sei- nerseits Frankreich über den Haufen rannte. Wenn Bismarck drei Kriege führte, hat Louis Napoleon nicht vier geführt? Alle solche Rekriminationen sind ebenso kindisch wie schädlich Der wirkliche Unterschied zwischen Westeuropa und Deutschland ist, dass hier der Feudalismus niemals niedergeworfen wurde wie in England und Frankreich. Die deutschen Massen schlugen in den schrecklichen Bauernkrie- gen zu früh los und sie wurden vernichtet. Sir Robert Vansittart vergisst alles, was zuerst im Italien der lateinischen Rasse geschah. Mussolini hat vor Hitler die menschlichen Werte über Bord geworfen, sich von den Schranken des Gesetzes befreit, Demokratie mit De- kadenz gleichgesetzt wirtschaftliche Wohlfahrt zu erstreben von sich gewie- sen. über internationales Wohl gelacht, den Krieg idealisiert und Machtgier und Eroberungslust als die einzigen einer männlichen Nation würdigen Triebkräfte aufgestellt. Die naive Erklärung, dass die Deutschen von eingeborener Veran- lagung Wilde sind, deckt sich nicht mit den Tatsachen und nach einem Blick auf Italien laden wir Fachleute aus der Schule Vansittarts ein, Vichy, Madrid, das Oesterreich der Dollfuss und Schuschnigg zu betrachten. Sir Robert Vansittart sagt nicht, was er mit den Deutschen tun würde. Aus- rotten' Versklaven? Ewig Wache stehen vor ihnen? Der Faschismus erzielte seine Erfolge, weil es uns anderen, Sozialisten nicht weniger als kapitalisti- schen Liberalen, misslang, das Problem der neuen Ordnung zu lösen. Das er- ste Kriegsziel ist zu überleben und das kann nur geschehen durch Zerstörung nicht der Deutschen, sondern der Nazi-Machtmaschine. Unser Feind ist der Faschismus und er kann nur besiegt werden, wenn wir Europa einen Plan der Kooperation in der Arbeit darbieten, der Ordnung und Freiheit miteinander in Einklang bringt. NACHWORT. Oiese Polemik g-eg-en die Auslassungen Sir Robert Vansittarts — Übrigrens eines (1er Hauptschuldigen an der Shyloek-Politik der Entente ge- genüber der deutschen Republik und der Förderung- des Faschismus durch Eng-land-Frankreich — entstammt nicht meiner Feder. Sie ist aus, „New Sta- tesman and Nation", der unbestritten führenden politischen Wochenschrift der angelsächsischen Welt, übersetzt. Ihr Abdruck hier scheint mir aus drei Grün- den angebracht: als Zeugnis des starken Gerechtigkeitsempfindens und der Selbstkritik in der englischen Linken; zur Belehrung- jener unter den deut- schen und österreichischen Antifaschisten, die auch vom „Vernichten" träu- men; schliesslich, weil die üble Propaganda Vansittarts über den englischen Propagandadienst auch in manche Zeitung-, die in deutscher Sprache gedruckt wird, Eingang" fand. Leider zwang- die Raumnot in DAD zu wesentlichen Kür- zungen, die mit die feinsinnigsten Darlegungen betroffen haben. E. Ii. Oesterreichische Seite OESTERREICH ALS NAZIKOLONIE Von einem reichsdeutschen Volkswirt Dass in Oesterreich die Begeisterung über den „Anschluss" reichlich abge- flaut ist, haben schon mancherlei Meldungen gezeigt. Von den tieferen wirt- schaftlichen Ursachen gibt der Handelsteil der Frankfurter Zeitung ein recht gutes Bild. Unter dem Titel „Leistimg und Ziel der ostmärkischen Gaue" bringt er eine Schilderung, die dem kritischen Leser zeigt, dass die „Ostmark" prak- tisch eine Kolonie des Dritten Reichs ist. In väterlich-wohlwollendem Tone wird zunächst dargestellt, warum man an die österreichischen Brüder keine allzu hohen Anforderungen stellen dürfe. „Deutsch-Oesterreich war (nach 1918) ... in die blanke Hoffnungslosigkeit gestürzt, so, wie es gewesen war, jemals wieder hochzukommen." (Man beachte die neudeutsche Ausdruckswei- se!) „Das hat nicht nur seine selbst dem hartgeprüften übrigen Reich nicht leicht vorstellbaren materiellen Konsequenzen gehabt, sondern auch einschnei- dende psychologische Folgen, und diese sind nachhaltiger als jene. Wo durch Leistung und Wagnis nichts zu gewinnen scheint, wird der Pensionär zum Ideal". Müssen da die Oesterreicher dem Schicksal nicht dankbar dafür sein, dass es ihnen die forschen deutschen Brüder mit ihrer Initiative geschickt hat? Allerdings „das hochangespannte übrige Reich konnte nicht so viel Hilfe lei- sten, wie es wünschte, und in mancher Hinsicht fehlte die Zeit, um Geduld zu haben". Die Ausplünderung konnte man dagegen wesentlich schneller organi- sieren als die Hilfe. Einer der ersten Schritte in dieser Richtung war die Steu- er-„Anpassung". Sie „brachte zwar sogleich die natürlich voll weiterzugebende Umsatzsteuer-Senkung, die etwas später eingeführten deutschen Lohn- und Körperschaftssteuern aber enthielten für Lohnempfänger wie Unternehmungen z. T. fühlbar höhere Sätze. Und dazu kam kaum minder gewichtig die wesent- lich schärfere Steuerpraxis". Nun gut, bei höheren Löhnen könnte man schliesslich auch höhere Lohnsteuern ertragen. Vielleicht hat Herr Hitler für einen entsprechenden Lohnausgleich gesorgt? Aber nein, dazu „fehlte wieder die Zeit". Sie reichte nur au.s, um Lohn- erhöhungen sogar gesetzlich zu verbieten mit dem Erfolg, dass selbst der Wiener Nazi-Berichterstatter von einer „schmerzlichen Divergenz zwischen den ge- stoppten Löhnen und den noch immer in ziemlich breiter Front fühlbar über- höhten Preisen" sprechen muss. Weiter blieb Zeit genug, um diejenigen Preise, die noch nicht „überhöht" wa- ren, heraufzusetzen, so dass die österreichische Arbeiterschaft doppelt geprellt wird. „In der Ostmark wird im Durchschnitt . . . besser gegessen. Die Preise gerade für die qualifizierten Nahrungsmittel hatten aber vordem (vor wem?) 8 vielfach unter dem Stand im übrigen Reich gelegen und wurden nun mit Rück- sicht auf die Landwirtschaft zum Teil nach oben angeglichen. Daneben spielen übrigens auch hier die Beschränkungen bei einigen billigen Nahrungsmitteln, z. B. die trotz möglichster Rücksicht unvermeidliche Verminderung des weit überdurchschnittlichen städtischen Trinkmüchverbrauchs eine Rolle". Mit an- deren Worten: „Nachdem man die Löhne auf einem Niveau gestoppt" hatte, das unterm Reichsdurchschnitt liegt, liess man zwar die überhöhten Preise un- berührt, setzte dafür aber die Preise der billigeren Waren sowie die Lohnsteuer herauf und stahl dem österreichischen Arbeiter ausserdem noch gerade die bil- ligeren Lebensmittel, für deren Erwerb sein Einkommen noch gereicht hätte. Wer nun etwa meinte, dass es dem österreichischen Unternehmer besser gehe, der wird eines Besseren belehrt. Zunächst ist die Fortführung der Betriebe da- durch erschwert, dass man tüchtige Arbeiter offenbar so lange ins Dritte Reich verpflanzte, bis sich die österreichische Industrie dagegen wehrte. Oder auf neudeutsch ausgedrückt: „Darum ist die Ostmark auch so besonders empfind- lich gegen jeden neuen Abzug qualifizierter Kräfte, und darum ist ihr auch so sehr daran gelegen, diejenigen zurückzuerhalten, die noch nach dem Umbruch ins Reich gingen, dorthin vermittelt oder verpflichtet worden waren". („... ver- mittelt oder verpflichtet waren" d. h. freiwillig gingen oder zwangsverschickt wurden wie Kolonial-ßklaven). Daneben wird die österreichische Industrie in Bezug auf die Fracht-Tarife und in der Zuteilung von Rohstoffen benachteiligt. Auch hier reichte die Zeit nur dazu, vor dem „Anschluss" vorhanden gewesene Benachteiligungen zu ver- schärfen: „Tarif —, auch kontingentpolitisch gibt es übrigens noch manche Wünsche, nicht nur auf ausgleichende Bevorzugung, sondern auch auf Abschaf- fung noch hier und da existierender Benachteiligungen . . . Dazu gehört z. B. auch, dass . . . Südostrohstoffe, die wirtschaftlicher in Wien verarbeitet wür- den, nicht daran vorbeigefahren werden ..." (d. h. also, dass sie den reichs- deutschen Unternehmern auf Kosten ihrer „ostmärkischen" Kollegen reserviert bleiben). Schliesslich sei noch erwähnt, dass in Oesterreich „vor allem vermöge der Ueberbeschäftigung der Produktionsmittelindustrien des übrigen Reichs die Mo- dernisierung, Ergänzung und Erweiterung des technischen Apparates nicht mit der allseits gewünschten Schnelligkeit vor sich gehen konnte" und dass man trotzdem Oesterreich gleich „den straffsten Formen der Bewirtschaftung, Len- kung und Erfassung" unterwarf, „die sich im übrigen Reich nach und nach herausgebildet hatten und die auf die dortige weit fortgeschrittene Phase zuge- schnitten waren". Also auch hier wieder das gleiche Bild: die „Erfassung", d. h. Ausplünderung, wurde überstürzt durchgeführt, die notwendigen Hilfs-Mass- nahmen bestenfalls für später „geplant". Bis in die letzten Einzelheiten bietet uns somit Oesterreich das Bild einer Ko- lonie: Zwangsverschickung der Arbeitskräfte, Ausplünderimg in Bezug sowohl auf die Lebensmittel als auch auf die industriellen Rohstoffe und Fertigfabri- kate (im übrigen auch Raub des Gold-Vorrates), Auferlegung harter Steuern, Herabdrückung der Lebenshaltung. Dazu kommt noch die Besetzung der höhe- ren Regierungs-Posten mit reichsdeutschen Nazis. Wie unter diesen Umstän- den die Stimmung in Oesterreich sein muss, das zu erraten, dürfen wir gewiss unseren Lesern überlassen. BERICHTE AUS OESTERREICH Ein neutraler Korrespondent, der En- wird deutlich gezeigt, dass ihnen die de 1940 Oesterreich bereiste, berichtet Bevölkerung- nichts übles wünscht; der Londoner Times: umso mehr 'bestehen die Behörden Wien ist eine graue, freudlose Stadt auf der Durchführung der Judenge- geworden, deren Bewohner einen mü- setze. Was den neutralen Beobachter den fadenscheinigen Eindruck ma- ain meisten in (Staunen versetzte, war chen. Die Verkäufer stehen müssig die Ungeniertheit, mit der ihn viele hinter ihren Pulten, die Kaffeehaus- Oesterreicher über die wahren Ver- tische stehen leer. Churchills Rund- hältnisse informierten, trotz des Ki- funkreden sind am gleichen Abend in sikos, das sie laufen. „Sie konnten ganz Wien bekannt. In geschlossen! nicht wissen, ob ich nicht ein Gesta- Kreis wird die Möglichkeit eines eng- poagent war.". Eine Frau, die er da- lischen Sieges diskutiert. Den Juden rauf aufmerksam macht, antwortet: „Wir müssen das Risiko auf uns neh- men", Allgemein ist die Ueberzeugung verbreitet, dass Oesterreich ein Zen- trum aktiver, schwer zu meisternder Unruhen werden wird, sobald das Glück sich gegen die Nazis wendet. Aus einem anderen Bericht sei zitiert: Mehrere Waffen- und Munitionsbe- triebe wurden aus Oesterreich ins Su- detenland verlegt. Oesterreicher wer- den in Flugzeugfabriken nicht be- schäftigt. In kriegswichtigen Betrie- ben. speziell im wiener _ neustädter Gebiet sind Tschechen, die nicht deutsch können, eingestellt worden. Der Ausstoss wichtiger österreichi- scher Industrien ist gesunken. Ver- glichen mit den letzten Monaten vor dem Nazieinmarsch iproduzieren die Veitschen Magnesit-Werke 60 Prozent, die Koetlacher Kohlenminen 96 Pro- zent (trotz Vermehrung der Beschäf- tigung um 3 Prozent); die Alpine- Montan produziert trotz aller Bemü- hungen um Produktionssteigerung nicht mehr als friüher. In der Hirten- berger Munitionsfabrik gab es einen Sabotageakt, eine Explosion legte den Betrieb auf fünfeinhalb Tage still. Das folgende ist die gekürzte Wieder- gabe eines Berichtes des „Senders der europäischen Revolution" (19 h. deut- sche Sommerizeit, Welle 31,2 m): In einer Werkhalle der Waggonhau- Werke, Wiener Neustadt, brach am 13. Dezember eine Arbeiterin zusammen. Im ganzen Saal stand sofort die Ar- beit still. Die Erregung der Arbeiter und Arbeiterinnen machte sich Luft in wilden Diskussionen. Gerade als sich die Stimmung etwas zu beruhi- gen schien, • brachte einer der freiwil- ligen Sanitäter die Nachricht zurück: der Arzt habe festgestellt, dass die zusammengebrochene Kollegin soeben eine Fehlgeburt hatte. Darauf brach die Erregung von neu- em los. Aufgespeicherte Wut brach lös gegen die masslose Ausbeutung, ge- gen das Hetztempo, gegen die endlose „VATERLAENDISCHER" IN LONDON ,,Die Katze lässt das Mausen nicht!" Der folgende Brief, den wir unter Weglassung rein persönlicher Stellen abdrucken, kam uns von einem sehr zuverlässigen londoner Berichterstat- ter zu, einem ehemaligen grazer So- zialbeamten: Das Londoner Office existiert noch. Ich las vor kurzem in der „Sunday Times" eine kurze Kundgebung für ein selbständiges Oesterreich, gezeich- net von Allina und Hecht. Hecht ist ein Bruder des Sektionschefs Hecht Arbeitszeit, gegen die Betriebsleitung, gegen den Krieg, gegen alles, Spon- tan bildeten sich Gruppen, die bei der Betriebsleitung protestieren wollten. Da aber niemand recht wusste, was zu tun war, kam es zu keiner organisier- ten Protestdelegation. Der ganze Be- trieb schien plötzlich in Aufruhr, der sich noch weiter steigerte, als bekannt wurde, dass die Betriebsleitung nach einem Ueberfallkommando der Poli- zei telephoniert hatte. Am nächsten Tag, am Sonnabend, ging durch den Betrieb die Nachricht, dass die unglückliche Kollegin in dar vergangenen Nacht gestorben war. Die offene Erregung war zwar vor- über — aber im ganzen Werk wuchs die Erbitterung und Spannung. Am Montag erschienen 200 Arbeiter, darunter 75 Frauen, nicht zur Arbeit. Die Polizei trat sofort in Aktion und fand die Mehrzahl der fehlenden Ar- beiter zu Hause in ihren Betten un- ter dem Vorwand, dass sie krank und arbeitsunfähig seien. Eine nicht ge- nau bekannte Anzahl von Kollegen wurde sofort verhaftet. Niemand weiss, was mit ihnen geschehen ist. Nicht einmal die Familie. Denn die Polizei verweigert jede Auskunft. In- zwischen hat die Betriebsleitung der Waggonbau werke auf den Dächern von mehreren Werkshallen Maschi- nengewehrposten aufstellen lassen. Seither hat sich die Stimmung im Betrieb nicht verändert. Es ist wie ein Kessel unter Hochdruck und man hat dauernd das Gefühl — wann wird das platzen? Der ganze Vorfall ist zum Stadtgespräch von Wiener Neu- stadt geworden. Seit Montag sind in der Stadt illegale Flugblätter verteilt worden gegen die Arbeitsbedingungen und die Schinderei in den Waggon- bauwerken, die heute ebenso wie in al- len kriegswichtigen Betrieben des Dritten Reiches ein nie gekanntes Ausmass erreicht haben. PUTSCHVERSUCH (Sektionschef Hecht war der Rechts- berater Dollfuss', der für alle Eid- und Verfassungsbrüche seines Herrn die juristische Begründung zu ertüf- teln hatte). Bald nach seiner Ankunft in London habe ich mit Allina einige Male gesprochen, aber nichts aus sei- nen Aeusserungen liess darauf schlie- ssen, dass er eine ,,Mission" zu erfül- len im Begriffe ist. Die Monarchi- sten waren sehr lange auf der Suche nach einem „Arbeiterführer". Wie Sie wissen, existierte in London 10 der sogenannte „Oesterreichische Ausschuss" (eine rein gesellschaft- lich-humanitäre Institution, in der ich auch mitarbeitete). Diese Organisation ist sehr gross geworden und hat, ob- jektiv betrachtet, auch sehr viel für die Emigration getan. Nach Ausbruch des Krieges hat sich diese Organisa- tion für unpolitisch erklärt. Die Mo- narchisten aber versuchten mehrmals, die Organisation an sich zu reissen, jedoch ohne Erfolg. Als dann das Au- strian Office ins Leben trat, versuch- ten sie es mit Gewalt. Offenbar unter Allinas Führung- wurde ein regelrech- ter Ueberfall mit Heimwehr'begleitung Oesterreichische Sozialisten Von den österreichischen (Sozialisten, die beim Abschluss des deutsch-fran- zösischen Waffenstillstands in Frank- reich waren, konnte eine Anzahl be- reits das neue Asylland, die Vereinig- ten Staaten von Nordamerika, errei- chen. Friedrich Adler, der ehemalige Sekretär der sozialistischen Interna- tionale, die Abgeordneten Wilhelm Ellenbogen und Dr. Julius Deutsch, Josef Luitpold Stern, der um die Or- ganisation des Arbeiterbildungswesens hochverdiente Dichter, Rechtsanwalt auf das Haus organisiert und es wäre um ein Haar zu einer grossen Schlä- gerei gekommen. Der Ueberfall wurde aa einem Tag, an dem gerade eine Sitzung stattfand, organisiert. Die Monarchisten bildeten sich offenbar ein, in der Sitzung mit Hilfe der Un- politischen eine Mehrheit für ihren versuchten Gewaltakt zu finden. Sie waren daher sehr überrascht, dass nur eine sehr geringe Minderheit für sie gestimmt hat. Die Mehrheit aber zog die Konsequenz und schloss die mo- narchistischen Mitglieder des Aus- schusses aus. Und dabei blieb es. in U. S. A. J. Freundlich, sämtliche Mitglieder der Auslandsvertretung der österrei- chischen Sozialisten, das Komitee des Matteottifonds, die Redakteure und Mitarbeiter des „Sozialistischen Kanüpf", insgesamt ca. 35 Personen. Immer noch ist aber eine grössere Anzahl österreichischer Sozialisten auf französischem Boden, auch solche, die schon im Besitz amerikanischer Visen, wegen der Ausreiseschwierig- keiten in Frankreich festgehalten sind. NAZIONALSOZIALISMUS POLIZEISTRAFEN PER TELEFON Unter dem Titel „Fernmündlich Poli- zeistrafen verhängt" lesen wir in den „Münchener Neuesten Nachrichten" vom 28. September v. J.: „Hier ist Polizeihauptmann Wank...! Ihr Ladenmädchen hat gestern Nacht wieder unzureichend die Fenster ver- dunkelt. Ich verhänge deshalb über das Mädchen als Strafe einen Hausar- rest von 8 Stunden. Die Strafe ist im Keller bei verschlossener Türe in sit- zender Stellung zu verbüssen . . In einem Ladengeschäft klingelt das Telephon: „Hier Hauptmann Wank! Ihre Verkäuferin zeigte gestern anläss- lich der Schaufensterdekoration in är- gerniserregender Weise ihre Beine! Als Strafe für dieses unzüchtige Be- nehmen hat das Fräulein 16 Stunden lang in verschlossener Kammer zu sit- zen. Dabei muss sie mit schwarzem Rock und weisser Bluse bekleidet sein . . .! Das Münchner Blatt erzählt, dass die Strafen auch vielfach befolgt wurden. Es stellte sich nachträglich heraus, dass dieselbe Stimme in 70 Fällen zu Geschäftsleuten und Pensionsinhabe- OHNE MASKE rinnen sprach. Einer Pension wurde befohlen, eine Haftzelle zu errichten, weil das Polizeipräsidium zurzeit über- füllt sei. Erst nach längerer Zeit er- wies sich, dass diese Strafen garnicht von der wirklichen Polizei verhängt worden waren, sondern dass es sich um „chistes" einer Privatperson han- delte, die dazu vom Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Ein solcher Vorfall kann sich nur im Lande der Gestapo ereignen, wo der absoluten Willkür der kleinen Herr- scherschicht niemand entgehen kann. VERGIFTUNG VON KINDERSEELEN In den „Münchener Neuesten Nach- richten" wurde der lustige Verlauf des grossen Kinderfestes im Münchener Ausstellungspark geschildert, an dem 24.000 Personen sich ergötzt haben. Die Nazizeitung schreibt: „Für die Buben gab es überdies zwei zeitge- mässe Neuerungen. Sie übten sich im Handgranatenwerfen und warfen Bomben auf langsam vorüberfahrende, feindliche Schiffe". Die Lust am Tö- ten und Zerstören kann nicht wunder - II nehmen bei einer Jugend, die verbre- cherische Elemente das Lied singen ge- lehrt haben: „Und. fällt vom Kampf in Trümmern die ganze Welt, das soll uns den Teufel kümmern. Wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt". VON DER SEKTFRONT Der Einsatz an der Sektfront steigt. Laut „Münchener Neuesten Nachrich- ten" (12. XII. 40) ist, nachdem „die deutsche Schaumweinindustrie 1937-38 ihren Umsatz beträchtlich erhöhen und Höchstabsatzziffern erreichen konnte, auch 1939 der Umsatz nach zuverlässigen Schätzungen nochmals um 10 Prozent gestiegen. 1940 ist die Nachfrage nach Schaumwein weiter sehr lebhaft gewesen". VOLKSAUTOS Seit dem 1. August 1938 wird vielen, im öffentlichen Dienst stehenden Be- amten, Angestellten und Arbeitern monatlich Geld für eine Volksauto- Sparmarke abgezogen. Hitler, Ley und einige andere Führer haben auch schon ein Volksauto erhalten. Man hat es ihnen geschenkt. Sie sind die einzigen. Die Volksauto-Werke arbei- ten für die Armee. Nun hat Ley erst kürzlich wieder versprochen, dass so- fort nach Kriegsende Volksautos am laufenden Band fabriziert werden sol- len. Das „NS-Kraftfahrkorps", dessen Präsident eine Art Diktator für nden nicht von Nazis verwaltet werden. „Das Punktsystem kann nur von einer Behörde angewandt werden, die vom Geist der Ordnung und Organisation zutiefst durchdrungen ist". Das Punktsystem, „erfordert Verwaltungs- eigenschaften, über die bis jetzt die (heutigen) Gemeindebehörden nicht verfügen". ERWERBSLOSE sind bei den Arbeits- ämtern des Generalgouvernements nicht mehr registriert, jeder Pole scheut sich, zum Arbeitsamt zu ge- hen, weil er fürchtet, sofort nach Deutschland deportiert zu werden. Polen wollen lieber in der Heimat hungern als als Sklaven in Deutsch- land anbeiten. Die Nazibehörden wissen das. Von Zeit zu Zeit veranstalten sie deshalb Menschenjagden. Tim neue Arbeits- sklaven nach Deutschland zu pressen. Bin neues Wort ist in Polen für die- ses Sklaven jagden entstanden, ein furchtbares Wort, das in ganzen Städ- ten Panik erzeugt: Branka. Wenn deutsche Lokalbehörden den Auftrag erhalten, eine (bestimmte Zahl Zwangsarbeiter zu liefern, beginnen sie mit der Registrierung der Erfass- baren. Dann beginnt die Branka. Streifen durchziehen die Strassen, durchsuchen die Häuser und nehmen jeden fest, der nicht nachweisen kann, dass er in kriegswichtiger Arbeit steht. Wenn bekannt wird, das die örtli- DAS GESICHT UNSERER ZEIT chen Behörden mit einer neuen Re- gistrierung von Zwangsarbeitern be- gonnen haben, dass also eine neue Branka bevorsteht, verschwinden pol- nische Männer und Frauen, Burschen und Mädchen, flüchten zu Freunden ins Nachbardorf, in die nächste Stadt, in andere Wojewodschaften. Erst wenn sie erfahren, dass im Heimat- ort das Pressen von Zwangsarbeitern beendet ist, kehren sie zurück — bis eine neue Branka sie aufscheucht und sie von neuem mit dem Strom der Flüchtenden von Ort zu Ort, von Kreis zu Kreis, von Wojewodschaft zu Wojewodschaft wandern. WINTERHILFE-EMPFAENGER Unter den Najzis von Buenos Aires herrscht grosse Aufregung. Durch ei- nen Zufall wurde nämlich bekannt, dass die monatlichen Abzüge an ih- ren Gehältern für die Winterhilfe zu einer etwas merkwürdigen Art von Wohltätigkeit verwandt wurden. Die Leitung der Partei hielt es nämlich für nötig, ihren bezahlten Funktionä- ren in Arbeitsfront und Deutscher Wohltätigkeits-Gesellschaft zu Weih- nachten ein dreifaches Gehalt als be- sondere Anerkennung auszuzahlen. Fast alle Beamten konnten auf diese Weise mehr als $ 1.000.— auf einen Schlag einstecken. Mit Recht fragen sich nun die Arbeiter und Angestell- ten, die selbst zum Teil kaum das Nötigste verdienen und sich trotzdem den Zwangs-Abzug für die Winterhil- fe gefallen lassen mussten, ob es nicht Bedürftigere als die ohnehin schon gut bezahlten Nazifunktionäre gibt, und ob es sich hier nicht um einen typischen Fall nationalsozialistischer Verschleuderung der Arbeiter-Gro- schen handelt. Abkehr vom Pazifismus. Zu den stärk- sten Stützen des Pazifismus in der anglosächsischen Welt gehörten die Priester der evangelischen Kirche. Eine Rundfrage der Zeitschrift „Ti- me", New York, bei den Häuptern der amerikanischen protestantischen Kir- chen ergab, dass eine deutliche Ab- kehr des Klerus vom Pazifismus im Gange ist. Ihren Ausdruck findet sie in der Gründung der Zeitschrift „Ghristianity and Crisis" durch den führenden Theologen Dr. Reinhold Niebuhr. Aus ihrer programmatischen Einführung: „Wir glaulben, dass der moderne christliche Pazifismus zum Utopismus hinneigt. Wir meinen, dieser Utopis- mus habe dazu beigetragen, dass die Demokratien zu spät zur Verteidigung gegen die Gefahren der neuen Barba- ren geschritten sind, und dass er, zu- mindestens ir^ Amerika, Hand in Hand geht mit einem verantwortungslosen und egoistischen Nationalismus" . . . Dr. Niebuhr war noch in den Zwan- 13 ziger Jahren selbst glühender Pazi- fist. In einer kürzlichen Rede sagte er: „Wir halten es für gefährlich, wenn religiöser Empfindsamkeit gestattet wird, den Tatbestand zu verdunkeln, dass nazistische Tyrannei abzielt auf die Vernichtung des jüdischen Volkes, auf die Unterwerfung der Völker Eu- ropas unter die Herrschaft einer Her- renrasse, auf die Ausrottung der christlichen Religion, auf die Aufhe- bung der Freiheiten und R'echtserrun- genschaften, unschätzbares Erbgut von Jahrhunderten christlicher und humanitärer Kultur. . . . Wir glau- ben, dass der Christenglaube seinen Beitrag zu diesem Kampfziel leisten kann und muss ... In diesem Au- genblick ist die Niederlage der Nazi- Tyrannei die dringendste Aufgabe." Auch der weltliche Linkspazifismus nimmt die gleiche Entwicklung. Der berühmte englische Philosoph Ber- trand Russell erklärte in Chicago: „Obgleich ich all mein lieben lang Pazifismus gepredigt habe, bin ich jetzt zum ersten Male überzeugt, dass die Freiheit ohne militärischen Kampf nicht bewahrt werden kann. Die Freiheit wird aussterben auf der Welt, wenn der Totalitarismus nicht ge- schlagen wird." Das ist USA. „Es wäre keine Ueber- treibung, zu sagen, dass der Fortbe- stand des demokratischen Regierungs- systems für vielleicht Hunderte von Jahren, der Fortbestand von politi- scher und individueller Freiheit, der Fortbestand des privaten Kapitalismus und menschlichen Anstands — alle abhängen mögen von dem Erfolg die- ser Gruppe". Dieses Zitat stammt aus „Time", dem Magazin, aus dem. der Durchschnittsamerikaner Information und politische Orientierung holt, es (bezieht sich auf das Amt, das die Aufrüstung der Union organisiert. In der Kongress-Debatte über die „Lend and Lease-Bill" war die besorgte Fra- ge häufig, ob Grossfbritannien nicht am Ende zum Sozialismus übergehen werde und demnach der Hilfe nicht würdig sei. Die Beobachter, die Roo- sevelt herüberschickt, haben auch darüber zu berichten. Denn das ist die grosse Sorge in den Kreisen, die in USA massgebend sind und denen der Fortbestand des Kapitalismus syno- nym ist mit Anstand, Freiheit, Demo- kratie und den anderen heiligsten Gütern. Willkie weiss es. Die Frage, ob der Krieg die englische Industrie soziali- siert, beantwortet Wendel Willkie so: „Gewiss nicht — weder während noch nach dem Kriege nach meinem Ur- teil . . . Der Wohlstand der alten Aristokratie wird der Vergangenheit angehören, wenn der Krieg vorbei ist. Und der Ertrag der Industrie wird besser verteilt werden, durch öffent- liche Wohnhausbauten, höhere Löhne, sozialpolitische Gesetze und derglei- chen, wie es sich gehört. Aber die In- dustrie wird in privatem Besitz und kapitalistisch bleiben". Willkie schöpft diese Ueberzeugung aus persönlichen Eindrücken und Gesprächen mit Hunderten Geschäftsleuten und — spart nicht mit Worten der Bewun- derung für Be50.— 63S6 . . . 2.— 4172 .... 12.— 6420 . , . 1.— 4277 .... 50.— 6436 . . . 1.— 4280 .... 2.— 7805 . . 1.50 4286 .... 1.— 7807 . . . 20.— 4287 .... 7.— Uebertras- 2107.55 4288 .... 5— 15 STIMMEN AUS DEM LESERKREIS Zur Diskussion über die Demokratie ! Echte Demokratie kann nur kommen, wenn wir gleichzeitig den Weg eum Sozialismus beschreiten. Ohne Sozia- lismus wird die Demokratie nie ver- wirklicht werden, wird sie immer nur ein Schemgebilde unseres gesellschaft- lichen Lebens sein, ja sie wird zu grau- enhaften, neuen Auseinandersetzjungen führen, anstatt die Menschheit zu be- freien. Die arbeitenden Menschen müssen eine wirkliche und funktionie- rende Kontrolle über die Industrie ausüben können, müssen dafür sorgen können, dass die skrupellose Ausbeu- tung beseitigt wird. Dem Staatsbürger muss Gelegenheit gegeben werden, die Geschäfte der Staatsführung mit zu entscheiden, darüber zu wachen, dass die, Investierungen im. Interesse des Volksganzen vorgenommen werden, dass die Gewinne der Wirtschaft der Gemeinschaft zu Nutze kommen. Die Auffassung, dass der Einzelne mit sei- ner Arbeitskraft oder mit seinen Pro- duktionsmitteln nach Gutdünken ver- fahren kann, muss verschwinden, um einer solidarischen Gemeinschaftshal- tung Platz zu machen. Das Problem der nationalen Absonde- rung verdient ebenfalls eine Neube- handlung im Rahmen demokratischer Erwägungen. Die Entwicklung der Technik hat eine Erdverkleinerung zur Folge gehabt, von welcher man sich vor wenigen Jahrzehnten noch keine Vorstellung machen konnte. Aber noch mehr! Eis ist eine Gemeinsamkeit eingetreten, die von ungeheurer Be- deutung ist. Wenn heute an irgendei- nem Plate der Welt etwas geschieht, so wissen wir es am entgegengesetz- tem Ende der Welt wenige Minuten spä.ter, ja wir sehen es schon im Bild vor uns. Wir hören die Reden der eu- ropäischen Staatsmänner gleichzeitig mit der Nation, für die sie gesprochen werden. Wir erleben die Ereignisse im Bild, im Film wenige Stunden später mit. Ungeheure Möglichkeiten, aber verkannt und falsch benutzt. Diese Erdverkleinerung, diese Welfcgemein- samkeit birgt in sich alle Möglichkei- ten der Verständigung, der Nutzbar- machung für die gesamte Menschheit. Wie schon so oft in der Geschichte der Menschheit ist das Gegenteil ein- getreten. Alle potentiellen Mittel ,der gegenseitigen Verständigung: wurden und werden, aufgeboten, um diese Ver- ständigung zu sabotieren, um den Völ- kerhass zu säen. Die wahre Demokra- tie hat die Aufgabe, die Erfindungen des menschlichen Geistes, die Errun- genschaften menschlichen Fleisses in den Dienst aller Menschen, in den Dienst der Völkerverständigung zu stellen. In einer Zeit der Weltgemein- samkeit kann man keine nationale Isolierungspolitik treiben, wie zu Zei- ten, da eine Mitteilung von Europa nach Amerika einige Monate unter- wegs war. Die moderne, technisierte Welt ist entstanden durch die grandiosen tech- nischen Leistungen, die das kapitali- stische Wirtschaftssystem brachte. Doch auf der höchsten Stufe der Ent- wicklung angelangt, versagt diese Lei- stung und verkehrt sich in das Gegen- teil, wird zum Fluch für die Mensch- heit. Das innerste Gesetz des Kapita- lismus erstrebt den hemmungslosen Konkurrenzkampf. Konkurrenzkampf heisst: Ausbeutung, Rationalisierung, Kamof um Absatzgebiete, Eroberung von Rohstoffquellen. Diese zwingenden Notwendigkeiten verkehren alle fried- lichen Möglichkeiten in das Gegen- teil und müssen zwangsläufig den Krieg Aller gegen Alle bringen. Daher muss die nationale Eingeschlos- senheit überwunden werden, indem im Rahmen einer demokratischen Ord- nung ein weitgespannter Bogen die Völker umfasst. Dazu bedarf es der Freiheit, jedoch einer Freiheit, die im Notwendigen begrenzt ist. Wirken wir dafür, dass dieser Krieg der Krieg des Umbruches sei. Dass am Ende dieses Krieges neue Geschichts- körper entstehen, welche — in Hoch- haltung lebenswichtiger Kultur- und Wirtschaftsschöpfungen der Mensch- heit — eine bessere, eine friedlichere Form des Zusammenlebens bringen. Dr. E. C. B. Verantwortlich: Dr. August Siemsen. Oesterreichische Seite: Ernst Laken- bacher. Geldsendungen an Juan Carl, Tueuirän 309. Buenos Aires. Sprech- stunden von 5 bis 7 Uhr ausser Frei- tags. U. T. 31-3922. 16 La Otra Alemania La reiproducciön de los artlculos de LA OTRA ALEMANIA es libre indicando su orlgen. Dr. Walter DAMIS; Ya en el ano 1933, Jnmedlatament-e despu^s de asumir el poder, Hitler comen- z6 a preparar la guerra que hoy asoma al mundo. Los miembros mäs capaci- tados del partido nazi y del estado mayor, reclbieron la misiön de preparar, con precisiön cientffica, el plan para la conquista dej mundo, de examinar las posibilidades de ejecuciön y de eleg'ir los medios conduncentes a esa finalidad. Los resultados de esos trabajos fueron expuestos en la revista del estado ma- yor alem&n, "Deutsche Wehr", y en alg-unas obras cientfficomilitares demasia- do poco conoeidas. Hoy dla, cuando el mundo es devastado por la guerra que con tanta minuciocidad preparö Hitler, es interesante volver a revisar esos trabajos. TODO EL MUNDO BAJO LA DOMINACION NAZI "Ningün rincon del mundo debe escapar a nuestra atencion. Y mucho menos la mayor y mäs promisora regiön del mundo (Asia). Por esta razon nos alegramos por los acuerdos germano-japoneses" (Haushofer, "Geopolitik des pazifischen Ozeans", päg. 263). LINEAS AEREAS ALEMANAS EN SUD AMERICA "La evoluciön de la navegaciön aerea estä inseparablemente unida al destino y al engrandecimiento de una naciön moderna. El poder naval constituyö el fundamento de las viejas naciones, la potencialidad aerea serä la base sobre la que se cimentarä el porvenir de los imperios venideros". (Von Poturzvn päg. 155). "Las lineas del tr&ffco a6reo (por ej. las de la compafiia alemana C6ndor en Sud America), revisten en alto grado un caräcter politico . . . Por eso aunque exteriormente aparesoan como empresas particulares, esas lineas son en reali- dad entidades del gobieroo". (idem, päg. 171). ' Las lineas nereas alemanas son la expresiön de la mentalidad din&mica de nuestra naciön. que lucha por un lugar bajo el sol. y el aviön es considerado como importante instrumento en manos de una potencia mundial" (idem päg. i6a). "Las Ifneas aSreas deben ser instaladas all! dcnde el gobierno persiga objetivos politicos". (idem. päg. 172). LA QUINTA COLUMNA "Ha pasado la 6poca de las conqulstas territoriales con ayuda de la potencia militar. En todos los casos hay que madurar antes el espiritu de la poblaciön por diversos medios". ("Zeitschrift für Geopolitik", 10, 281, 1937). SUPLEMENTO CASTELLANO Editor y director: Dr. AUGUSTO SIEMSEN Tucuman 309 — Buenos Aires — No. 37 — Ano IV, PERIODICQ ALEMAN ANTIHITLERISTA METODOS Y OBJECTIVOS DE GUERRA DE LOS NAZIS 1 "Las a menudo muy importantes minorlas alemanas dispersas entre muchos paises, asl como las naciones vecinas puramente alemanas, colocan al Reich, en caso de guerra, en la favorable situaciön de no tener que valorarlas en su po- tencia total". ("Deutsche Wehr". 5. 12. 35). "La verdadera guerra es arriesgada y cara. Por eso la guerra se hace ya en tiempos de paz. Los elementos belicos son: socavar con Propaganda revolucio- naria, inmigraciön sistem&tica, dumping, econömico, sanciones, comercio con estupefacientes — y por el otro lado — aumento sistemätico de la natalidad, fabricaciön de sustitutos para primeras materias, etc. De esta manera, entre el estado de guerra y el tiempo de paz no se necesita establecer una linea divisoria muy marcada" (von Schumacher, "El Espacio como Arma", päg. 57). "Los procedim'entos de la guerra econömica son: el boicot, las aduanas, los monopolios comerciales. suspensicn del pago de deudas, imitacion de patentes rsgistradas, falsificaciön de billetes de banco, etc." (idem, päg. 139). EL "NUEVO ORDEN" EN EUROPA "El principio de los estados nacionales no tiene validez para los paises de la Europa central y oriental. Aqui hay que crear nuevas formas para el destino de las nacionalidades . . . Tendra que surgir una nueva manifestaciön de la colaboraciön internacional . . . Pensemos en el ejemplo del Imperio Mundial Britänico, que abarca una cantidad de naciones distintas bajo la direcciön de los ingleses como raza dominadora". ("Frankfurter Zeitung", 15. 8. 37). EL DERECHO DE GENTES ES ANTTCUADO "La rapidez con que se ejecutan las primeras acciones de guerra decide la Vic- toria y la derrota. El derecho de gentes y sus disposiciones son anticuados. Son superfluos los Ultimatums y las declaraciones de guerra . . . Desaparece la di- ferencia entre la zona de guerra y el interior del pais. El ataque debe ir contra el espiritu de reslstencia y la moral de la poblaciön civil enemiga". (von Schu- macher, päg. 56). DESPUES DE LA VICTORIA DE HITLER "AI enemigo no se le rcba algo, sino todo. Debe ser liquidado de una vez por todas ... La guerra mundial de 1914-18 fue solamente el comienzo, la inicia- ciön de un drama mucho mayor . . . En la pröxima guerra no estarän com- prometidos los dividendos, todo peligrarä" ("Deutsche Wehr", 16. 3. 35). "El precio del vencedor consiste en aniquilar completamente a la nacion ven- cida. AI enemigo no se le debe permitir mäs que produzca; debe ser destruido como potencia econömica independiente. No debe poseer ninguna industria que lo coloque en condiciones de emprender una nueva guerra con tal vez mayor suerte. El enemigo debe ser aniquilado y sus poseciones serän tomadas por la naciön vencedora". ("Deutsche Wehr", mayo de 1936). LOS SUffERHOMBRES "Es de noche. En la Pampa los gauchos rodean el fogön. En el asador se estä asando un jugoso carnero. En ese momento se acerca un forastero desconocido y pide de comer y de beber, lo cual se le concede en abundancia. Se entablan conversaciones; se habla de caballos, naturalmente. El dueno de casa esta dis- puesto a regalar su caballo al que sea capaz de montar a ese salvaje e indo- mable animal. "Yo lo har6", dijo el forastero. A la mafiana siguiente, los gauchos, uno por uno, tratan de probar su suerte con el caballo del dueno de casa. El animal los derriba a todos. Entonces el forastero monta sobre el animal y consigue dominarlo. El dueno de casa se lo regala. "iDonde aprendiste a an- dar a caballo?", pregunta el argentino. "En Alemania, con los hüsaros", respon- de el forestaro, y se aleja al galope. , Este relato, que tiene por finalidad inculcar en la juventud alemana la idea de que el germano es el hombre mäs inteligente y noble, fu6 publicado en "Rolands- blätter" (Berlin), sept. 1940) por el nazi Ch. Lohr, residente en la Argentina. 2 JUVENTUD EN ALEMANIA Ana Bernstein, de 16 afios, joven amiga de LA OTRA ALEMANIA, pronunciö la siguiente conferencia por la, Radio CX24 de Montevideo: Me han pedido aqui que camo re'fu- giada alemana les describa en unas cuantas palabras la situacion de la juventud alemana. Para mi, que tuve el honor de nacer en una Alemania libre, es mäs doloro- so que para cualquier otro, ver que mi patria es el foco central de una gran corriente de destruccion que amena- za a toda la Europa y a todo el mun- do con sus olas de barbarie y de te- rror. Y es todavia mäs dolorosa para ml. ver que en la Alemania de hoy en dia, gobernada por un genio dia- bölico y esclavizada por una inteli- gencia suprema puesta al servicio de una idea fanä-tica, de un deseo anti- humano de poseer al mundo entero, de ser el amo de todäs las criaturas, que en esta Alemania degenerada, se empiece por corromper a la juventud, a la juventud que es el futuro y a la cual perteneee el manana. He frecuentado aqul dos afios la es- cuela publica y no puedo cmas que aplaudir sinceramente la escuela de este pafs, en la cual, ademäs de edu- car e instruir completamente al nino, se le inculca tamfoien desde temprana edad los sentimientos de justicia. de democracia, de igualdad y de libertad. Esto establece una diferencia enorme comparado con las escuelas de Ale- mania, donde actualmente desde muy tierna edad se empieza a desarrollar en el nino el sentimiento de super io- ridad, el desprecio a los judios, y un ipatriotismo fanätico, que no es pa- triotismos porque no estä destinado a servir a la patria, sino a un solo hom- bre que utiliza a los hombres como nos sertvimos nosotros de los animales. Como todo el pueblo de Alemania, la juventud tambien se halla como hip- notizada, no dändose cuenta de nada mäs que de los triunfos de este dic- tädor; sumergido en este entusiasmo juvenil que tan bien ha sabido encen- der Hitler, por medio de sus discur- sos. no ven los sufrimientos de sus padres, no se precatan del hamibre que sufre el pueblo, no se dan cuenta tampoco de las injusticias y de las atrocidades que dia a dia se cometen en Alemania. Todos los ninos son un poco tiranos y de esto se sirve el nazismo para ha- cler de la juventud de hoy una nuwa generacion que no conocerä mäs que el odio y el desprecio. Desarrolla este sentimiento hasta la exageraciön en escuelas donde 'frecuentemente se pueden ver escenas como la siguiente: Como aqui, tamibten en Alemania exisfce lo que generalmente se Haina "La ccpa de leche" que es repartida a todos los alumnos a la hora de recreo. Los ninos form an fila y cada uno re- cibe su vasito que lueigo se le Uena de leche. Pues bien; en los primeros afios del nazismo asistfan todavfa a las es- cuelas puiblicas ninos judios. COmo todos, ellos recibian a la hora de re- creo su vasito. Pero en el momento, en que extendian su vaso, esperando que se Io llenaran de leche, la maes- tra lo rechazaba, diciendo: No, a tf no te damos leche. tu eres judio y no faltarfa mäs que todavfa alimentara- mos a estos enemigos ptiiblicos. El po- bre nino se iba humillado profunda- mente por unas palabras cuyo senti- do quizas ni comprendia. Esta esc?na se repetla todos los dlas. No se evita- ba al nifio este sufrimiento, prohi- biendole asistir al reparto de la leche. AI contrario, se le obligaba formar a fila, se le entregaiba el vaso como a todos los demäs, pero Uegado el mo- mento se le humillaba todos los dfas nuevamente. Eiste es uno de los tan- tos metodos de ensenanza racial que se emplean diariamente en todas las escuelas de Alemania. Asi se corrum- Pe a la nueva generacion inductendo- la a cometer hasta crfmenes y atroci- dades que ellos mismos no compren- den por no haber ni siguiera oldo ha- blar de la justicia y de los derechos que corresponden a cada individuo cnir forma esta gran familia que es la hv - manidad. Brasil serü nna colonia alemana. — Rio de Janeiro. En una discusiön con brasilenos, un nazi llamado Ernst Fi- scher expresö esta idea: "Tarde o tem- prano el Brasil serä, una colonia ale- mana". Fischer fu6 detenido por la po- licla. 3 LA EMISORA DE LA REVOLUCION ALEMANA Desde hace algün tieinpo se oye a las 19,- hora de verano alemana, en la onda 31,2 metros, a una "emisora de la revoluciön alemana", en idioma alemän. Sus informaciones y sus crltlcas al sistema nazi son sistemäticamente perturbadas por las estaciones nazis. Reproducimos un informe abreviado de esta emisora: Las grandes usinas para la construc- negö toda informaciön. Ettitretanto la ciön de vagones en Viena-Neustadt, direcciön de la empresa hizo apostar construyen ahora vagones cisternas paxa el transporte de petröleo de Ru- mania. En uno de sus talleres, el 13 de' diciembre una obrera sufriö un desvanecimiento. En toda la sala se suspendiö el trabajo. La excitaciön entre obreres y obreras se desatö en violentas discusiones. Precisamente cuando el estado de änimo pareciö tranquilizarse un tanto, uno de los en- fermeros voluntarios trajo la noticia de que el xnedico constatö que la co- lega desmayada habia sufrido un aborto. A continuaciön renaciö la excitaciön. La cölera acumulada se desatö contra la exonbitante explotaciön, contra la rajpidez febril, contra los excesivos ho- rarios, contra los dirigentes de la em- presa, contra la guerra, contra todo. Espontäneamente se formaron grupos que querian protestar ante la direc- ciön. Toda la fäbrica pareciö repenti- namente rebelarse, y esta tendencia se acrecentö cuando se supo que los di- rectores habian telefoneado a la poli- cla. AI dia siguiente, un säbado, corriö por la usina la voz de que la desgraciada colega habia fallecido en la noche pre- cedente. La ostensible excitaciön ha- bia pasado pero en toda la fäbrica aumentö la amargura y la tensiön. El lunes 200 obreros, entre ellos 75 mujeres, no se presentaron al traba- jo. La policia intervino inmediatamen- te y encontrö en sus casas, en el le- cho, a la mayorla de los trabajado- res que faltaban, quienes pretextaron hallarse enfermos e inca,pacitados pa- ra trabajar. Fueron inmediatamente arrestados una cantidad no determi- nada exaetamente de obreros. Nadie sabe que fug de ellos. ni siquiera sus respectivas familias, pues la policia varios guardias con ametralladoras sobre los techos de algunos talleres de la fäbrica de vagones. Desde entonces el estado de dnimo en la empresa no ha cambiado. Es como una caldera sometida a alta presiön, y se tiene sie>mipre la impresiön de que alguna vez se producirä la explosion. Este caso fue extraordinariamente co- mentado en Viena-Neustadt. Desde el lunes fueron repartidos volantes ile- gales ipor la ciudad, contra las con- diciones de trabajo y las vejaciones sufridas en las fäbribas de vagones, que, lo mismo que en todas empresas de interes para la guerra en el Ter- cer R'eich, alcanzaron proyecciones nunca conocidas. CEREMONIA DEL CULTO PAGANO NAZI EN COLOMBIA Bogota. — La conocida agente nazi Greta Lorentzen publicö en la revista "Der Volksdeutsche" (El Pangermanis- mo), de Berlin, un articulo sobre la juventud hitlerista de Bogota, cuyo centro es considerado la escuela ale- mana de esa capital. La autora des- cribe con lujo de detalles las ceremo- nias del antigua culto germano pa- gano del solsticio, que en la nueva re- ligiön hitlerista se festeja en lugar de Navidad, que los verdaderos nazis se niegan a celebrar porque representa el cumpleanos del "judio Jesus". Se- gün la descripciön de Greta Lorent- zen, que desempena un papel desta- cado en la mencionada organizaeiön juvenil nazi, la ceremonia alcanzö su punto älgido al izarse la svästica. De- mostrando el mayor cinismo por la tolerancia del gobiemo colomibiano, escribs: "Nos sentimos orgullosos y alegres de que nosotros los alemanes nodamos reunirnos y educar en el ex- tranjero a nuetra juventud segün el sistema nazi." POCA CONFIANZA INSPIRA LA "LATI" La compania aerea italiana LATI, que lleva el correo de Brasil a Europa, ha dejado de transportarlo tres veces en las ültimas semanas. La correspondencia de Navidad estä todavia detenida en los depösitos de los puertos brasilefios. Van tres veces que no llega el correo procedente de Europa, sin que se indiquen las causas de esos retardos. 4