Das Andere Deutschland (LA OTRA ALEMANIA) Periodico Alemän Independient« editor y dikector: Dr. ÄUGUSTO SIEMSEN Tiicumän 309 — Bs. Aires — U. T. 31-3922 Jahrgang IV. — Nr, 38 — 10. Mai 1941 GESICHT DER ZEIT »ie herrenrasse vor 80 jahren "Dieses Volk hat den tief verwurzelten Glauben entwickelt, dass es ihm von Natur aus zukommt, die Welt zu füh- ren und die Politik der benachbarten Staaten zu kontrollieren... Es be- trachtet Krieg nicht als ein manchmal notwendiges Uebel, sondern als eine um ihrer selbst willen erfreuliche Sache, eine edle, vielleicht die edelste Anwendung der Kräfte und des Gei- stes des Menschen." Diese Sätze schrieb Bryce, ein sehr bekannter englischer Historiker des 19. Jahrhunderts, im Jahre 1865 über das französische Volk und er fährt fort: "Die Tendenz des teutonischen Gei- stes war und ist, auf die Unabhän- gigkeit des individuellen Lebens ge- richtet", während bei den Romanen "das Einzelwesen das Aufgehen in der Masse erstrebt." Woraus erhellt, dass die Charakter- eigenschaften eines Volkes sich mit seiner politisch-ökonomischen Umwelt ändern. Die kriegerisch-totalitäre Gei- steshaltung Deutschlands, oder viel- mehr seiner herrschenden Schichte, ist ebensowenig ewig, sondern wandel- bar, wie es die französische war. tradition und revolution In der Berliner Zeitung "Das Reich" berichtet G. Thimm aus Moskau über "das grosse Reformwerk des Verteidi- gungskommissars Marschall Timo- schenko." Dass die politischen Kom- missare in der Roten Armee abge- schafft, die Grusspflicht der Niederen gegenüber Höheren dekretiert, die Ka- meraderie zwischen Offizieren und Soldaten verboten wurde, ist bekannt. "Timoschenko", sagt der Korrespon- dent, "ist besonders bemüht, den rus- sischen Soldaten nach westeuropä- ischem Muster umzuwandeln. Ein Bild, wird verbreitet, das einen Komman- danten der Roten Armee im Kreise seiner Familie zeigt. Er trägt die neue Offiziersuniform und sitzt mit seiner Frau auf einem Sofa, während ihr nett gekleideter Junge mit Zinnsolodaten spielt. Dieses Bild soll zeigen, dass die neue Reform nicht nur gerade fesche Uniformen und stramme Hal- tung bedeutet, sondern auch einen ge- wissen Stil im Privatleben. Timo- 1 ßchenko, der einer falsch verstandenen Idee von der Demokratie abgeneigt ist, hat mehr ^md mehr von den mi- litärischen Traditionen der Vergangen, heit Russlands wiederhergestellt. Das Zentraltheater der Roten Armee und das Theater Vachtangoff führen vor vollen Häusern Stücke auf über die beiden grossen Generäle der Napo- leonischen Kriege, Suwaroff und Kutu- soff. Die beiden erprobten Heerführer werden als glühende Patrioten und Väter ihrer Soldaten vorgeführt. Auch Kalinin (der Staatspräsident der USSR) unterstrich in einer Rede den Umstand, dass die ersten Schritte zur Kultivierung der alten Tradition getan wurden. Er empfahl, dass die Regi- menter an der Geschichte des Regi- ments Interesse nehmen sollten... Dies sei das beste Mittel, um das politische und moralische Niveau der Armee zu heben." (Rückübersetzung aus "Inside Germany") möhrenwaesche In "La Hora" (23. 4. 1941), dem kom- munistischen Hauptorgan, schreibt Ernesto Giudici in einer Polemik ge- gen Haya de la Torre, der von frei- heitlichen Kräften Südamerikas ver- langt hatte, Partei zu ergreifen für die unterdrückten schwachen Völker, gegen die Hegemonie der weissen "Arier": "Nicht nur nimmt er Partei für einen der kriegführenden Impe- rialismen. sondern er schreibt auch dem deutschen Imperialismus Rassen- charakter zu, was niemand glaubt, ihn und seine Partei ausgenommen. Sogar der deutsche Imperialismus selbst, der seinen Rassismus als Deckmantel zur Verhüllung seiner wahren Pläne ge- braucht. legt nicht viel Wert auf ihn." — Ob da nicht Ribbentrop auf diplo- matischem Wege in Moskau protestie- ren wird, gegen diese Leugnuns der Rassentheorie des Nationalsozialismus? endlich die verdiente anerkennung Der moskauer Staatsverlag publiziert in 13 Bänden die russische Ueber- setzung von Goethes Werken. Fach- leute versichern, es sei eine glänzende Uebersetzung, denn Goethes Geistes - werk wäre das Edelste und Revolu- tionärste. das die Bourgeoisie jemals hervorgebracht habe. Es käme dem dialektischen Materialismus im Range nahe (Telegramm aus Moskau, Frank- furter Zeitung vom 22. 12. 1940). SUENDENBEKENNTNIS Englische Blätter berichten, dass Ge- neral Weygand kürzlich in einer An- sprache folgendes Bekenntnis von sich gab: "Informationen, die mir aus ver- schiedenen Quellen zukamen, führten mich zu dem Glauben, dass Frankreich am Vorabend einer Linksrevolution stünde. Ich sehe heute ein, dass die Informationen nicht richtig waren und dass daher die Waffenniederlegung Frankreichs verfrüht war." Der Generalissimus der französischen Republik lieferte das Vaterland lieber dem Feinde ans Messer, als dass er es dem eigenen Volke übergab. Dieser Verrat, der der Weltgeschichte eine neue Wendung gab. beruhte zwar auf falschen Informationen, aber auf ech- tem Klassenhass. MAENNER IHRES VERTRAUENS "Eine der Garantien, die Deutschland, als Voraussetzung der Wiederaufnah- me der Zusammenarbeit mit Frank- reich verlangt, ist die Gegenwart im Kabinett von Vichy einer gewissen An- zahl von französischen Persönlichkei- ten, in die Berlin Vertrauen setzt... Die Herren Laval, Boimet, Cathala,., Baudouin und Chichery erscheinen un- ter den Persönlichkeiten, deren Na- men in diesem Zusammenhang ge- nannt werden" (Meldung des United- Press-Korrespondenten Heinzen aus Vichy, 24. 4. 1941). Laval war be- kanntlich der Ministerpräsident Frankreichs, der Abessinien "an Mus- solini verkaufte und die Sanktionen des Völkerbundes sabotierte; Bonnet war Ausssnminister Daladiers zur Zeit Münchens, seine Gattin galt als Agen- tin des Abetz, der jetzt deutscher Bot- schafter in Pari^ ist; Baudoln war Kabinettschef Reynauds bis zum Zu- sammenbruch. Sie alle haben einmal — und haben gewiss noch — nur Ver- achtung übrig für die. "vaterlandslosen Proleten." Jetzt sind sie Männer, in die Berlin Vertrauen setzt. Womit ha- haben sie sichs verdient? CHERCHEZ LA FEMME Die künftige Geschichtsschreibung oder zumindest ihre Zweig und Lud- wig, werden die reizvolle Aufgabe ha- ben, die Wahrheit dieses Satzes an den Vorgängen vor dem Zweiten Weltkrieg zu erproben. Mme. Bonnet, die Comtesse de Portes, Reynauds Freundin, in Prankreich; in England Lady Astor, die Schlossherrin von Cliveden, das den Drahtziehern der Appeasement-Politik den Namen gab, und die jüngst verstorbene Lady Chamberlain, Witwe des Aussenmini- sters Sir Austen ynd Schwägerin des Premierministers Neville Chamber- lain, die zumeist in Rom lebte und mit Mussolini enge Freundschaft hielt — von den sabotierten Sanktionen gegen Italien, über den Verrat an der spa- nischen Republik und der Tschecho- slowakei bis ins erste Kriegs jähr, als Italien unter den Augen der engli- schen Blockadekontrolle für die Achse Kriegsmaterial importierte, und schliesslich im Umsturz in Frank- reich, überall hatten sie ihre zarte Damenhand kraftvoll im Spiele. TABU "Es hat viele überrascht, dass die Ro- yal Air Force noch nicht die rumäni- schen Oelquellen zu zerstören ver- mochte", schreibt Pertinax. der be- kannte Reporter (United Press Tele- gramm, Critica, 21. April), in der Tat es hat. Man weiss hierzulande kaum, dass in der englischen Presse einige Militärsachverständige eine Schein- diskussion darüber führten, ob es rich- tiger sei, das deutsche Treiböl in Ru- mänien oder in den Raffinerien Deutschlands und. den Tanks der at- lantischen Küste zu bombardieren. Die Scheindiskussion war nötig, denn auch das englische Publikum' war über- rascht. Wie erst wird es überrascht sein, wenn nach Kriegsende bekannt werden sollte, dass die anglo-ameri- kanischen Oelgesellschaften, Eigentü- mer der rumänischen Felder, einfluss- reich genug waren, um das Bomben zu verhindern — so wie im ersten Kriege gewisse Industrieanlagen in Belgien und Nordfrankreich, deren Besitzer zur goldenen Internationale gehörten, jede Kriegshandlung von ih- ren Werken fernhalten konnten. DEMOKRATIE IST KEIN EXPORTARTIKEL Dieser Satz ist, wie der geneigte Le- ser sich erinnern wird, nur die Um- prägung einer Devise, die Goebbels für den Na'ionasozialismus ausgab, als man noch Wert darauf legte, die De- mokratien einzulullen. Eingehalten wurde sie ja nie. Nun ist es die "Times" (28. Januar), die in einem Editorial Demokratie als nicht exportfähig erklärt. Die deutsche Propaganda habe im verbündeten Por- tugal verbreitet, dass Englands Sieg auch den Umsturz des dort herrschen- den autoritären Systems, der Dikta- tur Salazars, bedeute. Wieso denn? fragt die Times. "Demokratie ist in dieser wie mancher Hinsicht in ihrem Wesen tolerant." Jedes Volk habe das Recht, die Regierungsform zu wählen, unter der es leben möchte. (Wie "das Volk" dieses Recht unter einer Dik- tatur auszuüben vermöchte, ver- schweigt die olle Tante.) "Wir führen nicht Kriejr um die Institutionen der anderen umzustürzen— Wir kämp- fen jetzt gegen Italien und Deutsch- land nicht, weil sie von Diktatoren regiert werden; was für Regierungs- form sie wählen, und zwar nur für sich selbst, ist ihre Sache, nicht un- sere." Grossbritannien kämpfte gegen den Versuch der beiden Diktaturen, die deutsche Regierungsform. Ländern aufzuzwingen, die sie verabscheuen. NEGER März 1940 gab es in den Kupfer- minen Nord-Rhodesiens, einer süd- afrikanischen Kolonie der britischen Krone, bei einem Streik der schwar- zen Bergleute, 17 Tote und 67 Ver- wundete. Eine Untersuchungskotnmis- sion legte dem Unterhaus einen Be- richt vor; sie schlägt Verbesserungen vor, die zum Teil von der Regierung bereits in Kraft gesetzt wurden. Aber, sagt ein englischer Bericht, dem wir folgen, der wirkliche Kampf beginnt erst mit dem Vorschlag der Kommis- sion, den Afrikanern Stellungen zu Öffnen, die ihnen bisher versperrt wa- ren. Es gibt keine gesetzliche Farbigen- Schranke in Nord-Rhodesien, aber in der Praxis bekommen die Weissen die besten Posten und einen unverhält- nismässig höheren Lohn. Das ist die Grundursache für die Unzufriedenheit der Afrikaner. und die Regierung macht sich bereits daran, lahme Aus- reden für die Beibehaltung dieser Pra- xis vorzubereiten. CHINESEN Einige 30 chinesische Matrosen, die auf britischen Schiffen angeheuert 3 waren, sitzen zur Zeit Strafen von bis zu 6 Monaten in englischen Ge- fängnissen ab. Sie sind des Vertrags- bruches schuldig, weil sie ablehnten, wieder auszufahren, wenn ihnen nicht ein Kriegsbonus von 5 Pfund im Mo- nat zugebilligt wird, wie ihn ihre weissen Kameraden auf dem gleichen Schiff bekommen. Das britische Schiffahrtsministerium und die Ree- der wenden ein, dass ihre Löhne seit Kriegsausbruch ohnehin erhöht wur- den — aber auch die Löhne ihrer weissen Kameraden wurden erhöht — und dass die Leistung chinesischer Matrosen nicht gleichwertig ist mit der Arbeit ihrer weissen Kameraden, aber die Schiffsoffiziere sagen aus, das chinesische Seeleute genau so gut sind wie weisse. Der weisse Matrose erhält 10 Pfund im Monat für die gleiche Arbeit, für die der Chinese 5 Pfund bekommt Jawaharial Nehru, Führer der indi- schen Sozialisten, Kongresspräsident, schreibt ("Norte, April 1941): Ee besteht kein unversöhnlicher und unlöslicher Gegensatz zu England und dem englischen Volk oder der Wunsch, uns von ihnen zu trennen, koste es, was es wolle. Ich schreibe das in einem englischen Gefängnis. Aber auch hier im Gefängnis linde ich in meinen Gedanken und im tief- sten Herzen keinen Hass gegen Eng- land oder das englische Volk. Abscheu hage ich gegen den britischen Impe- rialismus, und ich empfinde seine Herrschaft über Indien als schwere Beleidigung; Abscheu empfinde ich gegenüber dem kapitalistischen Sy- stem und tiefen Abscheu gegen die Art, in welcher die herrschenden Klassen Englands Indien ausbeuten. Aber ich mache keineswegs England oder das englische Volk im ganzen dafür verantwortlich, denn es er- scheint mir ein wenig töricht, sich über ein ganzes Volk zu entrüsten oder es insgesamt zu verurteilen. Sie sind ebenso Opfer der Verhältnisse wie wir. . . Die Freiheit Indiens und der briti- sche Imperialismus sind unverein- bar. Weder der Belagerungszustand, noch die Süssigkeit des Zuckers der ganzen Welt können sie vereinigen oder versöhnen. Nur die Beseitigung des britischen Imperialismus in Indi- en wird die Voraussetzungen schaf- fen für eine wirkliche Zusammenar- beit zwischen Indien und Grossbri- tannien. Sklavenbefreiung 1950 — bestenfalls. In einer United Press-Korrespondenz vom 6. April für die "Critica" ist zu lesen: Die Sklaverei ist immer noch eines der wichtigsten Probleme, dem das un- abhängige Aethiopien zu begegnen hat. . . Haile Selassie verpflichtet sich, so rasch wie möglich die Unter- drückung der Sklaverei durchzufüh- ren; er führte die Todesstrafe für die Sklavenhändler im Jahre 1922 ein; er- liess 1927 ein Gesetz zur Beschleuni- gung der Sklavenbefreiung, das 1931 erweitert wurde. Die britischen Freunde Aethiopiens behaupten jedoch, dass die plötzliche Befreiung der Sklaven ein ökonomi. sches Chaos zum Ergebnis haben würde (für wen? )und erklären, dass "die Sklaverei nur im Masse der öko- nomischen Entwicklung des Landes unterdrückt werden kann". Sie pro- gnostizieren, dass sich die vollständi- ge Unterdrückung der Sklaverei für das Jahr 1950 voraussehen lässt. (oder sie haben sich mit ihrer Prognose ge- irrt) . Lincoln hat vor 180 Jahren die Skla- venbefreiung sehr plötzlich und ohne Rücksicht auf ihre ökonomischen Fol- gen für die Sklavenhalter durchge. führt. Wie weit ist seither die Welt zurückgeschritten! Jeder Zoll ein König. Er versuchte, seinen absolutistischen Ehrgeiz durch joviale Allüren geniessbar zu machen. Ein zartes Kind, wuchs er zu einem kräftigen Sportsmann her- an, der bei jedermann Popularität suchte. Er nahm die Armee unter sei- nen besonderen Schutz; verliess sich darauf, dass die Ergebenheit der Of- fiziere und die Kirche seiner wach- senden Unpopularität bei den demo- kratischen Kreisen entgegenwirken werde. Er entliess Kritiker und er- nannte Günstlinge — immer mit ei. nem Klaps auf den Rücken und ei- nem Händedruck für jedermann. Barbiere. Kellner, Gastwirte und Bar- mixer figurierten unter seinen per- sönlichen Freunden. Er hatte ein Lä- cheln und ein gutes Wort lür den Bauer und den Arbeiter — aber im Kreise der Offiziere und Aristokra- 4 <*<$3PP ten war sein Ausdruck für die Ar- beiter "die Canaille". Seine Einmi. schung in die Heerführung trug we- sentlich bei zu einer der tragischsten und demütigendsten Katastrophen in der Geschichte seines Landes. Das Parlament forderte eine Untersuchung der Verantwortlichkeit, und der Kö- nig, der Enthüllungen fürchtete, er- mutigte und förderte den Staats- streich, der Primo de Rivera zum Diktator machte. Als sie unter schlimmsten Skandalen der Korrup- tion unterging, war des Königs Na- men mit vielen von ihnen verbun- den. . . (Aus einem Nachruf für AI. fons XIII.) BOYKOTT GEGEN BRASILJANI- SCHE VERANSTALTUNGEN . . . . In Sao Paulo stehen zurzeit die Vor- bereitungen für eine Veranstaltung des nazistischen Roten Kreuzes im Vordergrunde des Interesses der Na- zfkolonie. Die Damen der brasiliani- schen Gesellschaft halten sich dies- mal, im Gegensatze zu den Veranstal- tungen des Englischen und des Pol- nischen Roten Kreuzes völlig im Hin- tergrunde, die brasilianischen Künst- ler, die man zur Mitwirkung eingela- den hat, haben in bunter Reihenfolge abgesagt. Geblieben ist der ausgezeich- nete Mulattentänzer Decio Stuart. Als Revanche hat das Deutsche General- konsulat durch Flüsterpropaganda die Mitwirkung der wenigen deutschen Künstler, die es in Brasilien gibt, an brasilianischen Veranstaltungen verbieten lassen. Hierdurch wurden sogar brasilianische Vereinigungen be- troffen, an deren leitenden Stellen Persönlichkeiten der Staatsregierung stehen. NOCHMALS SIR ROBERT VANSITTART "The Standard" (26. April), das Blatt der britischen Gemeinde in Buenos Aires, bringt eine Zuschrift von "Ge- orgist" zum Abdruck, die zu der Ge- neralverdammung des deutschen Vol- kes durch Sir Robert Stellung nimmt Wir erfahren daraus zunächst, dass Lord Ponsonby, einer der geachtetsten Staatsmänner Grossbritanniens aus der Generation des ersten Weltkrieges, in England gegen Vansittart Stellung genommen hat. "Georgist" nimmt ent- schieden seine Partei unter Berufung auf den Artikel, den DAD im Vormo- nat publiziert hat. Er benützt die Ge- legenheit, um den Lesern des "Stan- dard" einen Bericht über die Arbeit des DAD zu geben. Wir wissen nicht, wer "Georgist" ist, aber wir möchten ihm danken, nicht nur für die An- erkennung, die er unserem Wirken zollt, sondern viel mehr noch für den Geist der Gerechtigkeit und Versöh- nung, den er bekundete: "Wir Briten hätten es nicht gerne, als Gesamtna- tion beurteilt zu werden, nach den Irr- tümern und Schwächen, die unsere Regierer während der Krisen vor ver- hältnismässig kurzer Zeit — in ver- schiedenen Teilen Europas — Spanien, Albanien, München usw. — bewiesen haben. Ebensowenig sollte die ge- samte deutsche Nation verurteilt wer- den wegen Hitlers vergangenen oder gegenwärtigen Taten. Vansittart trach- tet die edleren Gefühle, dis die erre- genden Kriegsereignisse wecken, zu Hassgefühlen gegen eine ganze Rasse herabzuwürdigen." In Columbien zirkuliert ein Flugblatt, in dem es heisst: "Der Nazizauber geht seinem Ende entgegen. Wir, die wir wissen, dass unser deutsches Volk gegen seinen Willen von Hitler in die- ses Blutbad getrieben wurde, glauben nicht an einen sogenannten "deut- schen" sieg. Aber selbst die Nazis wis- sen, dass es nach diesem Kriege keine Gestaoo und andere Hitlerty- rannei geben wird. Dies ist der Grund für die überall fühlbare Unsicherheit in den Reihen der Nazis. Bis vor kur- zem war es nicht nur einfach, son- dern auch vorteilhaft, Nazi zu sein. Heute dagegen, wo wir alle die Zei- chen des Angriffs der amerikanischen Völker gegen die Nazispitzel sehen, und wo Nazi zu sein mit dem sicheren Verlust der wirtschaftlichen und so- zialen Stellung verbunden sein wird, will keiner mehr dabei gewesen sein. Die sogenannte Treue zum Führer geht also nur bis zum Geldbeutel. Lei- der aber hat das Naziwirken nicht nur ihnen selber, sondern auch allen anderen Deutschen hier geschadet. Durch NazischnTd haben schon viele Unschuldige gelitten und »Verden noch m»hr leiden. Gegen diese Ungerech- tigkeiten wollen wir mit allen Mitteln kämpfen. Jetsrfc, wo es endlich darauf anVnmmt. sollen die Nazis auch selbst, für ihre Taten einstehen. Die Zusam- mensetzung1 der deutschen Kolonien hier war sowieso nie anders als 80 Prozent Nichtnazis oder Zwangsnazis. 5 Prozent entschiedene Antinazis und nur 15 Prozent Nazis." 5 Resatzungskosten. Unterstaatssekretär R. A. Butler nannte kürzlich im Unterhaus die Summen, die die besetzten Länder für die deutschen Besatzungstruppen aufbringen müssen (Jahresbeträge in Millionen USA-Dollar): Prankreich 3887, Belgien 352%, Nor- wegen 319%, Niederlande 254, Däne- mark 122; zusammen fast 5000 Millio- nen (5 Milliarden) Dollar (21 Milliar- den Pesos). Die Reparationsschuld, die in Versailles dem Deutschen Reich aufgebürdet wurde, betrug 32 Milliar- den Dollar, zahlbar in Jahresraten zu 500 Millionen. Die Agitation gegen ih- re Untragbarkeit war einer der Haupt- schlager der Nazis vor der Machter- greifung. Zur Rassenfrage. "Dutzende von Generationen briti- scher Dachshunde stammen von Von- tiy ab, und mit ihrer eigenen anmu- tigen Persönlichkeit bezeugt sie die vielversprechende Tatsache, dass in der freien Luft Englands, vom Makel des Nazismus unberührt, selbst deut- sche Abstammung die vortrefflichste Entwicklung von typischen liebenswer- ten englischen Eigenschaften nicht aussehliesst. Wie bei so vielen unserer einheimischen Hunderassen hat der Krieg Vonnys immer scharfe Sinne und Verstand geschärft und ihren Hass alles Boches gesteigert." (Wört- liche Uebersetzung aus der englischen Familienzeitung "Ideal Home".) Weltgeschichte in Wiederholung. Barthelomeus W. Th. van Globbe, Bürgermeister von Breda, Holland, sah sich in seiner amtlichen Eigen- schaft gezwungen, den deutschen Be- sä tzungsbehörden ein Bankett zu ge- ben. Die Eigenart der Speisenfolge und die seltsam archaistische, blumi- ge Ausdrücksweise seiner Festrede er- regte Aufmerksamkeit. Nächsten Tag sickerte durch, dass Menu und Toast die Wiederholung eines Pestempfanges der französischen Eroberer Bredas vom Jahre 1793, in den Revolutions- kriegen der Sansculotten, gewesen war. 1001 hoffnungslose Fälle. Radio Rom beschrieb a/m 24. Januar erfreulich offfen die Prop&gandamethoden der antifaschistischen Opposition: „Ge- fährlicher sind vielleicht diejenigen, die sich selbst höflich Defaitlsten nen- nen, jene Italiener, die sich einbilden, ausgezeichnete Staatsbürger zu sein lind die, wenn man sie so beurteilt, wie sie beurteilt werden wollen, glü- hende Patrioten sind, die bei der blo- ssen Idee, dass Italien den Krieg ver- lieren könnte, schwitzen und zittern. Inzwischen aber verbreiten sie über- all Niedergeschlagenheit und Furcht, sei es aus Schwatzsucht oder angebo- renem Pessimismus, oder aus dem närrischen Ehrgeiz, gut informiert zu erscheinen oder schliesslich aus pu- rer Bosheit. Sie kommentieren Kriegs- berichte mit tiefen Seufzern und be- deutsamem Kopfschütteln. Kurz: auf 1001 Wegen deuten sie an, dass es schief geht und noch schlimmer wer- den wird und keinerlei Hoffnung be- steht". Das „brennende Hans" und das „sin- kende Schiff", wo der Klassenkampf schweigen muss, sind die Sinnbilder, die von den Herrschenden immer an- gerufen werden, wenn sie die breiten Massen bei einer Katastrophe, im Kriege z. B., zur Mitarbeit gewinnen wollen. Nun ist einmal diese Meta- pher grause Wahrheit geworden, al- lerdings in einer Iniversion, im Ver- halten der Herrschenden bei einer Elementarkatastropihe, die proleta- rische Kämpfer betroffen hat. Das Erdibeben vom lO./ill. November 1940 in Rumänien brachte das Gefäng- nis von Doftana zum Einsturz, das ausschliesslich politische Gefangene sozialistischer und kommunistischer Gesinnung beherbergte. Als erste tra- fen auf dem Trtknmerplatz. von den überlebenden Häftlingen gerufen, österreichische Feuerwehrleute der deutschen Besatzungsarmee ein, die gemeinsam mit den Ueberlebenden ans Rettungswerk gingen. Die Regie- rung hingegen liess den Trümmer- platz von Soldaten umzingeln und die Ueberlebenden vom Rettungswerk weg in ein anderes Gefängnis schaffen; sodann bewirkte sie die Abberufung der österreichischen Feuerwehrleute und ihren Ersatz durch rumänische. Die Folge war, dass nach 4 Tagen, noch lebend, aiber an den Händen und Füssen von Ratten angefressen, Opfer des Einsturzes aus den Trümmern gezogen wurden. Erinnerung an den 10. November 1938. Die nachstehende Skizze schrieb eine 16jährige Schülerin einer deutschen Schule in Süd-Amerika, als der Lehrer die Schüler seiner Klasse aufforderte, 6 das Erlebnis zu beschreiben, das sie am tiefsten beeindruckt habe. „Hep, hep, nieder mit dem Jud! Seht dort springt er!" — „Lass den Mann, seht Ihr nicht, dass er das Front- kämpferabzeichen trägt?" — „Nieder, nieder mit dem Judenfreund!" Am Boden lag ein blutender, ohnmächti- ger Körper. Und weiter zog der Strom: „Kommt zur Synagoge!" Sind die Menschen verrückt geworden? Nein, das sind doch keine mehr. Was haben sie denn für Gesichter? Scillagt Buch doch hinein, dass ihr aufwacht! Üfs ist doch nur ein Traum. Oder ist das Euer wirkliches Innere? In Trüm- mern lag das herrliche Gebäude. Mein Gotteshaus. Da, was ist das? Ein Mädchen wird an den Haaren zu den Gebetbüchern geschleift. „An- zünden, du Hure, sonst nehme ich Dich runter!" „Ha. ha, wenn ich die zu Hause hätte!" — Kinder gröhlen; Frauen aus den (besten Familien hän- gen lachend am Hals von Dirnen. Dort wälzen sich ein paar Gassenjun- gen über einer Gebetrolle am Boden. Wahnsinn lacht aus den Augen der Menschen. Wahnsinn liegt über allem. AUFKJLÄERRICHTIG STELLUNG — Eines Tages, Mitte Februar dieses Jahres, trat Commander Southby vor das Mikrophon der British Broadca- sting Corporation in London und schnarrte ärgerlich die Intellektuellen und anderen Quergeister an, die un- sere Aufmerksamkeit von der drin- gendsten Aufgabe, Hitler zu schlagen, ablenken, indem sie Kriegsziele, so- ziale Probleme und andere ähnliche Bedeutungslosigkeiten diskutieren. Das Publikum braucht nicht Erörterungen und Diskussionen, vielmehr sollte es „aufgeheitert und ermuntert" werden. Die Wirkung dieser Anrede war ful- minant, wenngleich nicht die erwar- tete: ein Aufschrei des Protestes ge- gen diesen Versuch, von einer amt- lich kontrollierten Stelle aus, wie es die BiBC ist, der freien Meinungsäu- sserung Schranken aufzuerlegen. Die Aetherwellen die Commander Southby auslöste, drangen bis ?n den La Plata. Am 15. April 1941 bekamen die Leser des „Argentinischen Tage- blatt" einen Leitartikel („Zeitalter des Aufkläricht") vorgesetzt, in dem Gesinnungslosigkeit als Gesinnung proklamiert wurde. Denn „gegen Ue- berseugungen kann man nichts aus- richten, da helfen nicht einmal Ar- gumente, da hilft überhaupt nichts. Ueberzeugungen sind Gefängnisse, in denen jene sitzen, die die Ueberzeu- gungen mit sich herumtragen, die in unserem Zeitalter der Technik und des Fortschrittes spriessen wie Unkraut auf der Wiese". Also heraus aus dem Gefängnis! Man werfe die Ueberzeugungen samt der Technik und dem Fortschritt zum al- ten Eisen. „Die ewige Streiterei der „Ueberzeugungen'' haben „lähmende Wirkung". Für den Krieg genügt immer nur eine einzige Ueberzeugung: Wer ist der Feind- Um ihn zu besiegen, verbündet man sich mit Tod und Teufel, auch wenn einem verschiedenes nicht an ihm gefällig . . . Legen wir unsereh. Aufkläricht aufs Bis!" Das steht jetzt an derselben Stelle, wo allwöchentlich den Russen klar und unwiderleglich bewiesen wird, dass sie ihre heiligsten Ueberzeugungen verraten haben, als sie sich mit Tod und Teufel statt mit Chamberlain und Daladier verbünde- ten. London liegt an der Front. Der briti- sche Rundfunk ist als Kampfmittel ebenso wichtig wie die Fiakbatterien rings um London. Aber Buenos Aires liegt noch nicht einmal im Hinterland. Nichts rechtfertigt hier den Verzicht auf die freie Meinungsäusserung, den die englische öffentliche Meinung einmütig abgelehnt hat. Das Schmäh- wort vom „Aufkläricht", das die preu- ssische Reaktion auf den Geist der französischen Revolution geprägt hat, ist in den Spalten eines traditionell- bürgerlich-liberalen Blattes fehl am Platz. Im ersten Weltkrieg hat das Deutsche Reich die Gesinnungen und Ueberzeu- gungen „aufs Eis gelegt". „Die ewigen Streitereien der Ueberzeugungen" ha- ben ihre „lähmende Wirkung' auf den berühmten Durchhaltegeist nicht aus- üben können. Gesiegt haben aber die Demokratien, die die Diskussion nicht abgestoppt haben. Demokratie ist Dis- kussion. Im Dritten Reich gibt es kei- ne Demokratie und daher keine Dis- kussion, sondern das Schweigen des Grabes. Und das ist doch die Hoff- nung, die uns bleibt: dass nicht, die Tanks, nicht die Stukas den Krieg entscheiden werden, sondern die revo- lutionäre Sprengkraft des erstickten freien Wortes. 7 ZUR STREIKLAGE IN U. S. A. Die Zeitungen berichten in den letzten Wochen immer wieder von Streiks in nordamerikanischen Rüstungsbetrieben. Fast übereinstimmend wurde bedauert, dass sie die Englandhilfe verzögerten; gelegentlich führte man sie auf die Wühlarbeit von Hitleragenten zurück, und Außenminister Cordeil Hull soll, in einer seiner üblichen Pressekonferenzen, diese Streiks auf die Tätigkeit der kommunistischen Partei zurückgeführt haben. Fast sämtliche Streiks werden von der C. I. O. (Congress of Industrial Organi- zation) geführt, die nach dem Zeugnis ihres Präsidenten, Philip Murray, keine Kommunisten unter ihren Punktionären duldet. Die kommunistische Partei, die in U S. A. legal ist, hatte nach Aussage ihres Leiters, Browder, im Jahre 1939 rund 100.000 Mitglieder. Die Präsidentenwahlen im Jahre 1940 brachten, ihr etwas über 300.000 Stimmen, von etwa 33 Mill. Industriearbeitern und Ange- stellten, von denen wieder 9 MiU. gewerkschaftlich organisiert sind. Die C. I. O., die ihre Organisationsarbeit nach dem ersten Weltkrieg begann, hat heute die alte Federation of Labour überflügelt (5 Mill. gegen 4 Mill. Mit- glieder.) Sie organisiert die Arbeiter eines ganzen Industriezweiges, während die Am. Fed. of Labour die Arbeiter in Fachgewerkschaften zusammenfasste, und sich im wesentlichen auch nur an Facharbeiter wandte, also eine Art Ar- beiteraristokratie darstellte. Philip Murray, der jetzige Präsident der C. I. O. (John Lewis wurde nicht wie- dergewählt, nachdem er sich im Wahlkampf für Willkie und gegen Roosevelt ausgesprochen hatte) betont bei jeder Gelegenheit seine demokratischen An- schauungen Er ist in Schottland geboren, begann als 10-jähriger Junge in ei- nem Kohlenbergwerk zu arbeiten. Die Familie wanderte nach Nordamerika aus, und er ging in die Kohlenbergwerke von Pennsylvanien. Mit 18 Jahren lehnte er sich gegen seinen Wiegemeister auf, der den Akkordlohn zu niedrig ansetzte, schlug; ihn nieder, leitete den darauf einsetzenden Streik der Berg- leute, wurde zum Ortsgruppenvorsitzenden ihrer Gewerkschaft gewählt und begann damit seinen Aufstieg im Bergarbeiterverband und in der Gesamtorga- nisation. Er tritt heute für eine Zusammenarbeit der Unternehmer und Ar- beiter ein: Leitung der Industrie durch eine paritätisch zusammengesetzte Kommission aus Arbeiter- und Unternehmerdelegierten unter Vorsitz eines Re- gierungsvertreters. Kürzlich erklärte er: „Die Arbeiterschaft steht gerade so treu zur Sache Amerikas und zur Aufrechterhaltung freier, demokratischer Einrichtungen, wie irgend eine andere Gruppe der Bevölkerung". Er bezeichnet sich als „praktischen Katholiken"; unter den wenigen Büchern auf seinem Schreibtisch befindet sich die Enzyklika des Papstes Pius XI, in der der Papst die Stellung der Kirche zur Gewerkschaftsfrage festlegte. Murray lebt heute meist in Washington, geht im Weissen Hause ein und aus und wird vom Prä- sidenten mit Vornamen angeredet. Amerikanische Organisationen und ihre Führer dürfen nicht mit europäischen Masstäben gemessen werden. Theoretische Diskussionen, revolutionäre Theo- rien und Aufstellung letzter Ziele liegen ihnen fern. Aber sie kämpfen mit grosser Zähigkeit und unter Anwendung aller Mittel, die ihnen nach ihrer Ueberzeugung zustehen, für die schrittweise Verbesserung ihrer Positionen. Erst wenn ihnen der legale Weg versperrt wird, z. B. wenn ein Streikverbot erlassen würde, bricht die latente Neigung zu Gewaltlösungen durch, und sie kämpfen mit einer Art von religiösem Fanatismus für ihre Rechte: im Unab- hängigkeitskrieg gegen das vom König begünstigte englische Mutterland, im Bürgerkrieg gegen den feudalen Süden, und danach in unzähligen blutigen Arbeitskonflikten gegen die Industrieherren. Nur von diesem Gesichtspunkt aus können wir die Erklärungen des jetzigen Arbeiterführers Philip Murray rich- tig werten, die noch dazu in ihrer Formulierung durch die Abneigung des Amerikaners gegen jede Zuspitzung oder Uebertreiibung bestimmt werden: „Wir sind uns unserer Verantwortlichkeit voll bewusst und bereit, sie zu er- füllen. Aber wir denken nicht daran, uns egoistischen Interessen zu unter- werfen und unsere verfassungsmässigen Ansprüche oder gottgegebenen Rechte aufzugeben". In der augenblicklichen Lage wagen es die Unternehmer nicht, den Arbeitern 8 ihre verfassungsmässigen Rechte, also insbesondere das Streik-recht, zu neh- men. Der Antrag auf gesetzliches Streikverbot, der jetzt dem Kongress vor- gelegt wurde, wird von den "massgebenden Stellen abgelehnt. Die Zentrale der Unternehmer, die nordamerikanisohe Handelskammer, hat bekanntgegeben: „Die Handelskammer ist der Meinung, dauss Anti-Streikgesetze sich als wir- kungslos erweisen würden". Auch der mächtigste Mann im obersten Vertei- digungsrat, Unternehmervertreter Knudsen, der frühere Präsident der General Motors, hat sich ähnlich ausgesprochen. Die Stellungnahme der Regierungs- vertreter ist ebenso eindeutig. Der Arbeitsminister, Fräulein Frances Perkins, ist dagegen, weil nach ihrer Ansicht das bisher angewandte Schlichtungsver- fahren völlig ausreicht und der Leiter des von der Regierung eingesetzten Schiedsgerichts — das aber nur vermitteln, nichts erzwingen kann — teilte mit, dass im Laufe des Jahres 1940 fünfundneunzig Prozent aller Konflikte beigelegt werden konnten, ehe der angedrohte Streik ausbrach. Für die nächste Zukunft müssen wir ein weiteres Umsichgreifen der Konflikte erwarten. Gerade die Industrien, die heute die Rüstungsaufträge bekommen, waren noch vor 20 Jahren völlig gewerkschaftsfeindlich. Bis jetzt haben sich erst 30—40 Prozent dieser Betriebe dazu herbeigelassen, mit Gewerkschafts- vertretern zu verhandeln und gewerkschaftlich organisierte Arbeiter zu dulden. Heute versuchen die Gewerkschaften, hier das Koalitionsrecht durchzusetzen. Die Organisierungsbestrebungen werden besonders energisch betrieben, da ja zwei rivalisierende Gewerkschaftsbewegungen auf den Plan getreten sind, ivm sich Anerkennung zu erzwingen. Bei Ford z. B. ist dies der C I O immer noch nicht gelungen; jetzt kämpft dort die A. F. L. um Zulassung als Ver- handlungspartner. In der Stahlindustrie wurden alle Versuche, die Arbeiter gewerkschaftlich zu organisieren, von Carnegie und seinen Pinkertons in blu- tigen Kämpfen erstickt. 1926 wurde Murray von der Gewerkschaftsleitung in die Stahlwerke geschickt, und 1937 unterzeichnete der Stahltrust zum ersten Mal einen Lohnyertrag. Dutzende kleinere Firmen folgten nach. Nur einige blieben hartnäckig, so Bethlehem Steel Co., bei der jetzt gestreikt wurde weil der Präsident sich nach wie vor weigerte, mit Arbeitervertretern zu verhandeln. Er hatte die ersten 300 Arbeiter, die ihm eine Lohnforderung unterbreiteten! ausgesperrt worauf 14.000 Mann in den Sympathiestreik traten. Die Beleg- schaft stellte 3 Forderungen: Wiedereinstellung der ausgesperrten Arbeiter; soiortige Aufnahme von Verhandlungen zwischen dem Unternehmer :i-n^ der pewe^schaft; und Betriebswahlen zur Bestimmung eines Beleg- ^ 3er Präslc*ent lehnte ab und verlangte vom Gouverneur des Staates Entsendung von Miliztruppen. Die Regierung intervenierte, bestell- te Unternehmervertreter und Gewerkschaftsführer nach Washington und er- reichte eine Einigung: Die ersten beiden Forderungen wurden bewilligt, und die Arbeiter nahmen die Arbeit wieder auf. Die Gewerkschaft triumphierte: „Es ist das erste Mal, dass wir von Bethlehem Steel Co. irgend etwas erreicht haben". Bei anderen Streiks geht es nicht um die Anerkennung der Gewerkschaft, sondern um reine Lohnfragen. Die Arbeiter müssen versuchen, den Lohnab- bau der Krisenjahre wieder wettzumachen. 1937 war ein gutes Jahr, das beste seit der letzten Prosperität, also seit 1929. Und doch verdienten 10 Millionen nordamerikanischer Arbeiter in diesem Jahre weniger als '500 Dollar, und viele Millionen verdienten wenig mehr. Jetzt sind zudem die Preise aller Konsum- güter im Steigen; auf der anderen Seite aber wirft die Rüstungsiprosperität den Unternehmern hohe Gewinne in den Schoss. Stahlpreise sind um min- destens 10 Prozent gestiegen, und die Werke sind voll beschäftigt. Daher konnte der Präsident der Bethlehem Steel Co. mitteilen, dass die Erweiterungs- bauten mit allen Anlagen in 5 Jahren voll abgeschrieben sein werden, auf Grund der Aufträge, die er, wie die Konkurrenz behauptet, „gehamstert" hat. Die Zahl der Arbeitelosen, die im Tiefpunkt der Krise 1933 17 Millionen be- trug, ging bis 1939 auf etwa 10 Millionen zurück. Ende 1940 waren es immer noch 8 1|2 Millionen, und man rechnet für 1941 mit einem Rückgang um wei- tere 2 Millionen. Was aber wird aus den übrigen 6 1|2 Millionen und ihren Familien? 9 Was wird aus ihnen allen sobald wieder Friedensbedingungen zurückkehren und die Milliardenaufträge der Regierung ausbleiben? Die Antwort der Un- ternehmer ist bekannt: Massenentlassungen, Lohnkürzungen, brutale Senkung des Lebensstandards. Dann erst wird der wirkliche Kampf beginnen. Dann erst wird sich zeigen, ob die Arbeiterschaft der Vereinigten Staaten die Posi- tionen zu nutzen versteht, die sie heute bezieht. ES GEBT KEINE NEUTRALJTAET GEGENTJEBER DER HITLERDIKTATUR Wir haben wiederholt ausgeführt, weshalb für uns Hitler und der Faschismus der Todfeind Nr. 1 ist, und dass wir uns aus diesem Grunde mit jedem verbün- det fühlen, der Hitler und den Faschismus ernsthaft bekämpft, um so mehr natürlich, je grundsätzlicher dieser Kampf ist. Die gleiche Einstellung finden wir bei dem grossen peruanischen Freiheits- kämpfer Haya de la Torre, wenn er schreibt: „Der europäische Krieg und seine ungewöhnlichen Komplikationen und Kon- sequenzen haben einige Ausdrücke gebräuchlich gemacht, die man verschieden auslegen kann; der meist wiederholte und angewandte von ihnen ist der der Neutralität. Wenn wir indessen diese Frage im düsteren Licht der Ereignisse sehen, dann müssen wir begreifen, dass, obgleich es viele Länder und manche Menschen gibt, die ihre und Amerikas Neutralität proklamieren, und obgleich das ein sehr beliebter diplomatischer Ausdruck ist, es in Wahrheit angesichts der ge- genwärtigen Weltauseinandersetzung keine neutrale Staaten oder Menschen geben kann. Dieser Krieg hat ein neues Gesicht. Sein Charakter und seine Bedeutimg un- terscheiden sich von allen früheren europäischen Kriegen. Der heutige Krieg beschränkt sich nicht auf Europa. Mehr noch als der Krieg von 1914 ist er in "Wahrheit ein Weltkrieg, und er ist nicht, wie der von 1914, der typische Zu- sammenstoss ökonomischer Imperialismen und rein wirtschaftlicher Rivalitäten. Der heutige Krieg setzt noch andere Kräfte in Bewegimg. Er enthält etwas wie die mystische Wut der kriegerischen Eroberungen der Mohammedaner, welche, indem sie neuen Handelsmärkte suchten, gleichzeitig angetrieben wur- den durch einen ungeheueren Fanatismus, der ihren Ausdehnungsdrang un- -widerstehlich machte. In Kriegen, deren Motiv eine Philosophie ist, die sich an sektiererischem Glau- ben entzündet, der tötet und zerstört im Namen von etwas Göttlichem, in sol- chen Kriegen handelt es sich nicht nur darum, mehr oder weniger reichliche Rohstoffe zu bekommen oder mehr oder weniger grosse Absatzgebiete, in sol- chen Kriegen wirkt sich auch ein Streben nach Weltherrschaft aus, danach, der Geschichte neue Wege zu weisen, die eine Neutralität unmöglich machen. Weil dieser Krieg nicht nur ein ökonomischer ist, sondern auch ein politischer und ein Rassenkrieg, so schliefst der Sieg des Nazismus die Niederlage alles dessen ein, was nach unseren Begriffen zivilisiertes Leben und Freiheit heisst. Von diesem Standpunkt aus darf keine Zeit verloren werden "Bei der Schaf- fung einer machtvollen Verteidigung unserer Völker durch die Bildung der lateinamerikanischen Union und durch deren Bündnis mit den Vereinigten Staaten. Das müsste die Definition unserer Neutralität sein." DER SCHRECKLICHE NAZI. Herr Max Wolf, ein 75 Jahre alter Deutscher, jüdischer Konfession, der kürz- lich in Santiago de Chile eingetroffen ist, weil die Verhältnisse in seiner Hei- mat für Juden unerträglich geworden ist, berichtete: Vor Abfahrt des Dampfers aus Deutschland reiste Herr Wolf nach der deutschen Stadt R., um dort zwei alte Freunde aufzusuchen, mit denen er zusammen in jungen Jahren seinen Militärdienst gemacht hatte. „Der eine von ihnen, namens Hansen", so be- richtete Herr Wolf, „erkannte mich nach den verflossenen 51 Jahren nicht wieder. Dann umarmte er mich, rief seiner Frau, sie möge Gros? und Kuchen bringen. ..Halt mal, sagte ich meinem Kameraden, Du weisst doch, dass ich Jude bin? ..Ach. das macht, Rarnichts! Hier. Dui-» ist mein alter Schwa- ■dronskamerad". Eine Stunde frohen Austausches von Erinnerungen, dann herz- licher Abschied. „Du, schräg gegenüber wohnt Nielsen". „Ja, den will ich auch besuchen". „Lass das lieber, der ist ein ganz schlimmer Naai". Ich ging aber doch zu Nielsen. Nielsen kannte mich auch nicht wieder. Dann aber umarmte er mich, rief „Mama, bring Grog und Kuchen". Ich sagte: „Otto, du weisst wohl nicht mehr, dass ich Jude bin?" „Ach, Mensch, das ist doch ganz egal. Mama, ich stelle Dir meinen alten Feldwebel vor". Nochmals eine fröhliche Wiedersehensstunde. herzliche Unterhaltung, dann bei der Verabschiedimg: „Du, wenn Du drüben au Hansen gehst, sag ihm nur nicht, dass Du bei mir warst. Der ist ein schrecklicher Nazi". Oesterreichische Seite DIE OESTERREICHISCHE BALKANKRIEG Nach der Niederlage Hitlers hat Oe- sterreichs Zukunft drei Alternativen— abgesehen von der vierten, die die eu- ropäische Revolution zur Vorausset- zimg hat —: die Herstellung des sta- tus quo, die grossdeutsche Lösung, die Restauration der Habsburger-Monar- chie. Die monarchistischen Aspirationen, die in der Heimat keinerlei Rückhalt haben, nur in gewissen Kreisen der Bmigration, haben ihren ersten Stoss mit dem Falle Frankreichs bekommen. Dieselben französischen Kreise, die lie- ber kapitulierten, ehe sie die Linke ans Ruder liessen, waren die Protektoren Otto Habsburgs. Der zweite Stoss war die formelle Anerkennung der tsche- choslowakischen Exilregierung als kriegführende Macht durch die Demo- kratien. Damit entrückten Prag, Brünn, Troppau, der Traum-Geogra- phie der österreichischen Restauration, Die Selbstaufopferung Jugoslawiens hat nun auch Laibach, Zagreb und Neusatz den Rekonstruktionsplänen der Legitimisten entzogen. Denn Ju- goslawiens Anschluss an die Demo- kratien beinhaltet die Garantie seines Gebietes nach ihrem Siege. Der Legitimismus hatte eine reale Machtposition in Ungarn. Die ungari- schen Grafen haben in der Wieder- kehr des legitimen Trägers der St. Stephans-Krone die Garantie der Er- haltung ihrer eigenen sozialen Macht- position gesehen. Dass jetzt nicht sie und ihr primus inter pares, der Kö- nig, die Grenzpfähle Ungarns wieder an die Karpathen rücken, sondern der Kleinadelige Horthy, im Bündnis mit dem Plebejer Hitler, zerstört nicht nur ihr soziales Konzept, sondern gefähr- FRAGE UND DER det sehr ernstlich die fernere Zukunft des Landes. Ungarn hat sich in die- sem Kriege als aggressive Macht be- tätigt. Er hat Teile der Tschechoslo, wakei, Rumäniens und nun auch Ju- goslawiens an sich gerissen und sich dadurch eine Warnung Russ- lands zugezogen. Wenn einmal die deutschen Tanks und Flieger abziehen, dann werden über das schutzlose Ma- larien hinweg Nord- und Südslawen die Vereinigimg suchen, deren Fehlen in diesem Kriege sie einzeln hilflos dem Angriff des Dritten Reiches preis- gab. '«WIEN, WIEN, NUR DU ALIdEJIN" das populäre Lied, ist zum Kampflied der Wiener gegen die Nazi-Invasion geworden. Der "Völkische Beobachter" (Wiener Ausgabe vom 1. Januar 1941) muss zur Verteidigung der "Sendbo- ten des mächtigen Reiches, das Oe- sterreich seinen Schutz gab", aus- drücken: "Mit Freude und mit Dankbarkeit ha- ben wir diese Männer und Frauen aufgenommen, und dankbar und freu- dig haben sie unsere Gastfreundschaft akzeptiert." Aber das dicke Ende kam bald nach: "Bald sickerten die ersten Wermuts- tropfen in den Freudenbecher unseres jungen Glücks: An die Fersen der Be- freier hatten sich die Hyänen der Re- volution geheftet, die mit heisshung- rigen Mägen und leeren Pfoten ge- kommen sind, nur in der Absicht, sich hier zu füllen. Und sie haben sich gemästet und haben uns erzählt, dass er "draussen" kein Schlagobers mehr gäbe. Weshalb sie gleich vier und fünf Portionen auf einmal geges- sen haben. Und sie haben gesagt, es 11 gäbe keine Schafwolle mehr. Weshalb sie sich mit Wollvorräten eingedeckt haben für ihre Kinder — und Kin- deskinder. Und als es dann auch bei uns kein Schlagobers mehr gab, una als bei uns, wie überall, die Wollvorrä- te knapp wurden, und auch sie keinen "echt englischen" Tweed mehr Deka- men, da haben sie uns beschimpft und gesagt, das sei der Dank dafür, dass sie uns aus dem Dreck gezogen hät- ten." Das geht sogar Herrn Schoedl vom V. B. über die Hutschnur und er wetT tert: "Die Leute, die so redeten und so handelten, die haben uns nie aus dem Dreck gezogen — die haben nur Dreck hereingebracht! Wir sollten sie verjagen. Wir sollten sie mit nassen Fetzen niederschlagen und die Hunde auf sie loslassen." Die Wiener aber singen: "Wien, Wien, nur du allein sollst die Stadt meiner Träume sein", und Träume der Zensur zu unterwer- fen oder der Gestapo zu denunzieren, ist auch im Dritten Reich noch nicht durchführbar. Das Fiakerlied haben sie verbieten können, es ist von einem Juden gedichtet und vertont, aber "Wien, Wien, nur du allein" geht ih- nen noch schwerer auf die Nerven. Herr Schoedl greift zu Drohungen: "Man wird Kongresse und Tagun- gen anderswohin verlegen. Man wird Wien links liegen lassen, um anders- wo im Südosten des Reiches eine neue Metropole der Gastlichkeit und des Fremdenverkehrs zu errichten. Dann aber wird Wien allein sein, wenn auch anders, als wir dies erträumten..." Die Drohung könnte nicht nackter, nicht brutaler sein. Darüber hinaus enthüllt sie das wahre Gesicht nazisti- scher "Befreiung". "Wehe, wenn dieses schöne 'Wien, nur du allein' allgemein zur Kampf- ansage wird. Die Reaktion kann nicht ausbleiben. Mian wird die Stadt meiden, in der man nicht gern gese- hen ist. Man wird einen Umweg ma- chen um Wien, wenn man nach dem Südosten will." WER RUFT I>A AUF? Unsere Gesinnungsfreunde in Rio de Janeiro berichten: In einigen brasilianischen Blättern wurde ein Aufruf eines "Oesterreichi- schen Comites" in New York veröf- fentlicht. An der Spitze der Unter- zeichner stand ein völlig unbekannter Herr Tallir, ihm folgten Karl Ernst Winter (ehem. Vizebürgermeister von Wien) und Guido Zernatto (ehem. Generalsekretär der "Vaterländischen Front" und Schuschnigg'scher Propa- gandaminister). Die österreichischen Gesinnungsfreunde in Brasüien stel- len einvernehmlich fest, dass Herr Winter unbeschadet seines besten Wollens und seiner unbestreitbaren sozialen Einstellung in den Diensten der Diktatur der Dollfuss, Schusch- nigg und Schmitz gestanden hat, wenngleich er später entfernt wurde, und dass Herr Zernatto zu den Haupt- schuldigen an dem Zusammenbruche des demokratischen Oesterreich ge- hört. Die politische Emigration hat schon in Paris Zernatto und dessen Kumpane Stockinger und Starhem- berg unmissverständlich für immer abgelehnt. Der ehem. Honorarkonsul Oesterreichs in Sao Paulo, Fabrikant Theodor Putz, ein Mann untadeliger moralischer Qualitäten, der den Auf- ruf mitunterzeichnet hat, ist seit mehr als dreissig Jahren nicht mehr in Oesterreich gewesen, das er in seiner Entwicklung nicht kennt, und ist au- sserdem brasilianischer Staatsbürger. Das Fehlen der Unterschriften demo- kratisch gesinnter oder gar sozialisti- scher Persönlichkeiten der politischen Emigration nimmt dem Aufruf seinen letzten, ohnedies fraglichen Wert. NAZINIEDERLAGE AN DER AGRARFRONT Zum Inventar der nationalsozialisti- schen Theorie und Propaganda ge- hört die Behauptung, dass ein boden- ständiges Bauerntum den Kern und die unversiegliche Kraftquelle der Na- tion bilde, und dass der nationalsozia- listische Staat deshalb alles tun müs- se, um das Bauerntum zu stärken, zu sichern und durch Neusiedlung auszu- dehnen. Das wichtigste Mittel zur Erhaltung und Festigung des Bauerntums war die Erbhofgesetzgebung. Am 1. Okto- ber 1933 wurden alle Bauern, die be- stimmte Forderungen erfüllen — der Hof musste mindestens die Grösse ei- ner "Ackernahrung" (etwa 7,5 ha) ha- ben, der Bauer muss "arisch- bauern- fähig und ehrbar" sein — auf einen Schlag automatisch von Gesetzes we- gen zu Erbhofbauern erklärt. Sie dürfen den Hof nicht mehr verkau- fen und ihn nicht belasten, also keine Hypotheken eintragen lassen. Der Hof geht ungeteilt auf den Anerben über. Eine Zwangsvollstreckung ist von Gesetzes wegen ausgeschlossen. Die Erbhofbauern sind nicht mehr ei- gentliche Eigentümer ihres Bodens, sondern nur noch "Treuhänder der Sippe". Wenn sie schlecht wirtschaf- ten, können sie "abgemeiert", d. h. vom Hof verjagt werden. Damit glaubte Herr l>arr£ das Pro- blem der übermässigen Parzellierung des Bodens und der Ueberschuldung der Höfe mit einem Zug gelöst zu ha- ben- Die Wirklichkeit aber sieht anders aus. Nach siebenjähriger Erprobung der Eirbhofgesetzgebung wird in einem im November 40 in der Zeitschrift "Der Deutsche Volkswirt" unter dem Titel "Der Menschenschwund in der Land- wirtschaft" erschienenen Aufsatz das völlige Scheitern des Versuchs festge- stellt. Der Artikel beginnt mit dem nüchternen, aber inhaltsschweren Satz: "Zu den bemerkenswertesten Peststellungen der Berufs- und Volks- zählung 1939 gehört die Tatsache, dass die Zahl der land- und forst- wirtschaftlichen Berufsangehörigen seit 1933 um 1.450.000 Personen oder 10,6 Prozent abgenommen hat." Der Verfasser gibt offen zu, dass diese Menschenabgabe der Landwirtschaft — die in einzelnen Landkreisen über 20 Prozent beträgt — nicht das Ab- stossen eines entbehrlichen Kräfte- überschusses bedeutet, sondern, au'f längere Sicht gesehen, ein schwer aus- gleichbarer Substanzverlust sei. Ja, der Verfasser redet geradezu von' einer "Ausblutung" einzelner Gebiete. Da- bei nehme diese Landflucht immer mehr die besondere Form einer Land- wirtschaftsflucht an. Der "Deutsche Volkswirt" gibt fol- gende Gründe für diese Entwicklung an: "Entscheidend für das Ausmass der Abnahme der land- und forst- wirtschaftlichen Beruf s an geh örigen ist die bequeme Möglichkeit, in der nahen Stadt einen industriellen Ar- beitsplatz zu finden." Dabei sei die Anziehungskraft der Industrie auf die landwirtschaftlichen Arbeits- kräfte um so stärker, je geringer die Aussichten auf einen sozialen Auf- stieg innerhalb der Landwirtschaft sind. Der Verfasser des Aufsatzes for- dert darum, dass die Ertragsverhält- nisse so gestaltet werden müsen, dass der Landwirtschaft die Verwirklichung einer sozialen Aufstiegsordnung, die allen in ihr tätigen strebsamen Kräf- ten den Weg zur Gründung einer be- friedigenden selbständigen Existenz öffnet, aus eigener Kragft ermöglicht wird. Zurzeit sei diese Möglichkeit in ausreichendem Masse noch nicht ge- geben. Diese Erklärung ist zutreffend, aber sie ist nur halb. In Wahrheit hat die Erbhofgesetzgebung entgegen ihren Absichten die Landflucht verstärkt, weil sie einen grossen Teil der Land- bevölkerung entrechtet, proletarisiert und dadurch geradezu in die Stadt getrieben hat. Durch das Erbhofgesetz wird ein Kind — je nach der Gegend das älteste oder jüngste — bevorzugt. Eis bekommt den ganzen Hof. Die Geschwister haben lediglich Anrecht auf ihren Anteil am übrigen Vermögen, wenn welches da ist, nach Abzahlung aller Schulden, also z. B- am Vermögen in Wertpa- pieren, soweit die Hypothekarbela- stung übersteigt, ferner auf eine den Kräften des Hofes entsprechende Be- rufsausbildung und Ausstattung. Au- sserdem muss ihnen Heimatzuflucht gewährt werden, wenn sie unverschul- det in Not geraten. Das ist alles. Was bleibt ihnen also anderes übrig, als vom Land abzuwandern, um in der In- dustrie oder im Gewerbe einen Ver- dienst zu finden? Das Gesetz hat noch eine andere, vielleicht noch schlimmere Folge. Da- durch, dass die Erbhö'fe grundsätzlich unveräusserlich sind, kann nur noch der Grund und Boden von Nicht - Erbhöfen frei gehandelt werden. Das Angebot an Boden ist dadurch verrin- gert worden, der Preis ist erhebli^i gestiegen. Nutzniesser dieser Preisent- wicklung waren nicht zuletzt die Grossgrundbesitzer, die nun Boden für Siedlungszwecke zu sehr hohen Preisen absreben konnten. Die Boden •preise sind derart gestiegen, dass die "Neubildung deutschen Bauerntums" immer mehr erschwert wurde. Unter 13 dem Fehlen von Siedlungsmöglichkei- ten leiden die Bauernsöhne, aber auch die Landarbeiter, die sicher einen gro- ssen Teil des vom Land abfliessenden Menschenstroms ausmachen, obwohl die Abwanderung in die Stadt für sie wesentlich ergehwert wurde. Selbst ein so totalitärer Staat wie der nationalsozialistische vermag nicht NAZIONALSOZIALISMUS I>rS PMTENDERIER Lqys Geheimnis. Wie Dr. Ley im "An- griff" berichtet, hat die Arbeitsfront Ende 1940 50 Millionen RM pro Monat ▼on den deutschen Arbeitern einkas- siert. Das ist die erste Mitteilung über die Finanzen der DAF seit 3% Jahren. Was mit dem Geld geschehen ist, hat Ley wohlweislich verschwiegen. Man weiss aber, dass die DAF rund 30.009 gut bezahlte Angestellte beschäftigt, dass mit dem Geld der DAF in Norwe. gen Kasinos für deutsche Offiziere eingerichtet werden und dass das von Geldern der deutschen Arbeiter erbau - te Volkswagenwerk Flugzeugmotore und Armeeautos fabriziert. Man weiss weiter, dass die DAF fast 17% Millio- nen RM zur Erweiterung der mit U-Boötbauten beschäftigten Vulkan, werften in Stettin zur Verfügung stell- te. Was aber mit dem Rest geschah, bleibt Leys Geheimnis. Das Reich der Millionäre. Ende 1933 gab es in Deutschland 9148 Aktienge- sellschaften mit einem Gesamtkapital von 20,6 Milliarden RM. Ende 1939 gab es 5353 AG's mit einem Gesamtkapital von 20,3 Milliarden RM. (Angaben des Berliner Statistischen Reichsamtes in "Wirtschaft und Statistik" vom Novem- ber 1940.) Das Durchschnittskapital der deutschen AG's ist von 2,2 auf 3,8 UND IHRE OPFER Pflichtjahr für Mädchen. In der nazi- stischen Volksgemeinschaft werden nur die mittellosen Mädchen nur Ab- leistimg eines Pf lichtjahres gezwun- gen. Sie werden meistens auf das Land geschickt. Dort sind nicht nur Unter- kunft und Arbeitsbedingungen im all- gemeinen besonders schlecht, das Reichsgericht hat sich auch genötigt gesehen, schwere Strafen für Verge- waltigung oder Verführung der Mäd- chen durch den Dienstherren zu for- dern. Was wunder, dass das Duisbur- 14 durch erklügelte Massnahmen und Zwangsgesetze natürliche Entwick- lungstendenzen und wirtschaftliche Entwicklungen aufzuheben. Solches Pfuschwerk, hat, wie unser Beispiel zeigt, sehr unerwartete, den Absich- ten der Urheber entgegengesetzte Wirkungen. OHNE MASKE Millionen RM gestiegen. Die AG's sind miteinander verflochten. Ein Kreis von wenigen hundert Menschen kontrol- liert die ganze deutsche Wirtschaft. Kunstsammler Hitler. In der gräflich Czeminschen Kunstgalerie in Wien war das berühmteste Gemälde ein Bild von Jan Vermeer, das den Maler an •der Staffelei zeigt. Die Besitzer wollten das nicht mit Gold aufzuwiegende Ge- mälde nach USA verkaufen. Aber dem stand das gesetzliche Verbot der Aus- fuhr von Kunstwerken internationalen Rufes entgegen, und Schussnigg ver_ weigerte eine Specialer!aubnis, obwohl die Gräfin Fugger, seine spätere Frau, darum bat. — Heute hängt das Bild in Hitlers Villa in Berchtesgaden. Schlossbesitzer Himmler. Der Gestapo- chef hat das historische Schloss Bou- kow in Mähren erworben. Dort kann er sich im Schoss seiner Familie von sei- nen tausendfachen Schandtaten und Verbrechen erholen. r,*.., G rossgrundb esitzer Henlein. Auch der frühere sudetendeutsche Turnlehrer Henlein ist nach dem Beispiel der zahl, reichen Nazi-Granden zum Gross- grundbesitzer avanciert. Um Erbhof- bauer zu werden, ist sein Landbesita viel zu gross. ger Arbeitsamt mitteilt, dass die mei- sten Eltern trotz aller Aufklärung und Werbung dem Pflichtjahrgedanken ab- lehnend gegenüber ständen. Man sucht die Mädchen zum Ausharren in ihrer Stellung zu zwingen, indem man die Eltern zur nachträglichen Bezahlung "der gesamten durch den Pflichtjahr- einsatz dem Arbeitsamt entstandenen Unkosten" verpflichtet. Gestellwns'sbefeM für Zehnjährige. In der "Kölnischen Zeitung" vom 22. 1. 1941 lesen wir einen Gestellungsbefehl für alle Jugendlichen, die zwischen dem 1. Juli 1930 und dem 30. Juni 1931 geboren sind. Der Gestellungsbefehl entspricht genau dem Muster für die Einberufung Militärdienstpflichtiger. "Zuwiderhandlungen gegen die Anmel- de- und Jugenddienstpflicht werden nach den bestehenden Gesetzen be- straft." Werkfrauengrupipen. "Die Betriebsge- meinschaft zur Leistungsgemeinschaft zu steigern, ist das Ziel, danach Werk- schar und Werkfrauengruppen in ihrer Tätigkeit gemeinsam streben... Die Werkfrauengruppen haben im Betrieb Erziehungsarbeit an den Kameradin- nen zu leisten, sie sollen sie zu regel- mässiger Arbeit anhalten... Im Werk- sicherungsdienst und dort, wo die Ge- folgschaft durch die Kriegslage be- Die Freie Deutsche Bühne wird am Mittwoch, dem 21. Mai, im Vorwärts- saale zum Besten der deutschen Emi- granten in dein französischen Konzen- trationslagern das erfolgreichste Stück der vorigen Spielzeit "Menschen auf der Eisscholle" spielen. Leitung und Mitglieder der F. D. B. stellen ihre Kraft ohne jede Vergü- timg in den Dienst der guten Sache- Wir bitten alle unsere Leser und Freunde, unbedingt die Vorstellung zu besuchen. Wir vermuten, dass man- cher unter ihnen ist, der — sei es aus welchen Gründen — noch keine Vor- stellung der F. D. B. besucht hat. Er sollte das Versäumte nachholen, nicht allein um des guten Zweckes willen, sondern auch weil die F. D. B. die jetzige Spielzeit mit zwei Stücken be- gonnen hat, durch deren Wiedergabe sie unsere ganz besondere Anerken- nung verdient. Maxim Gorkis "Nachtasyl" ist von eminenter geschichtlicher Bedeutung. Als es _ Anfang unseres Jahrhunderts über die deutschen Bühnen und über die Bühnen Europas ging, war seine Wirkung geradezu aufwühlend, wuss_ te man doch bisher in der guten Ge- sellschaft nichts vom Dasein der Elendesten, deren trostlose Existenz Gorki in erschütternden und einpräg- samen Bildern und Figuren packend gestaltet, eine schwere Anklage gegen eine Gesellschaft, die solches Elend verschuldet und totschweigt. Bei den beschränkten Mitteln, die der F. D B. trächtlich zusammengeschrumpft ist, ersetzen die Frauen ihre Arbeitskame- raden als Block- und Zellenwalter." Mit anderen Worten: Frauen als An- treiber und Spitzel gegenüber ihren Aibeitsgenössinnen. ("Kölnische Zei- tung", 24. 1. 1941.) Kinder dürfen misshandelt werden, wenn die Eltern polen sind. Ein Bauer verprügelt das vierjährige Kind einer bei ihm arbeitenden polnischen Fami- lie in brutaler Weise. Das Amtsgericht verurteilte ihn zu 600 RM Geldstrafe. Das Landgericht Böhmisch-Leipa spricht ihn frei mit der Begründung: Nur Misshandlung von Kindern des Hausgesindes gelte als Erziehungs- missbrauch, Polen gälten aber nicht als Hausgesinde. ("Der Neue Tag", Prag, 2. 2. 1941.) zur Verfügung stehen ist es umso rühmlicher, dass man die Spietlzeit mit einer so guten Wiedergabe dieser erhebliche Anforderungen stellenden sozialen Szenen des grossen russischen Dichters begonnen hat. Leider haben Kritik und. auch der grössere Teil ues Publikums gegenüber dem Stück ver- sagt. Als zweites Stück wurde "Die heilige Flamme" von Somerset Maugham ge- geben. Und das war ein überraschen- des und ganz grosses Erlebnis Das Stück erhebt sich weit Über die mehr oder weniger gut gezimmerten Zeit- stücke und erst recht über die seich- ten Lustspiele, wie sie lie F. D. B. — wohl oder übel dem Publikumsge- schmack Rechnung tragend — in der vorigen Spielzeit vielfach gebracht hat. Fern von leeren Phrasen und handfester Effekthascherei zeichnet S. W. Maugham mit feinster Psycho- logie drei Frauengestalten — Mutter, Gattin und Krankenschwester —, de- ren Leben um das hoffnungslose Krankenlager eines verunglückten Fliegers kreist. Aber hier soll nicht der Inhalt des Stücks wiedergegeben werden. Vortrefflich war die Regie von Frau Reger-Jacob und durchweg gut die Einzelleistungen. Das grosse er- schütternde Erlebnis aber war die Gestaltung der Rolle der Mutter durch Hedwig Schlichter. Der Schreiber — ein alter Theaterfreund und deshalb immerhin ein wenig "abgebrüht" — 15 konnte nur mühsam seine Bewegung so bemeistern, dass sie nicht laut wurde. Aber nicht nur er. die ganze Theatergemeinde war tief ergriffen, als in der Schlusszene die um alles Menschliche wissende, die alles verste- hende Mutter erzählt — wie spielt und spricht Hedwig Schlichter diese Szene! —. mit schlichtesten Worten erzählt, wie ihre unendliche, völlig selbstlose Liebe zu dem Kranken und hilflosen Sohn sie zur ungeheuersten Tat der Liebe vermocht hat: den Sohn vor dem Schwinden der letzten Illusion, vor einem neuen furchtbaren Absturz zu bewahren durch den Schlaftrunk, von dem er nicht mehr aufwacht. Niemand sollte es versäumen, dieses Stück, dem wir viele Wiederholungen wünschen, zu sehen. Für die Auffüh- rung solcher Stücke tiefer Mensch- lichkeit, für solch grosse menschliche und künstlerische Gestaltungskraft werden wir immer dankbar sein. "Die heilige Flamme" reiner Menschlich- keit und grosser Kunst — wir brau- chen sie in diesen trüben Zeiten mehr als je. FLUECHTLINGSHILFE Weiter unten geben wir eine Ueber- sicht über die bis 6. Mai eingegange- nen und ausgezahlten Beträge. Unsere Leser werden verstehen, dass wir mit Rücksicht auf die Flüchtlinge nicht die genauen Namen und Wohnorte angeben können, wen die Empfänger sich noch in der gefährdeten Zone befinden. Die eingegangenen Bestäti- gungen beweisen jedoch, dass alle bis Ende Dezember abgegangenen Beträ- ge in die Hände der Empfänger ge- kommen sind und im Sinne der Spen- der verwandt wurden. Statt vieler veröffentlichen wir im folgenden Tei- le aus einem Brief des Schriftstellers Plans Siemsen, der sich zur Zeit in Lissaben befindet. Bei dem von Hans Siemsen verteilten Betrag handelt es sich um die 612.80 Pesos, die an die Quaker in Marseille eingezahlt wur- den. „Die 612.80 argentinischen Pesos, die ich über die Quäker in Marseille von Euch erhalten habe, habe ich an vier verschiedene, besonders verlassene deutsche Spanienkämpfer verteilt. Ich habe von ihnen darüber die Bestäti- gung und schicke sie Euch. Von zwei- en weiss ich, dass ihnen damit die Ausreise aus Frankreich ermöglicht wurde, ob auch die Ueberreise, weiss ich noch nicht. Die beiden anderen sind durch das Geld wenigstens aus einem sehr bösen Lager freigekommen und vor Zwangsarbeit an der Trans- sahara-Bahn bewahrt worden, die auf die Dauer ein Todesurteil bedeu- tet". einnahmen Pesos Uebertrag 2464,45 6166................................1,00 633.2 ............................4,00 6i334 . . . . .......................10,00 6»3<5............................100,00 63137 . . . .........................5,00 6$37................. . 18.50 6838 ....................................50.00 7815................................1,00 7s2i2................................1,00 77;87................................1,00 7789 . . . .........................5,00 7793 ................................1,50 7795 .. ..........................8,00 7846 ................................1,00 7859 ................................5,00 2676,45 Ausgaben Pesos 10. 10. 40 Verteilungisstelle M., Südfrankreich 50,00 22. 10. <40i B. Paris............32,95 25. 10.40 Spanienkämpfer . . 32,95 28. 11. 40 Verteilungsstelle M. Südfrankreich . . 149.00 9. 12. 40: Quaker, Marseille zur Verteilung an politische Flüchtlinge 612,00 17. 12. 40 Spanienkämpfer .. 250,00 19. 1'2. 40 F. Aix................55./10 27. 12. 40 M. Toulouse............19,15 8. 1. 4.1 Gewerkschaftler iSüdfrankreich .. . . 200,00 8. 1. 41 Verteilungsstelle M. Südfrankreich 100,00 28. 3. 41 R. zur Verteilung . 121,10 9. 4. 41 Schweizer Hilfsko- mitee zur Nahrungs- mittelbeschaffung für KZ-Insassen • • 103,95 dito....................300,00 dito....................150,00 verfügbare Summe . 520,25 _2676,45 Ein Peso! Hans Jahns zu Herzen ge- hendes Gedicht gleichen Titels wur- de von unserem Freunde Friedrich Pressburger bei der Maifeier des Ver- eins "Vorwärts" sehr wirkungsvoll vor- getragen. Als Ergebnis der Veranstal- tung konnte der "Vorwärts" rund 178 Pesos an die Insassen eines Konzen- trationslagers in Südfrankreich ab- senden. .15 La Otra Alemania PERIODICO ALEMAN ANTIHITLERISTA SUPLEMENTO CASTELLANO Editor y director: Dr. AUGUSTO SIEMSEN Tucumdn 309 — Buenos Aires — No. 38 — Ano IV. La reiproducciön de los artlculos de LA OTRA ALEMANIA es libre indlcando su orfgen. HASTA LOS FILATELICOS SON UTILIZADOS POR EL NAZISMO Cuando se habla de la guerra actual, como una lucha de ideas, se apunta al nudo de la cuestiön contemporänea, pe- ro no se llega a definir enteramente cuäles son esas ideasf en juego. Es que en realidad, se trata de algo todavla mäs hondo que la idea. Se trata de una manera radicalmente distinta de ver el mundo y entender la convivencia. Asl, para Inglaterra y los demäs pal- ses democräticos y liberales1, vivir sig- nifica "vivir con el vecino", vivir y 3ejar vivir". En el orden democrätico pued© haber conivencia internacional, cada vez mäs perfecta. En cambio en el orden (llamSmosle asl) totalitario, «ölo hay una voluntad de vivir como raza superior en detrimento necesario de todos los demäs pueblos. El advenimiento de Hitler al gobierno de Alemania, en 1933,. sefiala el pri- mer jal'ön pronunciadamente vlsible en el camino que conduce a la actual guerra. Y no es de extranar que si su designio era imponer la superiori- dad mecänica alemana sobre el resto del mundo, toda su polltica se haya orientado desde el comienzo a deblli- tar el esplritu y la moral del adversa- rio. Est© adversario no estaba ni estä localizado en Inglaterra, ni en el vas- to Imperio britänico, ni en los Estados Unidos. El adversario de Hitler era todo el mundo, era el esplritu de con- vivencia y de orden internacional que debla ser substituldo por el del "do- minio de los pueblos de razas1 inferio- res por el pueblo ario puro del Norte, que es el pueblo alemän". Este mito de la raza debla substituir al concepto cristiano y civilizado del derecho. Por consiguiente, la finalidad superior que se propusieron los dirigentes nazis en 1933, cüando comenzö la guerra que seis mäs tarde oficlalizß Cham- berlain, fti6 lograr el triunfo total de Alemania sobre el mundo como reza el mismo himno alemän. Y para ello habla dos caminos prlncipales, que de- bfan recorrerse simultäneamente para llegar al mismo fin: en primer lugar debla obtenerse la unidad nacional. Ya sabernos como'- mito racial, mordaza a la prensa y a la radio, supresiön de partidos persecuciön de contrarios al rfigimen, garrote, campo de oon- centraciön, cafiones en vez de mante- ca, etc. En segundo lugar, pero igual- mente importante, se debla llegar a la desuniön de los1 demäs palses. Y desde 1933 los nazis no han hecho, de una manera u otra, sino seguir por estos dos caminos. Para desorganizar a los demäs palses del mundo, Hitler razonaba de la si- guiente manera: En general, la gente estä de hecho divid'ida en diferentes re- ligiones, ideales costumbres, "hobbies", partidismos, manlas, etc. La mayorla de estos grupos son susceptibles de or- ganizaciön x>ol6mica contra otros par- tidos opuestos, como es el caso de los partidos pollticos, el de las ügas pro y antiviviseccionistas, pro antivacu- nistas, pro y antinudistas', etc. Ahora bien; mientras que en Alemania hay que hacer desaparecer por completo to- da clase de partidismo y preocupaciön que no sea por el Estado nazi, en los demäs palses del mundo debe fomen- tar intensamente esta divisiön de fuer- zas. Por otra parte, aunque no todos los aficionados a algo en el extranje- jero puedan ser agrupados contra otro grupo de su propio pals, como, por ejemplo, los colomböfilos, filat€licos. tofögrafos, motociclistas etc.. estas personas pueden ser organizadaa vela- damente desde Alemania v ponerlas en relaciön con grüpos nazis del pals en 1 que se träte y ademäs, con grupos si- inilares residentes en Aleraaniai De este modo 3e encuentra uno con aso- ciaoiones alemanas como la "Liga para eultivar la amistad personal con ex- t.ranleros", que se ocuoa desde Alema- nia en relacionar por correspondencia a residentes en el Reich, con ciudadanos de otros pafses. No es nada extrafio asl, que un aficionado a coleccionar estam- pillas postales, por ejemplo, o foto- uraflas de buques de vela, al recibir de Alemania o de un amigo alemän, algunos seilos de correo novedosos o una buena fotografla, sienta mäs sim- patla por los alemanes, en general y sin discriminaciön que por sus compa- triotas que no lo han favorecido con esta clase de regalos. El filateiico se pone en contacto con los nazis de Ale- mania y recibe asiduamente corres- pondencia, na^turalmente franqueada con seilos extranjeros. En las cartas se habla de la maravillosa organiza- ciön interna del Tercer Reich, de lo blen que se vive, y mientras por el estilo. pero el filatGlico lo cree, porque su interfis de colecionista es satisfecho por el franque.o aue viene adherido a cftda sobre. Algo semejante ocurre con los colec. cionistas de fotograflas. Como es sa- bido, la tficnica contemp,oränea puede producir en cualquier parte del mun- do, muy buenas fotograflas. Aprove- chando este detalle. los nazis envlan como canje o como regalo una foto- grafla excelente. que para empezar, puede ser un paisaje: una montafia, una playa, un b'osque. Pero luego viene un espu6s de 8 afios de propag-anda na- zi esta queja es signiificativa. Los obreros son enviados ahora como trabajadores forzados, pero cada uno de ellos constituye una excelente Pro- paganda contra el sistema nazi. En el pafs nazi del terror la ünica defensa que existe hoy dla contra los trabajo« forzados es el trabajar mal y despacio. Muchos obreros lo hacen. La resistencia no pudo ser dominada ni entre los obreros de la construcciöri que bajo la direcciön de una compaiila constructora de] Frente del Trabajo alemän realizan para la fäbrica del auto populär, en la que se fabriean aviones. En sq informe la compaiila constructora del Frente del Trabajo se queja de que "a causa del poco rendimiento de los obreros' enviados (oom0 trabajadores forzados)", el cos- t.o de las construcciones aumentö "con- siderablemente". ANTE EL JUEZ NAZI Durante algunos meses las autorida- des nazis castigaron con relativa be- nignidad a los obreros, empleados y funcionarios que no se sometieros' in- condicionalmente a la mäquina de gue- rra azi. Como necesitaban a todos esos hombres, apenas si aplicaron penas1 de prisiön, y se contentaron cori adver- tencias v amenazas. Pero desde la desmovilizaciöri. parcial ai comenzar el invierno, son encarcelados' nuevamen- te los obreros que «o se quieren so- meter a la brutal disciplina nazi. Pa- ra impresionar a los descontentos la prensa nazi publica algunos de las duras oondenas. La publicaciön de esas sentencias tiende a infiltrar temor, pero la exteriorizaciön de tales "crl- menes" en los diarios nazis1 revela si- multäneamente la siempre creciente resistencia contra la coerciön del siste- ma nazi. En los servicios noticiosos nazis de Hamburgo se re.gistran caaos tlpicos de resistencia de los' obreros en los astilleros en la industria qufmica, en la metalürgica y en la construcciön. Se hacen la rabona, — "El construc- tor de buques D. estuvo injustifica- damente alejado de su puesto de tra- bajo durante tres semanas. Por eso t'uö objeto de una reprensiön. Como poco despugs no asistiö nuevamente. sin causa justificada, a su puesto de trabajo, hubo que denunciarlo ante la iusticia y D. fug condenado a 4 se- manas de prisiön". Deuayuno y trabajo lento. -— "El obre- ro B-, de una fäbrica de productos qul- micos, saboteö el trabajo porque per- manecla largo tiempo para desayunar- ee y ademäs realizaba su trabajo con lentitud para dar lugar a quejas y para que por eso lo despidiesen de la empresa, Como las advertencias que se le hicieron resultaron infructuosas, D. fuS condenado a tres meses de pri- s!6n". 3 LOS ARGENTINOS SON LADRONES En "Das Hakenkreuzbanner", örgano del partido hitlerista de Mannheim (Alemania) aparecieron dos articulos de un tal Kurt Gross, que se califica a sf mismo "jefe de las tropas de asaltö de Buenos-Aires". De enträda dice el autor que muchos alemanes pensaron emigrar a America y que los atraia especialmente la "colonia alemana" Eldorado, en Misiones. In- vocando a un imaginario "campesino Emil", cuyas peripecias en la inmigra- ciön y colonizaciön en la Argentina las presenta como caracteristicas, el jefe de las tropas de asalto describe a los argentino.3 como ladrones que roban el equipaje del inmigrante, que no domina el espafiol y no puede de- fenderse. La policfia iargentina testd corrumpida, los alemanes en la Argen- tina nö tienen derechos y "sufren un Inflexible terror" a que los someten las autoridades. Asi como la Situation politica en la Argentina —segtin el informe del jefe de las tropas de asal- to de Buenos-Aires— es de completa anarqula, de la misma manera la eco- nomfa agrupecuaria argentina estä descrita como en estado igualmente catastrofal. De sus productos se afir- ma que no tienen valor alguno, que en el campo reina el hambre, y se suceden las sequias y que nadie pue- de Jibrarse de las mangas de langos- ta y de los bichos, los cuales abundan hasta en el hotel de inmigracion. La compafi'a colonizadora Eldorado es calificada de "sociedad de bribones" y de "explotadores", que "estafan en to- das las oportunidades" a los inmigran- tes. El fundador de la colonia- Eldora- do, Sr. Schwelm, es un "judio", "un criminal y un pillo qiue merece ser muerto". Segün el informe del jefe portefio de las tropas de asalto los in- migrantes alemanes mueren en la Ar- gentina muy pronto a causa del cli- ma tropical y solamente una revuelta armada y el incendio de la casa de Schwelm pueden salvarse de la explo- taciön y de la compafiia colonizadora. Si el Tercer Reich quiere impedir que sigan viniendo alemanes a la Argen- tina, eso es cosa suya. Pero es una desverguenza que no deberia quedar sin castigo, que una "jefe de tro- pas de asalto" träte de desacre- ditar en esa forma a la Argentina. Miliares de inmigrantes alemanes y de otros pafses que llegaron sin capital, en la Argentina consiguieron el bien- estar y la riqueza. Esto deberia reco- nocerlo tainbien el jefe de las tropas de asalto que, por otra parte, se salvö huyendo alTercer Reich para evitar la intervenciön de las autoridades ar- gentinas. — I. S. viaje de inspeccion de; un agente nazi Asuncion. — Aur.que el partido nazi fue prohibido por el gobierno paragua- yo. siguo existiendo apeiias camoufla- do. Su influencia se desprende del he» cho de que hace algiin tiempo hubo dificultades con motivo del entierro de la esposa del juez de Col. Indepan- dencia. El cementerio estä sometido a una acentuada influencia nazi, y para intimxdar al juez, los nazis se hablan opuesto al sepelio de la esposa del ma- gistrado. En Col. Carlos Pfanni, la juventud hitlerista, disfrazada de "aso- ciaciön coral", se reune, regularmente, en casa del ex-comunista Müller, a quien al mismo tiempo el partido na- zi le encomendö la tarea de controlar la fidelidad de los alemanes del parti- do nazi. En la fiesta escolar de Carlos Pfanni fue coreada la canciön militar: "Vamos a liquidar a Inglaterra". El jefe del grupo local del partido nazi... es un tal Hesse. Hace poco, el consul alemän hizo exhibir en el almacen un escrito oficial en que, con motivo 'e un asunto relacionado con el consu- lado, se instaba a los alemanes a pre- sentarse al jefe del grupo local del partido nazi. ,:No sabe el consul que en Paraguay no debe haber un par- tido nazi? Los gruoos locales del dis- trito Paraguay recibieron nuevas ins- trucciones por medio del agente nazi Heinz Lange, que es yerno del cönsul Brixner y hace poco llegö al Paraguay procedente de Buenos-Aires. Sregllgencia. — "El acusado B. traba- iaba es una construcciön de los alre- dedores de Hamburgo. Crela que podla ir al trabaj.o cuando quisiese. Por su proceder fu6 severamente amonestado. Poro despuös se informö que B. no habfa concurrido a su puesto durante varios dlas o en horas, sin justifica- ciön. Por violaciön del contrato de trabajo B. fuß condenado a 4 meses de prisiön". 4