Das Andere Deutschland (LA OTRA ALEMANIA) Periodic© Aleman Independiente EDITOR Y DIRECTOR: Dr. AUGUSTO SIEMSEN Tucmmcba 309 — Bs. Aires — U. T. 31-3922 Jahrgang IV. — Nr. 40 — Julinummer RUSSLAND IM KRIEG Ueberraschend schnell ist Wahrheit geworden, woran wir unentwegt festgehal- ten haben: dass es trotz des „Freundschaftspaktes" unbedingt zum Krieg zwi- schen Deutschland und Russland kommen müsse. Am 19. Juni hat das offi- zielle russische Nachrichtenbüro Tass noch alle Nachrichten und Gerüchte über die russisch-deutsche Spannung dementiert. Drei Tage später hatten deutsche und rumänische Truppen bereite die russische Grenze überschritten und wur- den russischen Städte von Nazifliegern bombardiert. Der Krieg ist damit in ei- ne neue Phase getreten. Zum ersten Mal ist eine Invasion Hitlers von einer regelrechten Kriegserklä- rung begleitet worden. Die Gründe dazu sind einleuchtend. Hitler empfiehlt sich erneut als Schützer Europas und der Welt vor dem Bolschewismus, den zu zahmen ihm leider nicht gelungen sei. Die Spekulation Hitlers, dass die Quinta Columna der ganzen Welt nicht nur, sondern auch die Chamber lainisten, die Ford und Lindbergh und die bornierten Katholiken diesen Ball mit Freuden auffangen und ihre Helfersdienste für ihn steigern werden, ist zweifellos be- rechtigt. Was England angeht, so steht aber schon heute fest, dass die höchst- wahrscheinlich in Hinsicht auf Hitlers Pläne gegen Russland vorgenommene Friedensmission von Rudolf Hess gescheitert ist. Churchills starke und ein- drucksvolle Worte lassen darüber keinen Zweifel. Aber auch in USA scheinen uns die Dinge bereits zu weit fortgeschritten, als dass es noch gelingen könnte, die Politik Roosevelts zu durchkreuzen. Die Tatsache des Krieges zwischen Russland und Deutschland ist fast der gan- zen Welt unerwartet gekommen, ja sehr viele haben überhaupt nicht mit seiner Möglichkeit gerechnet. Wie oft ist nicht bis in die letzten Tage hinein behaup- tet worden, bei dem Pakt zwischen Hitler und Stalin handle es sich um eine echte Freundschaft, da Nationalsozialismus und Bolschewismus dasselbe seien, oder doch unter dem Stalinregime einander bis zum Verwechseln ähnlich ge- worden seien. Auch auf sozialdemokratischer Seite wurde man nicht müde, Sta- lins Aussenpolitik als schändlichen Verrat hinzustellen. Sollmann, augenschein- lich von Otto Strasser nicht mit Unrecht für seine „Gegenregierung" vorge- 1 merkt, ist kürzlich in der „Neuen Volkszeitung" in seinem blinden Jlass' sogar so weit gegangen, England und USA zu beglückwünschen, dass Russland nicht auf ihre Seite getreten sei. „ins waie", so scureiOt er.^ ,,von den vielen Gefahren, tienefn sie ausgesetzt sind, die allergrösste, wenn sie in einer Front mit der Roten Armee zu operieren hätten". (1. Mai 1941). Die Kommunisten ihrerseits haben seit dem deutsch-russischen Pakt, um die taktischen Manöver der Stalinschen Aussenpolitik zu rechtfertigen, ihren Kampf gegen Hitler abgebremst und in fast unbegreiflicher Verblendung nur die hitlerfeindlichen „Plutokrat'ien", vor allem England, angegriffen, ohne des- sen Widerstand Hitler schon längst seinen „Ritt nach Osten" „mit unserer- seits grössten Zielen" (Mein Kampf) unternommen hätte. Demgegenüber haben wir — wohl als einzige in der gesamten deutschen Emi- gration — eine absolut selbständige, vielfach von beiden Seiten böswillig oder aus Unverständnis angegriffene Stellung eingenommen. Heute brauchten wir nur aus früheren Nummern laufend zu zitieren, um zu beweisen, dass wir im vollsten Umfang reciit behalten haoen. Wir wollen statt dessen in gedrängter Form unsere Position nochmals zusammenhängend darlegen. Aus Furcht vor der Hitler-Aggression hat Stalin durch Litwinow die Völker- bundspolitik der kollektiven Sicherheit und des Zusammengehens mit England und Frankreich führen lassen. Am Widerstand der massgebenden kapitalisti- schen Kreise Englands und Frankreichs, die in Chamberlain ihren typischeil Vertreter hatten, ist die Verständigung Russlands mit den Westmächten zwecks Abwehr der Hitler-Aggression gescneiiert. Die Schmach von München — Russ- land war damals, was nicht vergessen werden dürfte, der einzige Staat, der zur Hilfe für die Tschechoslowakei bereit war! — bedeutete den Todesstreich für diese Politik. Die später mit Unlust wieder aufgenommenen Verhandlungen zur Erzielung eines Abwehrbündnisses liess Chamberlain in einer Weise führen, dass Stalin sich schliesslich in den Pakt mit Hitler flüchtete, um sich nicht al- lein oder vorwiegend allein der furchtbaren Kriegsmaschine der Nazis gegen- über zu sehen. Diese Politik Stalins mit ihrer taktischen Schwenkung haben wir als durch die Umstände veranlasst zu verstehen und zu erklären versucht. Zugleich aber haben wir ihre unwahrhaftige Begründung durch die russische Propaganda kritisiert. Dass man mit einem Mal über die Verbrechen und Ge- fahren der Hitlerdiktatur schwieg, war eine sehr böse, aber vielleicht schwer zu vermeidende Folge des „Freundschaftspaktes". Dass man nach Hitlers An- griff auf /Folen erklärte, nicht Hitler,' sondern England und Frankreich seien die Angreifer, dass man später unter schamhaftem Verschweigen der Nazi- schandtaten den Kampf einseitig gegen die „Plutokratien" führte — das hin- gegen war unerträglich und brachte die russische Propaganda fast auf das Niveau der Goebbelslügen. Wir haben es hier mit einer Folge der absoluten Skrupellosigkeit des Stalin- regimes zu tun, wie sie in der Hinschlachtung der alten Bolschewiken, in den grauenhaften politischen Prozessen, in der Verfolgung Trotzkis zutage getreten ist. Der Stalinismus hat nichts mehr gemein mit der Marxschen Inaugural- adresse, derzufolge für Sozialisten die einfachen ethischen Grundgesetze mensch- lichen Zusammenlebens auch in der Politik Geltung haben sollten. Nun kann man mit Recht sagen, dass die absolute Amoralität der kapitalistischen Gesell- schaft, der kapitalistischen Staaten und ihrer Diplomaten auch einen proleta- rischen Staat zur Verwendung der Lüge als Tarnung nötigen, wenn er sich be- haupten will. Aber auch die Arbeiterschaft der Welt wurde irregeführt, indem die. Dritte Internationale und ihre Parteien sich die Methoden der Stalinschen Diplomatie restlos zu eigen machten und sie noch übersteigerten, um zu bewei- sen, wie prompt und ohne Bedenken sie jeder Wendung der Moskauer Politik zu folgen bereit seien. Das hat zur Verwirrung, Zerrüttung und Verschärfung der Gegensätze in der Arbeiterbewegung geführt, zumal da die Kommunisten, plötzlich ihre opportunistische Volksfrontpolitik mit der gewohnten Beschimp- fung aller andersdenkenden Sozialisten vertauschten. Was hier gesagt werden musste, gilt auch in bezug auf die Gebietserwerbungen, die Stalin durch seine — gewiss sehr beschränkte — Zusammenarbeit mit Hit- 2 ler erreichte. Die Ausnutzung der Situation, tun Gebiete zurückzuerlangen, die man der Sowjetunion zur Zeit ihrer {Schwäche geraubt hatte, die aber entwe- der wirtschaftlich zu Russland gehörten oder, wie die finnischen Grenzgebiete, strategisch unentbehrlich sind, war durchaus gerechtfertigt, trotz all der mas- siven Angriffe, die deswegen gegen Russland gerichtet wurden. Sehr bedenk- lich aber waren wiederum die Methoden und die propagandistische Rechtfer- tigung, vor allem im Fall Finnland. Wenn man damals den Angriff auf Finn'- land mit der lächerlichen Behauptung zu rechtfertigen suchte, Finnland habe Russland angegriffen, so hat sich Russland dadurch leider ebenso sehr wie durch das Schweigen zu allen Ueberfallen Hitlers der Aktivlegitimation für sei- ne heutige Behauptung beraubt, dass Hitlers Invasion in Russland der uner- hörteste Bruch des Völkerrechts sei, den es je gegeben habe. Heute erweist sich auch die Behauptung, man brauche die finnischen Grenz- gebiete zum Schutz gegen England als das, was sie wirklich war, und unsere Feststellung, dass die Okkupation sich lediglich gegen Hitlerdeutschland richte, als zutreffend. Nicht nur unehrlich, auch unklug war es, dass die stalini- stische Propaganda ihre Hauptangriffe gegen die finnische Sozialdemokratie richtete. Trotzdem haben die finnischen Sozialdemokraten heute als einzige ei- nen Aufruf gegen die Teilnahme Finnlands am Hitlerkrieg gegen Russland er- lassen. Aber der Hass eines grossen Teils der finnischen Bevölkerung ist seit dem Ueberfall und der Vergewaltigung zu gross. Finnland nimmt am Krieg teil, und das bedeutet die unmittelbare Bedrohung Leningrads. Stalin hat den rechten Moment zum Absprung vom Pakt mit. Russlands Tod- feind verpasst. So ist seine Politik misslungen. Er hat Russland nicht aus dem Krieg heraushalten können, um abzuwarten, wie die kapitalistische Welt sich zerfleischte, damit Russland nachher auf ihren Trümmern die Erbschaft an- treten könne. Heute ist Russland in recht ungünstiger Situation durch Hitlars masslose Forderungen in den Krieg gezwungen worden. Russland steht heute zu Lande allein in Europa der Nazikriegsmaschine gegenüber. Der Moment, als Hitler den Angriff im Westen unternahm, blieb ungenutzt, und — schlimmer als das! — Russland hat untätig zugesehen, wie Hitler sich zum Herren des Balkans machte, sodass er, am Schwarzen Meer stehend, nunmehr die Weizen- gebiete der Ukraine und die lebenswichtigen russischen Petroleumfelder unmit- telbar bedrohen kann. Die Türkei wurde durch Russlands Stillhalten genötigt, mit dem siegreichen Hitler einen Freundschaftsvertrag abzuschliessen, und vermag heute nur noch neutral zu bleiben. Wir haben mehrfach betont, dass der Balkan und das Schwatze Meer von aus- schlaggebender Bedeutung für die Beurteilung der russischen Aussenpolitik seien. Nur aus dem Bewusstsein der eigenen Schwäche heraus kann Stalin den Balkan Hitler überlassen haben. Dieses Schwächegefühl war so gross, dass er sich noch Hitler nach dessen Balkansiegen gefällig zu erweisen suchte, indem er die Vertreter der von Hitler okkupierten Staaten nach Hause schickte und damit Hitlers Eroberungen anerkannte. Die Schwäche Russlands ist vor allem eine Folge des Stalinregimes. Die Austilgursg der Führer und der besten Kader der alten bolschewistischen Par- tei, 'die Massenhinrichtungen von Offizieren, die Ersetzung der Sowjets durch eine Bürokratie, die eine Art neue herrschende Klasse darstellt, die Ertötung der eigenen Initiative durch den Apparat, die Unterdrückung jeder Kritik und jeder eisrenen Meinung — das alles wird sich jetzt voraussichtlich schwer rä- chen. Nach einer Politik, welche die Interessen seiner Diktatur, bestenfalls die rein russischen Interessen an die Stelle derjenigen des WeItr>roletariats u"d der Weltrevoiu+ion gestellt hat. kann Stalin a"ch nicht mehr auf eine Unterstützung der proletarischen Massen in Europa und in der Welt in solchem Masse rech- nen, wie es früher bei einem Angriff auf Sowjetrussland der Fall gewesen wä- re. Wie stark dagegen würde heute im Augenblick der Not Russlands Stellung sein, wenn Stalins Politik dem Proletariat der Welt gedient «hätte und von ihm hätte verstanden werden können. Andererseits wird Russland weit eher einen Verteidigungskrieg als einen Angriffskrieg führen können. Es steht zu hoffen, dass die Verteidigung der 3 dauernden und unverlierbaren Errungenschaften der Oktoberrevolution unge- ahnte schlummernde Energien bei den russischen Arbeitern und Bauern wach- rufen wird. Ebenso wichtig wie die Frage der Haltung von England und USA ist für den Verlauf des deutsch-russischen Krieges die Präge, ob Japan die deutsche Inva- sion durch eine Aktion im Fernen Osten unterstützt, was zunächst nicht anzu- nehmen ist. Aber auch im ungünstigsten Falle, auch bei sehr grossen Anfangs- erfolgen der Nazis sind wir überzeugt, dass Hitler an seiner doch nur unter dem Druck der Not erfolgten Invasion in Russland zugrunde gehen wird. Neben dem übrigen Europa würde er dann neue in Russland okkupierte Riesengebiete nie- derhalten müssen, wozu er gewaltige Truppenmassen benötigen würde, die in Russland noch stärker als anderswo den zersetzenden Einflüssen der Bevölke- rung unterliegen würden. Weiterhin erhält England eine Atempause und USA, immer vorausgesetzt, dass sich die Isolationisten nicht durchsetzen. Zeit zu wei- terer Aufrüstung. Endlich verliert Hitler die Unterstützung der gesamten An- hänger der Dritten Internationale, die trotz Stalin doch noch immer etwas be- deuten. Für sie ist nun nicht mehr England der Feind Nr. I, gegen den sich die ganze Agitation wendet, sie proklamieren jetzt wieder prompt, wie wir ih- nen das längst vorausgesagt haben. Hitler als den Todfeind Der eben noch heftig befehdete Churchill wird bereits In überschwenglicher Weise als Bundes- genosse und srrosser Staatsmann gefeiert (vgl. La Hora 23. 6. 1941). Sie werden letzt — hoffentlich mit noch grösserem Eifer — Sabotage gegen Hitler und die NaWgpfahr betreiben. als sie bisher in böser Verblendung am Abwehrkrieg getren die Nazibarbarei geübt haben. Wir freuen uns, dass es so gekommen ist, wie wir vorausgesagt, haben. Wir ste- hen in diesem Kampf selbstverständlich völlig auf Russlands Seite. Wir sind weit davon entfernt, zu behaupten, dass die Kommunisten heute im Dienste des englischen Imperialismus stehen, wie man es uns vorgeworfen hat, als wir zwar keineswegs Lobeshymnen auf Churchill sangen, als wir aber unentwegt an dem festhielten, was heute auch die Kommunisten aufs neue sagen, und was Chur- chill in seiner Rede so scharf und eindeutig formuliert hat: Heute kommt es in erster Linie darauf an, die Weltgefahr der Nazibarbarei abzuwehren und Hitler und die faschistischen Verbrecher zu vernichten. Wir vergessen darüber keinen Augenblick, dass innerhalb dieser notwendigen Abwehrfront grösste Gegensätze bestehen, und dass es nicht nur darauf an- kommt. Hitler zu besiegen, sondern dass dann die entscheidende Frage der Neuordnung kommt. Wir haben deshalb nie den Burgfrieden proklamiert, son- dern stets die Auffassung vertreten, dass man schon jetzt an die Bildung der Front sehen müsse, die allein fähie ist, endgültig die faschistische Gefahr zu beseitigpn. indem sie die wirtschaftlichen und sozialen Wurzeln des Faschismus vernichtet und die sozialistische Neuordnung durchführt. Die Naziinvasion in Russland, der Wiedereintritt Russlands und der Dritten In- ternationale in die antifaschistische Front kann mehr als eine neue Phase des Krieges bedeuten. Er kann das Gesicht des Krieges und seine Perspektiven än- dern, falls die ungeheure Probe, der Russland jetzt unterworfen wird, dazu führt, dass Russland den Weg zurückfindet von der Stalinschen Apparatdiktatur zu den Leninschen Prinzipien der Oktoberrevolution. DIE HOELLE VON ARGELES Uns wurde ein B'rief zur Verfügung- gestellt, der «inen Besuch im französischen Flüchtlingslager Argeies sur Mer schildert. Wir ent- nehmen ihrr die folgenden Stellen: Das Lager liegt in einer wunderbaren Landschaft zu Füssen der Pyrenäen, die zur Zeit meines Besuches mit Schnee bedeckt waren und in der Sonne glitzer- ten. Auf der anderen Seite wurde es vom Meer begrenzt, und ein Teil des La- gers konnte bei Hochflut überschwemmt werden. Ein weiterer Teil liegt so na- he an einem reissenden Gebirgsbach, dass die Behörden im Oktober schon bei- nahe beschlossen, es wegen der Ueberschwemmungsgefahr zu räumen, aber im letzten Augenblick hörte der Bach auf zu steigen. 4 Die Baracken sind fürchterlich; der Wind bläst durch die Spalte in den hölzer- nen Wänden; es gibt kein elektrisches Licht; und noch schlimmer ist, dass es keine Pussböden gibt — die Internierten müssen auf dem Sand liegen, ohne dass sie auch nur eine Pritsche unter sich hätten ... In der Hütte war Raum für etwa 90 Leute, aber auf dem Boden sass ungefähr nur die Hälfte elender Wesen. Es gab keinen Stuhl, keinen Tisch, kein Bord, auf das man etwas hätte legen können. Sie hatten alles an den wenigen Nägeln an den Wänden aufzu- hängen. Ich verstand nun. warum V. mir geschrieben hatte, ich soll mich nicht abplagen, ein Brot zu besorgen, wenn ich nicht gleichzeitig einen Rucksack mit- bringen könne. Sonst hätte er das Brot nicht aufhängen können und wäre es von den Ratten gefressen worden. Die Waschgelegenheiten waren schrecklich primitiv und unzureichend . . . Die Internierten haben so hoch wie möglich Sahd an den Wänden der Barak- ken aufgehäuft, um sie so gut wie möglich vor den kalten Winden zu schützen, die von den Pyrenäen zum Meer herunter und von der See zum Gebirge hin weheil. ' Iii Ich sprach einen jungen österreichischen Juden und fragte ihn, ob ich irgend- was draussen für ihn tun könne. „Ja", sagte er, „ich habe einen Pneumotorax und musste natürlich meine Behandlung unterbrechen. Wollen Sie mir helfen in ein Hospital zu kommen?". Dieser Mann liegt auf dem gefrorenen Boden un- ter der einzigen Decke, die gestellt wurde. Es gibt auch Kinder in Argeies. Ich weiss nicht, ob es stimmt, aber mir wurde gesagt, dass ihre Zahl 2.000 betragen soll. Wenn iiur zehn oder auch nur ein einziges da wäre, so wäre es ein scheussliches Verbrechen. Wie kann ein Kind sich in solchen Verhältnissen und bei dieser Ernährung entwickeln? Die Inter- nierten bekommen ungefähr 300 Gramm Brot täglich, zwei Becher sogenannten Kaffee und als Mittag- und Abendessen eine dünne Suope, in der Stücke von Wurzeln, Steckrüben und Runkelrüben umherschwimmen . . . Ich hatte einige Zeitungen, darunter einige aus der Schweiz mitgebracht, die ihn immer besonders interessiert hatten. Aber er sagte, er könne damit nichts anfangen, da er sie wegen der Kälte nicht in der Hand halten könne . . . Nach dem Essen ging ich zu den Rumänen. Unterwegs sah ich ausserhalb des Lagers eine grosse Menge Kriegsmaterial. Nahe dabei, hinterm Stacheldraht, lagen Einheiten der spanischen republikanischen Armee, die nicht nur sich selbst vor Franco gerettet, sondern auch noch jenes Material der Republik über die Pyrenäenpässe geschleppt hatten. Jämmerlich zerschlissen und zerlumpt, viele von ihnen in zerrissenen Uniformen, müssen sie nun ihren zweiten Win- ter voll Hunger und Kälte in Argeies durchmachen. Die Rumänen hatten unsere Adresse durch schweizer Freunde bekommen und uns Gegenstände geschickt, die sie gemeinsam hergestellt hatten, damit wir sie für sie verkauften, um etwas Geld für zusätzliche Ernährung zu beschaffen. Ein paar Tage vorher hatten sie ein Schachbrett geschickt, das so erstklassig gearbeitet war, dass wir vermuteten, sie müssten recht gut mit Werkzeugen und Material im Lager ausgerüstet sein . . . Ich sah nun, dass sie sich ihre eigenen Werkzeuge aus einigen Eisenstücken angefertigt hatten, die sie gefunden hatten, als ein paar Baracken abgerissen wurden. Sie hatten sich eine hölzerne Drehbank angefertigt und benutzten ei- nen alten Ledergürtel als Treibriemen. Sie benutzten Knochen als Arbeitsma- terial. Einer von ihnen sammelt sie in allen Teilen des Lagers. Er ist ein richti- ger Sachverständiger dafür geworden, auf den ersten Blick zu sagen, welche Knochen zum Schnitzen geeignet sind. Die Knochen müssen so behandelt wer- dep, dass sie hart und dauerhaft werden. Zu diesem Zweck müssen sie gekocht werden, und dazu braucht man Feuerholz. Es wird kein Holz geliefert, und es ist sehr schwierig, welches zu bekommen. Ich sah Männer bis zum Leib in Sand- löchern auf der Suche nach Holz, das vom Meer an Land gespült sei. Sie war- fen die tieferen Sandschichten durch Siebe, die sie selbst angefertigt hatten, und waren entzückt über jede alte Wurzel oder jedes Holzstückchen, die ihre Anstrengungen zutage förderten. DEUTSCHE FRAU Diesmal sollst du nicht nur den Mann, den Sohn, den Bruder geben und in der Heimat sorgend Hunger leiden. Diesmal sollst du den Krieg an deinem eignen Leib erleben und kämpfend, duldend mit den Sieg entscheiden. Jetzt sollst du nicht nur Tag für Tag in die Fabriken ziehen und wirst an deiner Drehbank krank geschunden. Jetzt musst du Nacht für Nacht auch noch in Luftschutzkeller fliehen und wachst in Angst durch endlos - bange Stunden. Du sollst den grossen Mord tagtäglich selbst vor Augen haben, du lernst das Grauen und das Elend kennen. Dein Heim soll dauernd niederbrechen und dein Kind begraben, dein bisschen Eigentum zu Schutt verbrennen. Und was wird dir am Ende aller dieser Not .versprochen für Qual und Angst und Fron an den Maschinen? Dann sollst du Sklavin sein, gebären sollst du dann und kochen und deinem Herrn in stummer Demut dienen. Willst du bewusst an jener neuen Sklavenordnung bauen und nie nach einem Sinn der Opfer fragen? Verwandelt dich die Zeit in eine der Millionen Frauen, Die an Europas wahrer Zukunft- tragen? Hans Jahn, P&ragnay In Geeenwart dieser Männer wurde mir klar, was die triumphierende Macht des menschlichen Willens vermag. Aber ein anderes Gefühl wurde noch stärker in mir. als ich diese Leute verliess. Sie, die Kämpfer eregen die Tyrannei haben die Energie und die Geschicklichkeit, ein grosses produktives Werk des Wieder- aufbaus zu verrichten, sicherlich Eigenschaften, die die Welt heute mehr als irgendetwas sonst braucht, wie lnnse messen sie noch unter Verhältnissen le- ben. die, wenn sie fortdauern, auch den strengsten Willen unterminieren müs- sen? NORDAMERIKANISCHE GEWERKSCHAFTS- POLITIK IM KRIEGE Gegen den Krieg. Die grundsätzliche Haltung der CIO, die wir heute als die führende nordamerikanische Gewerkschaftsorganisation ansehen müssen, ist kriegsfeindlich. Ein Manifest dieser Organisation, das im Juni 1940 erschien, erklärte: „Der Krieg der Gegenwart zerrüttet die gesamte Wirtschaft. Er reisst den Arbeiter aus seiner gewohnten, produkiven Arbeit und zwingt ihn, Werk- zeuge der Zerstörung herzustellen. Arbeiter sind es, die an den Fronten kämp- fen; Arbeiter bemannen die Schiffe; Arbeiter müssen morden und werden ge- mordet . . Die amerikanischen Arbeiter beklagen und verurteilen den gegen- wärtigen Krieg und das totalitäre System, das ihn erzeugte." Die CIO hat bisher, d. h. bis zum Angriff auf Russland, an der allgemeinen These festgehalten: Unterstützung der von Hitler angegriffenen Nationen, aber keine aktive Teilnahme am Krieg. Im Landesausschuss der „Amerikanischen Friedensmobilisation", die bis jetzt für diese These warb, sind die Gewerkschaf- ten stark vertreten. Für die Demokratie. Der Präsident der CIO, Fhfip Murray, erklärte kurz und bündig; „Die amerikanischen Arbeiter treten aufrichtig für die Erhaltung der freien demokratischen Einrichtungen Amerikas ein". Die CIO bekräftigt im Kriege das Bekenntnis zur Demokratie durch loyale Zusammenarbeit mit der Regierung. Von organisierter Sabotage, von der hier und da immer wieder zu lesen ist. kann keine Rede sein. Die Arbeiterorganisationen verlangen dafür, dass sie in all den Wirtschaftsämtern, die jetzt eingerichtet werden, ebenso stark wie die Unternehmerverbände vertreten sind. 6 Orgunisationsarbeit. „Der grösste Beitrag zur Förderung von Frieden, Demokra- tie und Prosperität bestent- im Aufbau einer f ortsenriitiichen Arbeiterbewe- gung". So sagt das Manixest vom Juni 194a Inzwiscuen igt ein Jahr vergan- gen, und die CIO wie auch, die AFL konnten ihre Mügiiedeimhlen mächtig er- hohen. Uie CIO hat innerhalb dieses Jahres 1 Million ndue Mitglieder beKom- men. die AFL 750.000. Beide zusammen sind jetzt über iu Miüionen stark. Der Kampf um die Mitglieder nahm gelegentlich hässliche Firmen an, so bei den „International Harvester"-WerKen in Chicago, als Ai?'L-Mitgneder unter Poli- zeischutz eine Streikpostenkette der CIO durchbrachen und sich als Streik- brecher verwenden liessen. Die stärkste Organisation der CIO war bisher der Bergarbeiterverband, der heu- te wieaer von John Lewis geleitet wird. Darm wurden die Arbeiter der Stahl- industrie organisiert; 1937 wurde die CIO vom Stahltrust als Verhandlungs- partner anericannt. Dutzende kleinerer Firmen folgten. Mächtige Aussenseiter, wie die Bethlehem Steel Co., konnten erst in diesem Jahre zu Verhandlungen gezwungen werden. Unter den Automobiifabrikanten war Ford am hartnäckig- sten. Er duldete bis zu diesem Jahr keine Gewerkschaftler m seinen Werken. Der A-tL gelang es nient, Ford zum Nachgeben zu zwingen. Die CIO hat dann den grossuen Teil der Arbeiter organisiert. Im April wurden CIO-Gewericschaf- ler entlassen, darauf brach der Streik aus, von aem die Zeitungen berichteten, und im Juni unterzeichnete die Firma den ersten Kontrakt. Das Arbeltsmini- sterium stand in diesem Falle auf Seiten der Arbeiter. Die CIO erreichte dabei auch eine Erhöhung der niedrigen Fordlöhne; ihre Forderung ging nur auf Angleichung an die Löhne bei General Motors, Chrysler, usV. Gleichzeitig ging die CIO in die neue, noch unorganisierte Flugzeugindustrie, und zwang die wichtigsten Firmen zur Unterzeichnung von Verträgen und zur Heraufsetzung der Löhne, die bisher weit unter denen der Autoindustrie geblieben waren. Anti-kommunistische Führung'. Die Mehrheit der CIO-Arbeiter und der von ihnen gewählten Führer sind anti-kommunistisch. John Lewis ebenso wie Phi- lip Murray haben sich oft und energisch gegen kommunistische Strömungen innerhalb der Verbände gewandt. Verschiedentlich wurden einzelne Funktionä- re wegen kommunistischer Betätigung abgesetzt. Besonders kennzeichnend war die Haltung der Gewerkschaftsführer während des Streiks in den Flugzeug- werken von Inglewood, Kalifornien. Als die Inglewood-Arbeiter durch den CIO- Betriebsverband ihre Forderungen auf Lohnerhöhung anmeldeten, wurden ihre Vertreter nach Washington eingeladen. Sie verpflichteten sich, nicht zu strei- ken, bevor der Schlichtungsausschuss seinen Spruch gefällt hat. Die Unterneh- mer verpflichteten sich, einer Lohnerhöhung rückwirkende Kraft zuzuerkennen. Während die Verhandlungen im Gange waren, beschloss der Betriebsverband den Streik; die örtlichen Leiter gaben an, die Unternehmer sabotierten die Ar- beit des Schlichtungsausschusses. Die Streikenden erhielten von andern CIO- Gewerkschaften des Westens, so z. B. von den Hafenarbeitern San Franciscos, moralische Unterstützung. Die CIO-Zentrale, die im Schlichtungsausschuss ver- treten ist (DAD, Juninummer), schickte den Landesleifcer der Gewerkschaft, Frankensteen, nach Kalifornien; F. forderte die Arbeiter auf, die Arbeit so- fort wieder aufzunehmen, widrigenfalls sie aus der Gewerkschaft ausgeschlossen würden. Er erklärte den Streik für einen politischen Streik; „Die schamlose Agitation, die üblen Manöver der kommunistischen Partei sind offensichtlich". Alle Funktionäre der Ortsgruppe sowie einige übergeordnete Gewerkschaftslei- ter wurden sofort entlassen. Der Streik ging weiter, der Präsident drohte mit militärischer Besetzung und unterzeichnete schliesslich die Besetzungsorder. Der Eintritt Russlands in den Krieg wird die Widerstände der Organisationen des Westens gegen die zentrale CIO-Leitung verringern oder gar beseitigen. Er wird die Gewerkschaftsführer auch zu einer Revision ihrer Anti-Kriegshaltung zwingen. Sie haben sich bemüht, einige ihrer programmatischen Versprechungen — Erhaltung der Reallöhne, Ausbau der Organisationen innerhalb des demo- kratischen Systems — zu erfüllen. Ihre Forderung auf Gleichberechtigung bei der Entscheidung über Wirtschaftsfragen kann die Arbeiterschaft nicht durch- setzen, solange sie nicht gewillt ist. auch in den politischen Kampf einzutre- ten. Dafür liegen bis jetzt noch keine Anzeichen vor. 7 DAS GESICHT DER ZEIT Dos Umlernen beginnt. „ . . . Chur- chill ist ein Mann von Begabung. Er unterstützte niemals, bekämpfte viel- mehr die von dem unheüvollen Cham- ber lain eingeleitete Politik des Verrats an der Demokratie und der Ausliefe- rung an den Paschismus. Schon in der Regierung, wenngleich noch nicht als ihr Chef, anerkennt er im Unter- haus. als die Sowjetunion die Ukraine und Weissrussland befreite, . . . die Gerechtigkeit dieses Aktes und ging so weit, zu erklären, dass er es vorgezo- gen haben würde, wenn ihn die USSR als Freundin Englands vollzogen hät- te. Das heisst, er beklagte, dass die in- fame Politik des „Appeasement" den gegenseitigen Hilfsvertrag mit der Sowjetunion verhindert habe, wodurch der gegenwärtige Krieg unmöglich gemacht worden wäre". — So schreibt Augusto Bunge in der kommunisti- schen „La Hora" vom 23. Juni. 48 Stunden früher wäre jeder Sozialist, der dasselbe geschrieben hätte, ein Söldling des britischen Imperialismus genannt worden. Kronzeuge Hitler. In der Proklama- tion Stalins, die Molotoff am 22. Juni vor dem Mikrophon des Radio Moskau verlas, charakterisiert er die Stunden zuvor in ähnlicher Weise von Ribben- trop in Berlin kundgemachte „Be- gründung" für den Ueberfall auf die Sowjetrepublik als Lügengespinst: ,.Deutschland hat unter Vorwänden, die nichts als Lügen und Frovokatio- nen sind, ohne jeden Grund Russland angegriffen . . . Die Regierung er- mächtigt mich zu der Erklärung, dass die Behaup ung . . . ebenso verloge- he Hetze ist, wie alles andere, was Hitler erklärt hat." Seit Kriegsbeginn ist gegen die Sek- tionen cer Dri.ten Kommunistischen Internationale der Vorwurf erhoben worden, dass ihre Haltung gegenüber den Demokratien eine Hilfsstellung für den Nazi-Paschismus bedeute: durch cie Untergrabung des Kampf- und Arb3itswillens der proletarischen Massen in Prankreich, England und USA. durch Sabotage in der Rüstungs- produktion, durch anti-bri: ische Pro- paganda in den neutralen Ländern. In den Gründen, die Ribbentrop im Namen Hitlers dem deu sehen Ueber- fall unterschob, erscheinen jetzt, wo die Nazis die antikommunistische Wal- aa wit'üar hervorholen, auch Aktionen der Kommunisten gegen das Dritte Reich. „La Hora" vom 23. Juni fasst sie so zusammen: Dass die Kommu- nisten nach dem Abschluss des deutsch-russischen Paktes ihre Akti- vität innerhalb Deutschlands und ge- gen Deutschland verstärkten; dass zur gleichen Zeit die Kommunisten anti-deutsche Propaganda ausserhalb des Reiches in ganz Europa betrieben; dass die gleiche Arbeit die Kommuni- sten in Jugoslawien, Slowakei, Prank- reich, Belgien, Holland und Polen ver- richteten. Diese Vorwürfe aus dem Munde des nationalsozialistischen Au- ssenministers sind nicht erstaunlich. Viel erstaunlicher ist, dass „La Hora" sie als Zeugenschaft für die Haltung der Kommunisten auszubeuten ver- sucht. „Werden sie" (Sozialisten und Demokraten), fragt „La Hora", „die Stirne haben, diese Verleumdung zu wiederholen, welche die Erklärungen aus dem Munde eines Ribbentrop selbst als solche enthüllen?" Die Kommunisten werden sich ent- scheiden müssen: entweder es ist wahr, was Molotoff gesagt hat: dass Hitlers Ribbentrop gelogen habe, dann ist er als glaubwürdiger Entlastungszeuge auch in dem einen Punkt, wo es ih- nen passen würde, unbrauchbar. Oder er sprach die Wahrheit — trotz Molo- toff. Beides zugleich ist nicht möglich. Konversation in Berlin. Oberst Yat- suji Nagai beschreibt Matsuokas Be- gegnung mit Hitler so: „Herr Hitler wurde allmählich so erregt in seiner Konversation und schliesslich so hin- gerissen, dass es schien, er wisse nicht, zu wem er spreche. Er schlug den Tisch mit den Fäusten und schrie, England müsse besiegt werden. Da Herr Matsuoka auch im Gespräch er- regt wird, ergab sich eine interessan- te Szene." (Time, New York). Neudeutscher Erfindungsgeist. „Abge. magertes bleiches Volk geht lustlos durch die Strassen . . absoluter Mangel ven Vitamin in der Nahrung der Volksmassen", so schreibt Dr. H A. Spencer vom USA Gesundheits- dienst kurz nach seiner Rückkehr aus Deutschland. Da trifft es sich gnit, dass Johann Sauer, Bildhauer in Mainz, wie die deutsche Presse berichtet, ei- nen aus Kunstharzen herstellbaren Sarg erfunden hat. dessen Gebrauch anstelle von Holzsärgen (Metallsärgr* 8 sind schon lange verboten) die Behör- den gestatten wollen, um das kriegs- wirtschaftliche Holz zu sparen. Folgen der „Nichtintervention". Dr. H. Smith Leiper, amerikanischer Sekre - tär des evangelischen Welt-Kirchen- KcanzUs, berichtet über die Lage der protestantischen Kirchen in Franco- Spanien. Vier Fünftel der protestan- tischen Kirchen und nahezu all» Schalten im Lande sdndi behördlich ge- schlossen; 30 Pastoren mussten au- sser Landes fliehen. Das Lokal der Bi- belgesellschaft wurde geschlossen, 110.000 spanische Bibelübersetzungen wurden beschlagnahmt. Mehr als zwei Drittel der im Missionsdienst stehen- den Laien sind hingerichtet, eingeker- kert oder exiliert, Imperator - Rex revividus? Aus An- lass des Todes des letzten Hohenzol- lern-Kaisers meldet die United Press, die nicht nur Hohenzollern-, sondern auch Habsburg-Fropaganda betreibt: „Man glaubt, dass im Falle eines eng- lischen Sieges in diesem Kriege die Möglichkeit einer Restauration der Dynastie Hohenzollern in einem föde- rativen Deutschland besteht, in dem die Fürsten der verschiedenen Staaten ihre autonome Gewalt wiedergewin- nen würden" (Critica, 4. Juni). — Möglich, dass „man" es glaubt; wir offengestanden, glauben es nicht. Aber interessieren würde uns, ob „man" es in „England" glaubt. Erfindraigen. In USA hat ein Chemi- ker eine neue plastische Masse erfun- den, die aus sonst unverwendbaren Baumwollrückständen unter der Ein- wirkung von Carbolsäure erzeugt wird und sich u. a. zum Guss von Gewehr- kolben eignet, die bisher in schwieri- gem Arbeitsgang aus Holz erzeugt wurden. — Schade, dass Hitler- Deutschland das Verfahren nicht übernehmen kann, der Erfinder heisst Fritz Rosenthal. Der tschechische Flüchtling Alois Langer hat in USA ein neues Verfah- ren zur Vornahme von chemischen Analysen durch Messung des elektri- schen Stromes, der durch das zu be- stimmende Material gesendet wird, ausgearbeitet; es verkürzt und verbil- ligt die Analyse wesentlich. Die grössten Lügen des Monats* „Ber- lin. 19. Juni. Die autorisierten Kreise dieser Hauptstadt weisen kategorisch die Versuche von Kommentatoren im Ausland zurück, die den deutsch-tür- kischen Pakt mit den Beziehungen; zwischen Deutschland und der Sow- jet-Union in Verbindung zu bringen suchen ... Im gleichen Tone de- mentieren sie ganz entschieden die im Ausland verbreiteten Versionen über die Konzentration von deutschen Truppen an der russischen Grenze und, die beabsichtigte Invasion diesr Sowjet- Union. „Deutsche Treue" oder „Wer lacht da?" „Ich tat es (die Garantierung der Integrität Rumäniens), wiewohl mit grossem Unbehagen, hauptsächlich aus dem Grunde, weil das Deutsche Reich, wenn es eine Garantie zusagt» sie auch hält. Wir sind weder Briten noch Juden". (Proklamation des Füh- rers ;xnd Reichskanzlers an das deut- sche Volk aus Anlass der Kriegser- klärung an Russland). Disziplinierter Parteitag. „Er (der Parteitag der Labour Party) war auch die disziplinierteste Tagung, denn die Führung der LP verhinderte von vorn- herein, mit eiserner Hand, die Ein- bringung von Anträgen oder irgend- eines Abänderungsvorschlages der of- fiziellen Resolution über Krieg und Frieden" (United Press, London, 4. Juni). Schön, aber wozu dann eia Parteitag? Busines as usual. Die amerikanische Autoindustrie brach im ersten Jahrss- viertel 1941 (Januar bis März) alle Rekorde. Ihr Ausstoss betrug 1.573.00t Wagen, 20 Prozent mehr als 1949. Noch höher stiegen die Verkaufszif- fern: General Motors 608.702 (45 Fro- zent über 1940), Studebaker -0.29t (plus 35 Prozent), Nash 26.195 (.plus 100 Prozent) usw. (Time, 21. April). Demgegenüber: „ . . . Verteidigungs- festungen in Hawaii und in der Pana- makanal-Zone . . • entbehren der modernen Luftabwehrartillerie. Man spricht von 80.000 Kampfflugzeugen als Ziel. Die Armee besitzt etwa 6.00# Aeroplane und die Marine 3.476 . . . Die Erdstreitkräfte besitzen nicht ge- nügend moderne Artillerie, aber sie haben grosse Vorräte an Waffen, wie Gewehre und Maschinengewehre, aus dem ersten Weltkrieg (!)". Von den Flugzeugen ist aber nur „ein kleiner Prozentsatz von modernen Typen, sie entbehren der Panzerung und ausrei- chender Bewaffnung" . . . „Die Me- chanisierung und Motorisierung der Armee war unzweifelhaft laiigsam, es gibt gegenwärtig nur eine vollständig motorisierte Division" . . Tatsäch- lich sind die 1500 Tanks vom leichten Typ von 13 Tonnen, aber die Fabriken sind schon fast in der Lage, mittlere Tanks mit 26 Tonnen zu erzeugen" ... „Es besteht Uneinigkeit darüber, ob .man die riesige Automobilindustrie AUS NAZIDEUTSCHLAND Die Jugend. Das furchtbarste und am schwersten wieder gutzumachende Verbrechen der Nazis ist die systema- tische Verderbung der Jugend. In ei- nem informativen Brief, welcher dem Vorstand der SPD in London aus Deutschland zugegangen ist, heisst es: „Aus der deutschen Jugend hat Hit- ler das gemacht, was er aus ihr ma- chen wollte. Die Heilslehren der Pro- pagandaredner und -Schreiber werden 'kritiklos hingenommen, geistige Pro- bleme exisiieren nicht, ein sturer Landsknechtsbetrieb ist die einzige Form jugendlicher Gemeinschaft. Auch in studentischen Kreisen ist von neuen geistigen Strömungen nicht das mindeste zu bemerken". Von dieser erschütternden — wie wir glauben, allzu pessimistischen Fest- stellung — her erhalten die folgen- den hochoffiziellen Kundgebungen über die Erziehung der Jugend, die wir der Kölnischen Zeitung entneh- men, ihre richtige Beleuchtung. Die neuen Grundlagen der Volksschu- le sind von dem Reichswalter der NS- Lehrerbundes Fritz Wächtler folgen- dermassen fes"gelegt worden: „Trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten, die vor allem in dem Lehrermangel begründet sind, werden die Voraus- setzungen für eine neue Bildungsord- nung geschaffen, die dem (!) gross- deutschen Reich nach dem Siege wür- dig ist . . . Die alte Einheit von Wehr-, Nähr- und Lehrstand hat auch über die Dauer des Krieges hinaus fe- ste Formen angenommen Für die Jahresarbeit in den Arbeitgemein- schaften, Wochenendschulen und La- gern in den Gauen wurde das Thema „Erziehung zum Führervolk" gestellt. Für die besonderen Arbeitsgebiete . . - Blut- und Bodengedanke in der Stadt, wehrgeisii^e Erziehung wurden eigene Sachberater eingesetzt". Auch die Mädels sollen für ihre Füh- rer-Tätigkeit in den versklavten Ge- bieten geschult werden. Darüber gab die BDM-Reichsreferentin Jutta Rüdi- zur Erhöhung der Rüstungsproduktion heranziehen soll . . man erwartet, dass alle Fabriken insgesamt Ende 1942 einen monatlichen Ausstoss von 500 Bombern erreichen werden". (Spe- zialbericht des United-Korresponden- ten S. Klein an die „Prensa" aus Wa- shington. 1. Juni 1941). ger in Köln folgendes von sich: „Das Schönheitsideal bedeutet für die jun- ge deutsche Mädelschaft nichts an- deres als die Reinhaltung des Blutes und ist der harmonische Gleichklang von Körper, Seale und Geist. Nach dem sozialen Einsatz . . . gilt es je^zt die Mädel auf das grosse Sie- deln im Osten und auch im Westen (auch im Süden, Jutta!) in den durch das Schwert wiedergewonnenen Ge- bieten vorzubereiten. Der Kriegsein- sa*z fordert dabei g. rade im Obergau Köln-Aachen besondere Erziehung und Ausbildung". Die Juden. Der Arbeitermangel zwingt die Nazis zur Einstellung der Juden, die man früher ihrer Arbeit beraubte. Gauleiter Groh6 in Köln benutzte das zur Beschimpfung der Juden, die nur essen, aber nicht arbeiten wollten, und die man jetzt zur Arbeit zwingen müsse. Im „Reichsarbeitsblatt" Heft 6 heisst es: „Besonders geeignete Ar- beiten für Juden sind Erdarbeiten, Strassenreinigung, Erfassung und Sor- tierung von Altmaterial, Hilfsarbeiten in den Betrieben". Alfred Rosenberg, der Mythiker des 20 Jahrhunderts, hat in einer hoch- offiziellen Radioansprache über die „Judenfra^e als Weltproblem" erklärt, dass die Nazis sie so lösen würden, dass auch der letzte Jude Europa ver- lassen müsse, und dass man irgend- wo in der Welt ein jüdisches Reservat einrichten werde, wo die JudDn „nun- mehr unter Polizeiaufsicht jene nütz- lichen Arbeiten verrichten sollen, die sie bisher von Nichtjuden verrichtet s.'ban wollten." Die Plünderung. Unter der Ueber- schrift ..Nationalsozialistisches Ge~ meinschaftswerk" bespricht Kölni- sche Zeitung (Nr. 112) die Massnah- men Dr. Leys in Bezug ?uf die Kon- sumvereine. Wir erfahren, dass die Konsumvereine O'm Unterschied zu den Warenhäusern!) liquidiert sind, IC ■denn „sie stellten tatsächlich eine kol- lektivistische Wirtschaftsform dar, wie der Nationalsozialismus sie ablehnen müsse". „Auf Befehl des Führers hat Dr. Ley die Führung der Konsumver- eine mit dem ausdrücklichen Ziel und Auftrag übernommen, sie allmählich zu liquidieren" (das klingt nach, einer Entschuldigung und lässt auf dj£ Misstimmung interessante Schlüsse zu!). Der Anteil der Genossen geht auf die DAJF über. Das hier abgeschlossene Raub- und Zerstörungswerk, das Ley wie üblich als „grosses nationalsozialistisches Ge- meinschaftswerk" bezeichnet, reiht sich den übrigen Raub- und Zerstö- rungszügen gegen die Aufbauwerke der deutschen Arbeiterschaft würdig an. „Volksgemeinschaft". Kinderbeihilfen erhält in den schweren Kriegszeiten nunmehr jeder Volksgenosse, der drei oder mehr Kinder aufzuweisen hat. Die bisherigen Beschränkungen, dass Beihilfen nur bei einem Einkommen bis zu 8000 und bei einem Vermögn bis zu 50.000 RM. ausgezahlt wurden, ist fortgefallen, wie die „K.Z." in Nr. 91 berichtet. „Jetzt erhält jeder für das dritte und jedes weitere Kind 10 — RM. monatlich. Was dem Bergarbeiter oder dem Stra- ssenkehrer Karl Müller recht ist, das ist dem Propagandaminister Josef Goebbels billig. Wo bliebe auch sonst die Volksgemeinschaft? Wir verhungern allmählich, schrieb ein pensionierter Beamter mit verhält- nismässig gutem Einkommen aus einer mitteldeutschen Industriestadt, Mutter wiegt nur noch 43 Kg. Mit deinen Paketen konnten wir uns etwas mehr Fett leisten und den Verfall aufhal- ten. Schicke bald wieder etwas! Es fehlt alles. Wir haben keine Eier, kein Fett, kein Brot, keine Kartoffeln. Dazu allnächtlich Fliegeralarm. Wir Europa unter Nazijoch Missglückte Sklaven-Anwerbung. Die norwegischen Nazis hatten sich ver- pflichtet, 5000 Landsleute als Arbeits- sklaven ins Dritte Reich zu schaffen. Trotz aller Bemühungen brachten sie jedoch nur 500 Leute zusammen. Dar- auf baten sie, diese Lieferung als vol- le Erfüllung ihrer Verpflichtung an- zusehen. Die deutschen Nazis gingen sitzen jede Nacht im Kohlenmeiler, den Du ja kennst. Noch war kein Flie- ger hier, aber wir können beide vor Rheuma kaum noch lauten. Keine Aussicht auf ein Ende des Elends! Was wird noch kommen? — Dieser Brief war mit drei Kontrollstempeln versehen. Es ist daher zu befürchten, dass Hitlers Zensoren entweder von ihrer Arbeitslast überftiüdet aus Un- achtsamkeit schlecht arbeiten oder dass sie zur 5. Kolonne gehören, die gegen Hitler arbeitet. Heimkrieger. „Nachrichten von drü- ben laufen spärlich ein und sind sehr vorsichtig gehalten. Meine Brüder und Schwäger sind höhere Staatsbe- amte una Parteifunktionäre. Mein Schwager, der nicht Pg. ist, hat als Vierzigjähriger den Polenfeldzug mit- machen müssen, während mein Bru- der, der Amtswalter ist, als Sieben- unddreissigjähriger zu Hause sitzt. Ein 27jähriger Neffe, nicht Pg., hat Polen und Frankreich mitgemacht, während ein anderer Neffe. Bezirks- leiter der HJ mit 23 Jahren zu Hau- se sitzt und schreibt, er sei „stolz dar- auf, dass seine Kameraden den grau- en Rock tragen". Ein Schwager ist Leutnant der Reserve schrieb im Juli v. J. begeistert „nun kommt England an die Reihe, und wenn nötig, gehen wir Alten auch noch einmal mit." In seinem letzten Brief vom November stand kein Wort der Begeisterung. Aber ein Satz gab mir zu denken, in dem steht: „In diesem Jahre habe ich viel gehört und viel gesehen." Die Illegalen und der Terror. Der 40- • jährige Paul Schneeberger aus Nürn- berg wurde hingerichtet wegen des „Versuches, Hetzschriften ins Reich einzuschmuggeln". Der 33jährige Föul Schnur wurde hingerichtet, well er während des Krieges zahlreiche Ket- tenbriefe und Flugblätter staatsfeind- lichen Inhalts verbreitet hat". aber auf diese Bitte nicht ein. Als man nun einen zweiten Transport von 500 norwegischen Arbeitern zusam- menstellen wollte, meldeten sich nur noch 100 Norweger zur Verschickung ins Nazi-Paradies. Belgische Bergarbeiter erzwingen bes- sere Ernährung. Von April 1940 bis n Februar 1941 verringerten die belgi- schen Bergarbeiter ihre Leistung pro Kopf und Schicht von 826 auf 711 Kg. Den Förderrückgang erklären sie mit Unterernährung. Die Nazis sahen sich daraufhin zur Erhöhung der Lebens- mittelrationen gezwungen. Französische Hungersnot. Von ca. 6OO.0OO Güterwaggons haben die Nazis dem unbesetzten Gebiet nur noch 60.000 gelassen. Dadurch wird es un- möglich, auch nur die an sich schon knappen Lebensmittel einigermassen gerecht in den verschiedenen Zoneh au verteilen. Ausbeutung. Auf beiden Seiten der sciilesischen Grenze war es vor dem Kriege selbstverständlich, dass polni- sche und deutsche Bergarbeiter glei- chen Lohn für gleiche Leistung beka- men. Die Nazis haben hiermit aufge- räumt. Die polnischen Arbeiter erhal- ten nun auf jeden Fall weniger. Den Nutzen haben natürlich die Unter- nehmer. Holländische „Protestanten" Erst jetzt wird eine Tatsache bekannt, die zeigt, wie in Holland noch immer der gute unbeugsame Protestler-Geist lebt, der ursprünglich dem Protestantismus sei- nen Namen gab. Im November 1940 übernahmen die Nazis die Verwaltung der Universität Leyden. Als eine der erste Massnah- men wurde die Absetzung des glän- zenden und beliebten Professors Eduard Maurits Meyers, eines Juden, bekanntgegeben. An seine Stelle soll- te sein Kollege und ehemaliger Schü- ler Professor Oleveringa treten. Seine erste Vorlesung vor Professor Meyers Studenten begann Cleveringa mit folgenden Worten: „In diesem Augenblick sollten wir mit unbeirrter Klarheit erkennen, wer hier nach öreissigj ähriger fruchtbringender Ar- beit beiseitegeschoben. wurde von einer Macht, die keine andere Stütze im Himmel oder auf der Erde hat als die rohe Gewalt . . . Dieser edle und wahre Sohn unserer Nation . wurde von seinem Posten vertrieben, von dem Fremden, der über uns al» unser Feind herrscht ..." Als er schloss, klatschten die Studen- ten begeistert Beifall. Am nächsten Tag at>er brachten die Nazis Profes- sor Cleveringa ins Konzentrationsla- ger, nachdem er vorher noch Ab- schrift seiner Rede zwei Kollegen übergeben hatte. Die Verhaftung führte zu so erregten studentischen Protestkundgebungen in den Strassen von Leyden, dass die Na- zis zur Strafe die Universität schlös- sen. NACHRICHTEN AUS SUEDAMERIKA Bolivien Die Hölle von Coni. In den unwirtsa- men Einöden Boliviens hat ein zwei Jahre währendes Drama seinen Ab- schluss gefunden. Im Coni-,Gebiet Itsb n eine beträchtliche Anzahl von deutschen Flüchtlingen zu kolonisie- ren versucht. Männer, Frauen und Kinder wurden einige Zeit nach ihrer Ankunft im Coni-Gebiet von einer meikwurdigen KranKheü befahlen, die man nicht kannte und der man da- her macht.os gegenüberstand. Nun ha- ben Aerzte festgestellt, dass es sich um eine Abart des gelben Fiebers handelt. In vielen Fällen verlief die Epidemie tödlich Von den Behörden wurde das Siedlungsgebiet gesperrt, kein' Mensch darf hinein, riemand wirc* wegen der Ansteckungsgefahr hinausgelassen. Wer we'ss, ob noch einer aus dem Coni-Gebiet lebend oder ohne Schaden zurückkommt. D'e jü- dischen Siedler sind bereits anderwei- tig vintergebracht. Für die übrigen giot es kein Hilfskomitee. I Kein Interesse. Auf der Strecke Oru- ro-La Paz wurden zwei Speematrosen von einem Polizeibsamten aus dem Zuge heraus verhaftet. Auf Grund ei- ner Reklamation des Nazi-Gesandten und unter dessen Garantie wurden die Flüchtlinge einige Tage später freige- lassen. Die argentinische Regierung zeigte für die Speeleute kein Interes- se. Antisemitismus. Frau Camphausen, Gemahlin des tüchtigen N^zilehrers in Oochabamba. sass eines Tages in einem gewissen Caf6. Kam die Frau Konsul vorbei. Sie sehen und zu ei- nem Plausch bei einer Tasse Kaffee einladen, war eins. Aber Frau Konsul lehnte dankend ab. „Wissense, mein Mann sieht es nicht gerne, wenn ich in einem jüdischen Caf6 verkehre. Ausserdem hab ichs eilig. Ich muss u zur Putzmacherin." (Die Putzmache- rin ist eine „nichtarische" Emigran- tin). General Quintanilla, dessen antihit- leristische Erklärungen die Presse ver- öffentlicht hat, war noch zu seiner Präsidentenzeit ein begeisterter Ver- ehrer der Hitlerdiktatur. In einer klei- nen Gesellschaft sagte er. er halte die Diktatur für diejenige Regierungs- form, die für Deutschland am geeig- netsten sei. In Bolivien jedoch müsse Demokratie herrschen. Als ein Freund des ANDEREN DEUTSCHLAND ihm den Einwand machte, warum Deutsch- land ohne Analphabeten für die De- mokratie ungeeignet, Bolivien mit ei- nem relativ hohen Prozentsatz von Analphabeten aber dafür geeignet sei, blieb der Präsident die Antwort schul- dig. Quintanillas Erklärungen gegen Hitler wurden als Plugblatt von Stu- denten in grosser Menge verbreitet und haben eine ausgezeichnete Wir- kung gehabt. Fünfte Kolonne. Die nazistischen Plu- tokraten Gasser & Sohn, Killmann & Bauer, Müller & Co.. Weichert, Zel- ler & Moser usw. machen seit einiger Zeit in den Schaufenstern ihrer Lä- den Reklame für Hitler. Fast alle Fir- men sind Vertreter nordamerikahi- ,scher Häuser und importieren nord- amerikanische oder gar englische Wa- ren. Noch einmal Nickelexport. Durch un- seren spanischen Pressedienst "IN- FORMACIONES" verbreiteten wir ei- ne Notiz über den sonderbaren Han- del, den die Nazis in Bolivien mit 50 Cts.-Münzen betrieben. (S. „Gesicht unserer Zeit", Nr. 39). Nun berichtet dier Korrespondent der ..Pnensa" un- ter dem 23. 6. aus La Paz, dass die bolivianische Regierung auf der Su- che nach den Aufkäufern ist und schärfste Massnahmen gegen die Na- zis ergreifen wird, die sich der Devi- senschiebung schuldig gemacht ha- ben. Wir empfehlen den Nazis ange- sichts der Wachsamkeit der boliviani- schen Behörden, die bisherigen Devi- senschieber abzusetzen und stehen ih- nen mit Namen und Adressen ver- schiedener erprobter Pgs. vom Rang des SS-Scharführers an aufwärts zur Verfügung, die in Geschäften dieser Art im Dritten Reich sich bereits ei- nen Namen erworben haben. Brasilien Der Präsident des Kyffhäuserbundes in Brasilien, Exrittmeister Livofn&us, ist von Hitler zur Berichterstattung nach Berlin beordert worden und wartet in Rio de Janeiro auf einen Platz im LATI-Flugzeug, mit dem auch Livonius jun. reisen soll, um in die Naziarmee einzutreten. Die Besatzungen der deutschen Schif- fe in Brasilien bekommen keine Land- urlaube mehr. Es handelt sich um die Windhuk und die Natal. Man spricht nicht nur von der bevorstehenden Ab- reise, sondern auch von antinazisti- scher Propaganda unter den Matrosen. In den brasilianischen Betrieben der „Transocean" sind in letzter Zeit zahlreiche Sabotageakte vorgekom- men, da die überwältigende Mehrheit der Redakteure und Mitarbeiter mit •Öfen Demokraten sympathisieren. Der Deutsche Yachtklub in Santo Amaro bei Sao Paulo hat die Auf- nahme des nazistischen Generalkon- suls Dr. Molly abgelehnt. In Rio Grande do Sul wird eine Aus- stellung vorbereitet, die den Namen „Antinazimuseum" tragen und das ge- sammelte Material, das über die Nazi- umtriebe in Südbrasilien Aufschluss gibt, zeigen wird. Die italienische Luftverkehrsgesell- schaft LATI lässt jede zweite Woche Passagierflugzeuge verkehren. Drei Plätze sind jeweils für Amtspersonen der faschistischen Regierungen von Rom und Berlin bestimmt, fünf wer- den verkauft. Preis Rio - Europa oder umgekehrt 2.000 Dollar. Zahlreichen italienischen Vereinen ist vom Justizministerium in Rio de Ja- neiro mitgeteilt worden, dass sie in- nerhalb 20 Tagen ihre brasilianischen Mitglieder auszuscheiden oder sich aufzulösen hätten. Bei einem dieser italienischen Vereine, die die amtliche Registrierimg als „italienischer", also ausländischer Verein beantragt hat- ten. hatte als Antragsteller ein „Graf" Matarazzo gezeichnet, der selbst brasi- lianischer Staatsbürger ist. Einige österreichische G'schaflhuber, die ihrerseits bereits Brasilianer ge- worden sind, hatten die amtliche Zu- lassung einer brasilianischen, also na- tionalen „Gesellschaft zur Pflege österreichisch-brasilianischer Kultur- beziehungen" beantragt. Das Ansu- chen ist abgewiesen worden. Die österreichischen Kolonien hatten sich so ablehnend verhalten, dass der An- trag auf Bildung eines österreichi- schen, also Ausländer-Vereines nicht gestellt werden konnte. Die vereins- süchtigen naturalisierten „Brasilianer" der österreichischen Kolonie hatten aber auch darum die Bildung eines „brasilianischen" Vereines gewählt, um dann im Vorstand durch „öster- reichische" Oesterreicher nicht gestört zu werden, die nur die Pflicht, Mit- giiederbeiträge zu zahlen, gehabt hät- ten. Der nazifreundliche Verein „Lyra" in Sao Paulo hat den Auftrag erhalten, die brasilianischen Mitglieder binnen 20 Tagen auszuscheiden oder sich auf- zulösen. Die Ausscheidung wird, wie bei den anderen nazisympathisieren- den Vereinen pro forma erfolgen, in- dem künftig als „ordentliche" Mitglie- der nur Deutsche aufgenommen, die brasilianischen und italienischen Mit- glieder auf geheimen Listen als zah- lende Socios geführt werden. Clubs" angeklagt worden. In der Ver- handlung haben Schoenemanns eigene Zeugen eine wenig vorteilhafte Mei- nung über ihn geäussert. Da der Tat- bestand der böswilligen Verleumdung einwandfrei gegeben war, wurde Schoenemann zu 6 Monaten Gefäng- nis verurteilt, die in eine Geldstrale von 1000 $ zuzüglich der Kosten ver- wandelt werden können. In der rich- terlichen Begründung wird Schoene- manns Verhalten als „an Erpressung grenzend" gekennzeichnet. Allgesichts der „Gemeingefährlichkeit des An- geklagten" (peiigrosidad del reo) hielt der Richter eine strenge Bestrafung für hotwendig. Argentinien Blitzkrieg: in Rumipal. In Rumipal, dem Ferienheim der DAF — Verzei- hung: des Bundes der schlafenden Reichsdeutschen — wurde neulich der Film vom Blitzkrieg vorgeführt. Aus der ganzen Umgegend waren die Na- zis und die 5. Kolonne mit ihren Au- tos vorgefahren. Nach der Vorstellung entstand grosse Aufregung: unbekann- te Täter hatten in der Zwischenzeit, die Autoreifen zerschnitten. Später wurde der gleiche Film auch in La Falda vorgeführt, der Domäne von Pg. Eichhorn, der ein persönlicher Freund Hitlers ist. Dort passierte dasselbe, so- dass die Fgs. bis 3 Uhr morgens alle Hände voll zu tun hatten, um Reifen zu flicken und auszuwechseln. Kein einziges Auto war von den hinterhäl- tigen Blitzkriegern verschont geblie- ben. Bei Nichtempfang der Zeitschrift bit- ten wir um sofortige Verständigung. Anfragen an die Hilfs- und Aus- kunftsabteilung des DAD bitten wir stets, Rückantwort oder internationa- len Antwortschein beizulegen. STIMMEN AUS DEM LESERKREIS Uruguay Aus unserer Arbeit. In Paysandü wur- de auf Anordnung des Richters die örtliche Nazischule geschlossen. Am 5. Mai hatte unser spanischer Presse- dienst „Informaciones" eine Notiz über diese getarnt arbeitende Naziinstitu- tion veröffentlicht, die von der uru- guayischen Presse abgedruckt wurde, und dann den Anlass zur Schliessung gab. Eine schöne Marke ist Herrn Strassers freideutscher Vertreter für Uruguay, ein gewisser Erico Schoenemann. Er war werren _ böswilliger Verleumdung eines Mitglieds des „Freien Deutschen WANN BEGINNT DIE DISKUSSION UM FRIEDENSZIELE? Die Diskussion um die sogenannten Kriegsziele will nicht vom Fleck kommen. Ausser der negativen Formulierung, man müsse den Hitlerismus beseitigen, wagt man gerade noch die Forderung, man müsse die vom Nationalsozialismus überrannten Staaten wieder herstellen. Sobald man über diese Grenze hinaus- geht, läuft man Gefahr, sich in vagen Verallgemeinerungen zu verlieren. Das ist nicht überraschend, wenn man sich vergegenwärtigt, wie ganz anders ein positives Kriegsziel-Programm vor dem Nazi-Ueberfall auf die Sowjetunion ausgesehen hätte, als es heute aussieht. Noch sind die Fronten in diesem Welt- 14 krieg nicht geklärt; noch werden Völker in liager abwandern, die sie bisher- als feindlich gekannt hatten; noch werden sich innerhalb der Völker Wand- lungen vollziehen, zu denen die Regierungen in dieser oder in jener Form Stel- lung nehmen müssen. Diese Einsicht hat die Aufstellung von Kriegszielen, von positiven und reali- sierbaren Kriegszielen mindestens auf der Seite der (trotz der jungen Bundes- genossenschaft mit der Sowjetunion) antitotalitären Gruppe bisher verhindert. Aber damit hat sich diese Gruppe einer der wichtigsten Waffen begeben. Das nationalsozialistische Kriegsziel ist klar: Beherrschung eines möglichst grossen Teils der zivilisierten Welt von Berlin aus, durch Vermittlung willfähriger Sa- trapen, zum Besten einer kleinen Gruppe nationalsozialistischer Machthaber. Das Schlagwort hierfür heisst „Neue Ordnung". Es appelliert an Alle, die mit der „Alten Ordnung" unzufrieden waren und sind — und ist nicht jeder mit ihr allein deshalb unzufrieden, weil unter ihr die Vorbereitungen für diesen furchtbarsten aller Kriege getroffen werden konnten? Nicht von jedem Einzel- nen kann man verlangen, dass er hinter dem in allen Farben schillernden Etikett „Neue Ordnung" die garstige Realität des Nationalsozialismus erkennt. Mit immer steigender Intensität bemüht man sich überall in der Welt, hierüber Aufklärung zu schaffen. Aber das ist nicht genug. Die ungeheuren Opfer, die die Feinde des Nationalsozialismus und der nationalsozialistischen Kirchhofs- ordnung noch werden bringen müssen, werden leichter getragen werden, wenn man weiss, wofür gekämpft wird. Wilsons 14 Punkte unterminierten den Wi- derstand des Kaiserreiches; in ähnlicher Weise würde ein konkretes Friedens- Programm dazu beitragen, die Kriegsmüdigkeit des deutschen Volkes zu erhö- hen. und den Abwehrwillen unter den vom Nationalsozialismus erdrückten Na- tionen, einschliesslich Italiens, anzufachen. Wenn man gar der Möglich- keit ins Auge sieht, dass der Nationalsozialismus vorübergehend weitere Erfol- ge erringen könnte: wie will man den Kampf gegen ihn ohne ein positives Pro- gramm organisieren? Ein solches Programm kann nicht aussenpolitisch sein. Männer etwa, die in den viel umstrittenen Gebieten erst von den Deutschen, dann von den Polen, dann wieder von den Deutschen politisch bedrängt worden sind, werden nicht ihr Leben für die Rückkehr in ein polnisches oder deutsches Reich einsetzen, des- sen Orientierung sie nicht kennen. Ja noch mehr: die stets wachsende Zahl derienigen die das ganze europäische System der Kleinstaatererei (meines Er- achtens m't Recht) für überholt hielt, wird überhaupt .iede Nachkriegsorgaiü- satian verwerfen, die diesen Staaten erneut die Möglichkeit gibt, die europäi- sche Einheit durch ihre manchmal bprechtigten, aber sehr oft unberechtigten Sonderaspirationen unmöglich zu machen. Es gibt nur ein Gebiet, auf dem es der Mühe wert ist, schon heute ein Pro- gramm aufzustellen: und das ist das Gebiet der — sagen wir es vorsichtig — kommenden sozialen Neuordnung. Das ist eerade die Frage, über die der Na- tionalsozialismus nicht, oder nur in leeren Phrasen spricht — über das er ehr- lich deshalb nicht snrechen kann, weil er keine andere Lösung sozialer Proble- me als Schaffung einer Klasse willenloser und durch konsequent, vernachläs- sigte Ausbildung der geistigen Fähigkeiten für alle Launen der herrschenden Gruppe willfährig gemachter Arbeiter kennt. Um so grösser ist unsere Verantwortung. Zugegeben: die Aufgabe, die vor uns liegt, ist schwierig, besonders schwierig deshalb, weil es gilt, die .gut gsmein- ten, aber utopischen Forderungen mancher von vorn herein zu eliminieren, de- ren opferwillige Opposition gegen den Nationalsozialismus sich in allerschwer- ster Zeit bewährt hat. Friedensziele müssen zudem so aufgestellt sein, dass sie diejenigen Gruppen, deren Mitarbeit man für die Herbeiführung des Siege» nicht entraten kann, nicht vor den Kopf stossen. Schliesslich dürfen wir als Bürger oder Gäste eines nichteuropäischen und überdies streng neutralen. Staates nicht vergessen, dass dieser Staat an der Erörterung von Friedenszie- len nur in so weit interessiert ist, als diese Rückwirkungen auf seine eigerue allgemeine und speziell wirtschaftliche Nachkriegs-Position haben würden. Das ist die Aufgabe, die vor uns liegt. Je eher wir uns mit dieser Aufgabe ver- traut machen, desto besser; desto grösser sind die Aassichten, der Welt die Er- schütterungen zu ersparen, die sich nach dem Krieg von 1914—18 entwickelten. 15 Verschanzen wir uns nicht hinter der bequemen Ausrede, auf uns käme es nicht an. Auf jeden kommt es heute an, der noch, unbeirrt durch kriegerisch« Einwirkung, frei seiner Meinung Ausdruck geben kann. Beginnen wir mit der Erörterung erreichbarer Friedensziele — ohne doktrinäre Vorurteile und mit dem festen Willen mit jedem zusammenzuarbeiten, der guten Willens ist. Dr. WALTER P. SCHUCK u DER KRIEG UND DIE ENGLISCHE ARBEITERPARTEI Es wäre töricht, die augenblickliche Lage Englands mit blinden Optimismus und scheuklappengeschützter Zuversicht zu betrachten, bei weitem törichter aber wäre es, sich zähneklappernd an die Klagemauer zu stellen und alles verloren zu geben. Für den, der nicht nur Hitlers Niederlage um jeden Preis anstrebt, sondern dem darüber hinaus aus dieser ungeheueren Weltkatastrophe eine neue Erde, zumindest ein neues Europa mit einer besseren Gesellschaftsordnung sich gestalten soll, ist die augenblickliche Entwicklung sicher sinnvoller und zu- kunftsträchtiger als ein schneller und eindeutiger Sieg des Englands von Win- ston Churchill. Im Wirrwarr der Ereignisse, im Aufruhr der Leidenschaften werden erstaunlich oft die grossen Linien, auf denen die Abwicklung verlaufen muss, wenn sie zu wirklich Wertvollem und Bleibendem führen soll, aus den Augen verloren. Bei aller persönlicher Hochachtung und Bewunderung, die Churchill als Mensch und Kämpfer verdient, sollte doch immer die Erkenntnis lebendig bleiben, dass in ihm, dem englischen Konservativen und Erhalter des Imperiums, die Zukunft Europas nicht beschlossen liegen kann, weder in ihm, noch in dem bürgerlichen Militär De Gaulle oder im Präsidenten des hochka- pitalistischen Nordamerika, der bei aller staatsmännischen Grösse doch Reprä- sentant einer bürgerlich-liberalen Welt bleibt. Will Hitler das Steuer der Geschichte herumreissen und zurück in die düsteren Wasser des Despotismus und der brutalen Unterdrückung und Ausbeutung se- geln. so ist es Englands Bestreben, das Schiff auf dem heutigen Kurs zu hal- ten und nur ganz bedrohlichen Brechern durch eine widerwillige kleine Ab- weichung nach links ausweichen. Siegte des England von heute, so wäre es wohl eine grosse Illusion, mehr als den Vorkriegszustand, gemildert durch Reformen, vielleicht sogar bedeutenden Reformen, zu erwarten. Wenn Churchill sich bis- her immer geweigert hat, die englischen Kriegsziele zu verkünden, so mag da- bei der Gedanke eine Rolle gespielt haben, dass diese sich aus der dann gege- benen Situation herleiten müssen, entscheidend aber ist. dass der Prime Mi- nister, Gefangener seiner Klasse und zu anständig, um gleich Hitler das Blaue vom Himmel herunterzulügen, genau weiss, dass die Proklamation der Ziele der englischen Grossburgeoisie nicht fähig ist, die Massen zu entflammen und den Kampf der Entrechteten und Unterdrückten gegen den Faschismus zum Hei- ligen Krieg gegen das System zu machen, dessen logischer Abschluss der Brau- nauer-ist. , . , Das England der Simon, Hoare und Norman hat im bisherigen Verlauf des Kriepes zweifellos Konzessionen an die Linke machen müssen, aber die Manner der Labour-Party sind keine Revolutionäre. Sie sind bestenfalls den SPD-Mi- nistern in der Republik von Weimar zu vergleichen. Wir bezweifeln jedoch, dass die Gemeinschaft zwischen Proletariat und herrschender Klasse in Eng- land wirklich so stark ist, wie uns anhand rührender Beispiele jetzt so oft zu beweisen gesucht wird. Gerade der geschulte Teil der englischen Arbeiterschaft wird vielmehr die Bewegungen und Taten der Regierung mit sehr kritischem Auge beobachten, und es wird ihm nicht entgehen, dass noch immer grosska- pitalistische Einflüsse bei wichtigen Entscheidungen eine ausschlaggebende und verhängnisvolle Rolle spielen. Es ist die Aufgabe der englischen Arbeiter- klasse — und diese Aufgabe wird ihr in Krisenzeiten deutlicher zum Bewusst- seih kommen als in Tagen des Triumphes — im entscheidenden Augenblick die Macht im Staate zu übernehmen und der Welt die Parole der Befreiung zu ge- ben Das würde ein gewaltiges Echo auslösen in den unterdrückten Ländern und nicht zuletzt in Deutschland selbst. Ein sozialistisches England könnte Hitlers Bau von innen heraus aushöhlen und von aussen berennen, frei von allen Rück- sichten und kapitalistischen Privatinteressen. Wenn die englischen Proletarier diese Aufgabe erkennen und erfüllen, können sie den Anstoss zur Zeitenwende geben. Ha/ns Jahn. 16 La Otra Alemania PERIODICO ALE MAN ANTIH1TLERISTA SUPLEMENTO CASTELLANO Editor y director: Dr. AUGUSTO SIEMSEN Tucumän 309 — Buenos Aires — No. 40 — Ano IV. La reiproducciön de los articulos de LA OTRA ALEMAjNXA es libre indicando su orlgen. El Imperialismo Alemän en la America Latina Desde la segunda mitad del siglo pa- sado, emigraron de Alemania a Ame- rica de tres a cuatro millones de per- sonas, de estas muchos centenares de miles a las repüblicas sudamericanas. No les convinieron las condiciones eco- nömicas y politicas imperaiites en su patria, estaban "cansados de Euro- pa" y vinieron a los paises del Nuevo Mundo con el ünico deseo de labrar- se una nueva existencia. La mayor parte de ellos han encon- trado esa nueva existencia. y median- te su diligencia y laboriosidad cohtri- buyeron al progreso de America. S: hoy dia en la Argentina, Chile y el Brasil se les reprocha a los inmigran- tes alemanes el no haberse adaptado suficientemente a las condiciones de su nueva patria, a los inmigrantes no les corresponde culpa por ello. Estados Unidos constituyen una demostraciön de la voluntad de asimilaciön de los inmigrantes alemanes. Wendell Will- kie que ültimamente se refirid a su origen alemän, es solamente un ejem- plo de los millones de alemanes cuyos descendientes se han vuelto buenos norteamericahos. Esos inmigrantes alemanes oonvirtie- ronse en un peligro para la existencia de las repüblicas latinoamericanas re- cien desde el momento en que el na- zismo los reclamö como "gente de san- gre alemana" y cuando Hitler les uti- lizö para sus objectivos totalitarios e imperialistas. Pero si hoy dia Hitler presenta a esos centenares de miles de emigrantes ale- manes como testigos de que "Alema- nia tiene las manos limpias" en la Am6rica Latina, eso constituiria sola- mente una nueva mentira. Se ha ol- vidado demasiado la historia de las tentativias de colonizaciön alemana en la America Latina. Por eso es conve- niente recordar ciertos hechos incon- trovertibles, porque las protestas de inocencia hitleristas han sido creidas hasta por algunos ingenuos latino- americanos. LOS WELSER TRATAN DE C CLONT ZAR LA ARGENTINA Desde el descubrimielito de Amörica, el imperialismo alemän ha tratado de establecerse en el Nuevo Mundo. En su libro "Los Imperios Coloniales de Las Grandes Fotencias", el Dr. Alfred Zimmermann escribe en la pägina 163: "Los Fuger, los Welser y otras gran- des casas comerciales alemanas par- ticiparon enseguida en las expedicio- nes espanolas y portuguesas y por su propia cuenta fletaron buques para los paises recien descubiertos, en los que establecieron factorias." Cuando en el ano 1534 don Pedro de Mendoza emprendiö viaje al Rio de la Plata, entre los 14 boques que tenia a sus ördenes supremas habia uno que pertenecia a los comerciantes alema- nes Sebastian Neithart y Jacobo Wel- ser. Esfcaba equipado por esas casas comerciales alemanas y su tripulaciön, en su mayoria alemana, estaba a las ördenes de un alemän llamado Hein- rich Paimen. quien tenia orden de es- tablecer una base alemana en el Rio de la Plata. De Ulrico Schmidl, uno de los alemanes que participaroh en la expedicion, ha quedado un informe 1 t detallado sobre los viajes y aventuras de Pedro de Mendoza, el cual estaba destinado a la casa comercial en Nu- remberg y ©onstituye uno de los pri- meros casos de espionaje comercial. En Buenos Aires no se llegö a fundar una colonia aiemana porque_los celo- sos espanoles estaban empenados en no dejar acrecentar la competencia aiemana. Pero en otros lugares, por ejemplo en Chile, esas mismas tenta- tivas tuvieron mäs exito. VENEZUELA — COLONIA ALEMANA Seis aftos antes — en 1528 — la misma casa comercial de los Welser, que eran unos de los mäs grandes capitalistas de aquella epoca, intentaron de esta- blecerse en la parte septentrional de Sud AmSrica. Los Welser habian fi- nanciado grsn parte de la elecciön del emperador Carlos V. Como reconoci- miento por los servicios prestados se hicieron acordar privilegios para lp, que es hoy Venezuela. Tambien man- daron una expediciön al mando del alemän Ambrosius Ehinger, que ocu- pö el territorio del golfo de Maracaibq. No es por simple casualidad que en los Ultimos anos aparecieron en Ale- rnania numerosos publicacianes sobre las primeras tentativas de coloniza- ciön de los Alemanes en Sud America. Es asf que ademäs de los cotidianos alemanes, la revisfca "Deutsche Ar- beitsfront", con un tiraje de millones de ejemplares,, y la difundida ho ja del "Deutsches Auslandsinstitut", que tira tambien millones. se ocupan frequen- te y detalladamente de todos los por- menores del episodio de colbnizaciön en Venezuela. Como lo mianifestö el diario "Ahora", que aparece en Cara- cas, antes de estallar la guerra, al acercarse a las costas de Venezuela los vapores de pasajeros alemanes, distribulan prospectos en que se ha- ci'a recordar que Venezuela ha sido una colonia aiemana. En 1938 publicö la editora Goldimann de Leipzig, una relaciön detallada de Erich Reimers "Los Welser desembarcan en Venezua- la", que termina con la fräse: "Sabe- mos que una Alemania poderosa y uni- da nunca renunciarä a sus colonias". Desde el Golfo de Maracaibo los Wel- ser hicieron emprehder numerosas ex- pediciones en el interior, en que fue- ron muertos miliares de indlos. sin que se encontrase el anciado Eldora- do. Los Alemanes a/vamzaron hasta el lugar en que se encontraron con ellos los conquistadores espanoles del Peru y juntos fundaron la ciudad de Santa Fe de Bogota. Los funcionarios espa- noles se pronunciaron contra los ale- manes, algunos de sus jefes fueron muertos en 1546. Contra ellos ße hizo en Esparva un proceso por haber mal- tratado a los indigenas, y en 1555 el privilegio de los alemanes lu6 aecla- rado nulo por la corona espanola. Otras bases alemanas existlan en San- to Domingo, donde los Welser tenian participaciön en los lavaderos de öro y en las minas Cotoy, y en las cerca- nias de Zultepeque, en Nueva Espana, hicieron buscar yacimientos de plata. Cuando terminö el plazo del privile- gio venezolano. los Welser se esforza- ron por conseguir de la Corona espa- nola el permiso de poder proveer de negros a las colonias americanas. Par- ticiparon activamente en ese repug- nante träfico de esclavos. De los do- cumentos existentes se desprende que en ese negocio los Welser ganaron su- mas enormes. EL GRAN ELCTOB DE BRANDEBURGO Transcurriö casi un siglo. En 1640 ocupö el trono de Prusia Federico Guillermo, el Gran Elector de Bran- denburg©, quien continuö en la Amd- rica Latina las tentativas imperialistas de los Fugger y los Welser. Despues de muchos esfuerzos que fracasaron, en 1683 fue izada la bandera brande- burguesa en la Costa de Oro africana. Por orden del Gran Elector fueron realizados grandes cacerfas de hom- bres y algunos meses mäs tarde na- vegaban hacia Sud America los pri- meros barcos que ibaii a vender en las colonias espanolas el fructifero "mar- fil negro". Aun cuando el träfico de esclavos era tan provechoso los bran- deburguesos tropezaron con dificulta- des debida a la resistencia de los es- panoles, ya que la importaciön direc- ta de negros fui prohibida en las co- lonias espafioles a los extranjeros. Por eso el objetivo del Grian Elector de Brand eburgo era fundar 61 mismo una colonia en el continente, donde podria ser depositado el material humano. Ell Gran Elector adquiriö la isla St. Thomas en el mar Caribe, y tratö de convertir en una base aiemana las is- (2 las Tertholen. en el mismo mar. Por motivos euya enumwaciöii nos lleva- ria muy lejos, tambien fracasaron esas tentativas colonizadoras. LA GUAYANA HOLANDESA Federico el Grande hizo una nueva intentona para adquirir colonias en el continente americano. Su plan era comprar la Surinam holandesa adon- de debian ser llevados los negros de Africa. Antes de que el rey pudiera tomar una decisiön sobrevino su ßiuer- te. Haoe alredtedor die un siglo la atenciön de los circulos imperialistas alemanes se concentrö en la America Central, donde se tratö de aprovechar la si- tuaciön de desorden que se produjö a consecuencia de la declaraciön de in- dependencia de las colonias espafiolas. En 1837 existiö el plan de traspäsar al rey prusiano una especie de protecto- rado sobre la colonia alemana a crear- se en Mejico. En 1844 se fundö en Te- xas una colonia de nobles de Reüa- nia, bajo la direcciön de oficiales pru- sianos, a los que se atribuye al origen de la ciudad de Nueva-Braunfels. El principe Carlos de Prusia y el principe Schönberg-Waldenburg se in- teresaron por las posesiones de la Costa de los Mosquitos, adonde fue- ron enviados algunos alemanes en 1846. En los anos siguientes surgieron siem_ pre los mäs diversos planes para fun- dar colonias alemanas en la Amörica Central. En la 6poca de Bismarck existiö el plan de instalar una base naval en Santo Domingo. El canciller alemän desistiö de su realizaciön para no te- ner un conflicto con Inglaterra. Des- de entonces terminaron las tentativas directas por parte alemana para ins- talar colonias germanas en la Ameri- ca Latina; hasta que apareciö Hitler y congregö a los alemanes emigrados y a sus descendientes, les inculcö el pensamiento de que son gente de san- gre alemana que pertenecen a los "arios" destinados a dominar, y les impuso la obligaciön de que como sol- dados para la dominaciön mundial alemania traicionasen a sus nuevas pa- trias. Hemos querido solamente arrancar dei olvido algunos dato» de la historia de las tentativas alemanas de conquista en la America Latina. La lista no es por cierto completa. Pero es suficien- te para demostrar que los nazis no tienen derecho de hablar de las "ma- nos alemanas limpias" en la America Latina, No son los centenares de miles de inmigrantes alemanes sino el im- perialismo aleman el que con tanta constancia como ineficacia tratö en el pasado de convertir a la America La- tina en una colonia prusiano-alemana. Hitler, que es el descendiente directo de aquel imperialismo trata hoy de llevar a cabo lo que a aquel le fuö vedado, tratando de hacer aparecer Como una virtud el fracaso de sus pre- decesores, para que nadie se inquieta. Sus ataques contra el imperialismo de los otros son como las palabras dei zorro, que no queria las uvas porque colgaban demasiado alto. EL GENDARME Y EL REFUGIADO Lisboa, Junio 1941. — El gendarme ■francös estaba senfcadb en la mesa pröxima. De cuando en cuarido, ^ por sobre el diario, me dirigia una mira- da. Nos conoclamos, pues la vispera nos habla condiucdidb a la guardia, cuesta abajo, a mi esposa y a mi. EU mismo dla habiamos llegado a esa localidad fronteriza franoesa para atravesar los Piiineos ld,e contraban- do. Todos muiesiferos papeles e:>taban en onden, solamente faltaba la visaciön por Robert Groetsch die salida francesa. El gobiemo die Vi- chy no daba »esas visacionies a los emi- grantes sin nadonalMlad. Asi es que por caminos extravia'dos subimos las empinadas cuestas. El temporal mor- dla furioso las Piedras, rugia sobre las roc&s y nos dterribo varias veoes. Arri- ba, en la Cumbre, habla dos aduane- ros franceses. A unos diez metros de- tr&s de ellos pasaba la frontera fran- co-espanola. Los adiuaneros nos lle- varon a su estaciön fronteriza, nos revisaron a nosotros y a nuestoos efectos personale para buscar divi- 3 saa, y entregaron a dos gendarmies nuestras valijas. Estos nos conduje- ron otra vez abajo, y mientras iba- mos tropezando entre piedras y guä- jarros pensaba yo: "Esos tienen una patria, deriechos civiles, hogax con mujier e Jiijos . . . Abajo, en la estaciön fronteriza, el ccimandante nos despidiö con brusquedad mal fin- gida: "Senor, senora. abandonen uste- ,cLes esta localidad! con el pröximo tren. Sin nuestra visaciön no tienen ustedes nada que hacer aqui en la frontera. Adiös". Bero no nos fuimos. £Y adönde ir? All! la frontera, alli estaiba el Camino que a traves die Espana conduce a Lisboa. Y ahora el gendarme de la vispera estaba sentadio frente a nos- otros en el cafe. Otra vez su mirada, por enclma diel periödico, enccuntrö la mia. Embargado por tristes priesenti- miEntos, iniclüie la nariz sofcire imi diario. Prooito se levantaria el, se acercaria a ini miesa y me diria cor- tes pero firmemente: "Slenior, <;que busca ustedi aqui?" Ayer le prohibie- ron a usted y a su esposa la perma- ntenjoia en esta. iAeaso se empernn en ir al campo de concsntraeiön? "Y luego me concEucirfa nuevamente a la guardia. Le ol pedär un aguardiente- ^Porq-ue no se apraxärri'aiba? Esa espera de la idesgracia ponia nervioso. En el rin- oon tres homtoffes acurruoados juga- ban a las cartas. ^Le desaigrada.ba acaso arrestar en püblico un refox- giado? Las simpatias del pueblo son siempre para los acosados emigranbes; no parecia bien demostrar siempme en püblido y ofiiciialmiente la condiciön dis ilegalidiad ide los ref-ugiados. «Tal vez queria el esperar hasta que yo sa- üese . . . Yo sentla la nSrvoMdad que sobrte las mesas se iba tejiendo entre el y yo. Pero esta vez se iba £1 a equivocazr. Ayer habiaimos callado, pero hoy te- niamos que arriesgar un argumento. "Senor" — le respanderia — "ackxn- di9 se nos permite quedar? AI pareoer en ninguna parte, salvo el oampo de concentraciön. Nuestras papeles estÄn en ondien, Francia ya no nos quiere, —■ y si nosotros queremos imos . . Mi rencor oomenzo & cobrar impulso, en mi interior crecia una ofiemsiva sd- lenciosa. "iHemos aoeptado el sacri- fücjo die la emigraciön y luchado con- tra la bairbarie, para que mos arrojeis de aqui para allä como pelota de tehis, en lugar de abrir nos las puertas? Usted tiene una patria, un empleo, vive el destino familiar de los ciuda- danos. Usted tiene un pasaporte, de- rechos civiles. iy nosotros? En los campos de concentraciön se consu- men y se pierden a miliares mis carna- radas, valientes hombres y mujeres — y sin embargo Francia ..." Acumul£ todo el francGs que pude, me atasque varias veces y senti que mi ataque iba a resultar algo debil y la- borioso. En el rincön los tres jugado- res juntaron ruidosamente las oartas, arrojaron monedas sobre la mesa y se levantaron. Cuando salieron, a trav6s de la puerta se oyö el rugido del tem- poral. Entonces el gendarme doblö su diario, se levantö, vino a mi mesa y se sento frente a mi. Baje el diario Una pausa. Empieza — me dije. para mis adentros. Se inclinö 61 ligerämen- te hacia ml, levantö mäs la visera de su gorra y dijo en un frances con fuerte acento catalän: "Sefior, usted tiene una visaciön norteamericana. Lo felicito." Se inclinö un poco mäs hacia mi " 6 Como puede conseguirse una vi- saciön de esas? Yo tambien quisiera ir a los Estados Unidos ..." "iComo, por favor?", — pregunte perplejo cla- vando la mirada en su juvenil rostro tostado. mientras el seguia cuchi- cheando. Algunos de sus camaradas pensaban como el. Esta Europa es una porqueria. "No es fäcil conseguir una visaciön como esa, iverdad, senor?" Pasö un rato antes que encontrase yo palabras acertadas. Los papeles se ha- bian trocado con demasiado rapidez. Ayer envidiabamos nosotros a los gen- garmes, hombres con patria y derechos civiles — y aqui estaba ahora el ca- zador y enividiaba a los acosados. Aqui hablaba la voz de Francia. Dos sema- nas despues, en via je attraves de la hambriente Espana, dos uniformados me preguntaron lo mismo. Me dijeron si en Estados Unidos podria hacer al- go para que ellos recibiesen una visa- ciön norteamericana . . . Esos eran gendarmes de Frahco. 4 DEUTSCHLAND WOHIN? »Von der Maass bis an die Meine!, von der Etsch bis an den Kreml" so haben schon seit Monaten die Nazis in Deutschland gesungen. Die Nazipropaganda aber erklärte es noch wenige Tage Ausbruch des deutsch-russischen Krieges als eine infame Lüge, dass riesige deutsche Truppenmassen an der russischen Grenze ständen. sHeute brennen russische Städte, heute rollen deutsche Tanks über die Felder Russlands, heute marschieren Millionen deutsche Soldaten gegen Millionen russische Soldaten, so dass jedem ech- ten Nazi, jedem Sadisten und Gewaltanbeter, das Herz im Leibe lachen muss. Grossartig hat der Führer das mal wieder gemacht, nicht wahr? Noch immer hat er ja erklärt, er sei nun befriedigt, er wolle nun nichts mehr haben, bevor die nächste Annexion erfolgte. Noch immer schloss er Friedens- und Freundschaftspakte, bevor neuer Einmarsch oder Ueberfall erfolgten. Jubelt ihr wieder? So wie man im vorigen Weltkrieg1 gejubelt hat, wenn es neue Feinde gab? Ein Land mehr zu erobern? In eine Hauptstadt mehr einzuziehen? Fühlt ihr euch schon als die Herren der Welt? Täuscht euch' nur nicht! Der Angriff auf Russland ist kein Zeichen der Stärke, sondern der Not. Bevor USA mit seiner ungeheueren Wirtschaftskraft auf den Plan tritt, will Hitler sich die Rohstoffe Russlands sichern, da er sonst nicht weiter kämpfen kann. Damit hat er nun auch das gro- sse russische Volk zum Feinde. Und was würde ein Sieg über Russland bedeuten? Glaubt ihr, dass die Deutschen auf die Dauer ganz Europa und dazu noch die riesigen russischen Gebiete niederhalten kön- nen? Oder meint ihr gar, Europa hätte sich mit der Hitlerdiktatur abgefunden. Wisst ihr nicht, wie man in den europäischen Län- dern über die Quislinge denkt? Dass man sie totschlägt, sobald die Nazis sie nicht schützen? Wisst ihr nichts von dem ungeheueren Hass, der sich in ganis Europa aufspeichert gegen das Naziregime? Man verschweigt euch das alles. Ihr dürft nichts erfahren vom passiven Widerstand, von der Sabotage, von den Ueberfällen. Wie Kinder werdet ihr belogen, weit schlimmer noch als im vorigen Weltkrieg. Ihr wähnt euch die Herren der Welt und steht am Abgrund. Die Wahrheit: Deutschland und die Deutschen sind in furchtbarer Gefahr! Nach den unendlichen Opfern, die Hitler dem deutschen Volk auferlegt hat, nach den Greueln der Konzentrationslager, nach der Ausblutung der deutschen Wirtschaft, nach der Zerstörung der deutschen Kultur, nach der Besudelung alles dessen, was den Deutschen einst heilig war, nach der Zerstörung halb Europas wird mit absoluter Sicherheit der Zusammenbruch kommen. Und dann werden die Wogen des Hasses und der Vergeltung über Deutschland und den Deutschen in aller Welt zusammenschlagen, wenn nicht noch rechtzeitig die Deutschen, die ihr Vaterland wahr- haft lieben, denen aber nicht täglich diö Phrasen der Lüge aus dem Mund triefen, weil sie nicht den Rauschgiften der Naziagita- tion erlegen sind, wenn nicht die guten Deutschen sich gegen die Verderber Deutschlands und die Bedrücker des deutschen Volkes erheben. Es gibt nur eine Rettung für Deutschland: die deutsche Revolution! Sie kann nur in der Heimat erfolgen. Sie wird, so vertrauen wir, noch rechtzeitig kommen, dann, wenn die Schergen der Ge- stapo nicht mehr das gepeinigte Volk niederzuhalten vermögen. Dann wird düs deutsche arbeitende Volk selbst mit den Nazis und den Junkern und Grosskapitalisten abrechnen, die Hitler in den Sattel gehoben haben. Geschieht das nicht, so wird tnit den Nazis zugleich das deut- sche Volk büssen müssen. Für die Nazis im Ausland wird es unter allen Umständen eine bittere Stunde des Erwachens geben. Sie werden nach der unabwendbaren Katastrophe nicht der gerechten Strafe entgehen. Es wird dann zu spät sein zur Tar- nung. Es wird vorbei sein mit dem Geschäftemachen. Ihnen droht dann das Schicksal, das sie heute den Juden bereiten möchten: Verachtung und Verfehmung. An diejenigen aber unter den Deutschen in Südamerika, die nicht auf Gedeih und Verderb mit den Naziverbrechen verbunden sind, ergeht anlässlieh des Ueberfalls auf Russland unsere letzte Mahnung? Besinnt euchl Bekennt euch zum anderen Deutschlandl DEUTSCHE ERWACHT! DAS ANDERE DEUTSCHLAND Tucumän 309 Buenos Aires