Das Andere Deutschland (LA OTRA ALEMANIA) Periodic© Alemaxi Independient«? EDITOR Y DIRECTOR: Dr. ÄUGUSTO BIEMSEN Tucumdn 309 — Bs. Aires — U. T. 31-3922 Tcrhrgang V. — Nr. 41 — Äugusinummer LAGE UND PERSPEKTIVEN Das gigantische Ringen in Russland hat die Erwartung bestätigt, die wir in der vorigen Nummer aussprachen, „dass die Verteidigung der dauernden und un- verlierbaren Errungenschaften der Oktoberrevolution ungeahnte schlummernde Energien bei den russischen Arbeitern und Bauern wachrufen werde". Das an- tibolschewistische Triumphgeschrei, dass angesichts der russischen Misserfolge im. finnischen Feldzug erscholl, ist verstummt. Selbst die Deutschen müssen widerwillig von dem Todesmut der russischen Soldaten als von etwas kaum Fassbarem berichten. Wieder einmal zeigt sich, wie wichtig auch in unserer technischen Zeit der Faktor Mensch ist, wie sehr die, welche für eine Sache, für eine Idee kämpfen, denen überlegen sind, die — wie die Franzosen — nicht wussten, wofür sie kämpften. Wir hatten gleichzeitig unserer Sorge Ausdruck gegeben, dass der Krieg auf Tod und Leben schwere schädliche Wirkungen der stalinschen bürokratischen Diktatur ans Tageslicht bringen werde. Bisher ist das zum Glück — wenigstens für den aussenstehenden Beobachter — nicht sichtbar geworden. Nur die Wie- dereinsetzung von politischen Kommissaren bei den Truppenteilen lässt darauf schliessen, dass man gegenüber Teilen des Offizierskorps misstrauisch ist, wohl eine Folge der früheren Massenerschiessungen von Offizieren. Im übrigen hat die russische Heeresleitung trotz des damaligen Aderlasses bisher sehr geschickt operiert. Sie hat — immer wieder die Gefahr der Zangenangriffe vereitelnd — höchst elastisch unter Ausnutzung der räumlichen Ausdehnung Russlands die Ziele des hitleristisehen Blitzkrieges vereitelt und den Nazitruppen furchtbare Verluste beigebracht. Der hartnäckige und heldenhafte Widerstand des russischen Volkes gegen die nazistische Kriegsmaschine, diese neue totale Kriegführung eines Überfallenen und für seine eigene Sache kämpfenden Volkes, das liebsr selbst seine Städte und seine Saaten vernichtet, als sie den Feinden in di? Hände fallsn zu lassen, hat überall die Hoffnung geweckt, dass Hitler sich in Russland verbluten und erschöpfen wird. Angesichts der unendlichen Weite Russlands kommt es ja nicht so sehr darauf an, wieviele Städte Hitler erobert, wieviele Landstriche er I betetet, sondern vielmehr darauf, dass die russischen Heere intakt nnr) der Wil- le lebendig bleibt, den Kampf kampromisslos weiter zu führen. Und der Krieg mit Russland hat an einer anderen wichtigen Stelle zu einem schweren Rückschlag für Hitler geführt. Um Russlamd zu erledigen, hat Hit- ler den Krieg um die Beherrschung des nahen Ostens, des Suezkanals und der Petroleumquellen des Irak und des Iran zunächst aufgegeben So war es den Engländern möglich, ihre schwer gefährdete Position im Mittelmeer in Nord- afnka und in Vorderasien durch die Besetzung Syriens und die Liquidierung der Italiener in Abessinien wieder zu festigen und auszubauen. Feststeht schon heute, dass Hitler und der deutsche Generalstab sich verrech- net haben. Es ist nichts mit dem Blitzkrieg und mit der Niederringung Russ- lands in ein paar Wochen. Der Ueberfall auf Sowjetrussland erweist sich als ein aus der Hybris der grössenwahnstenigen Nazidiktatur entsprungenes Va- banque-SpieL POLITISCHE FEHLSPEKULATIONEN Wie die militärische, so hat auch die politische Berechnung getrogen. Nach dem „Freundschaftspakt" mit Stalin war die Wiederaufnahme der antibolsche- wistischen Propaganda doch allzu dumm-verlogen, um ausser auf die unbelehr- barsten Kreise der Kapitalisten und „Christen" noch Eindruck machen zu kön- nen. Die Parole des „europäischen Kreuzzuges" ist kläglich gescheitert. Das ..christlich''-antibolschewistische Geschrei desselben Franco, der sein Vaterland verraten und in furchtbarsten Ruin gestürzt hat, kann nur Ekel erregen. Nur dürftige Kontingente antibolschewistischer Kreuzritter eilen -r- zumeist wohl hailb gezwungen — aus den, europäischen Staaten den Nazis zu Hilfe. Sie wer- den bei dem Ritt gen Osten eher eine Belastung darstellen. Die englischen „appeasers" aber und die nordamerikanischen Isolationisten ha- ben nicht den in Berlin erhofften Auftrieb erhalten. Unbeirrt gehen Churchill und Roosevelt ihren Weg. Die Besetzung Islands, das Geleit für die amerikani- schen Schiffe und die wohlvorbereiteten, umfangreichen Schwarzen Listen der Vereinigten Staaten sind ebensoviele schwere Schläge gegen die Hitlerdiktatur und zeigen, dass Roosevelt systematisch und entschieden sein Ziel der Nieder- ringung des Nazismus verfolgt. KLAERUNG DER FRONTEN Aber der die Welt überraschende Widerstand Sowjetrusslands hat auch andere Wirkungen. Es ist klar, dass ein Scheitern Hitlers in Russland der Anfang von seinem Ende, von einem dann vielleicht viel schnellerem Ende sein wird, als man das gemeinhin annimmt. In den Zusammenbruch Hitlerdeutschlands aber würden dann alle Mitverschworenen und Mitschuldigen hinemgerissen werden. Das sind von den noch nicht offiziell im Krieg stehenden Staaten: Japan, Franco-Spanien und Petain-Frankreich. So kommt es, dass sie alle sich anschik- ken, aktiver als bisher Hitler zu unterstützen in dem Bemühen, ihren eigenen Untergang zu verhindern. Trotz aller berechtigten Angst vor. dem Vabanque- spiel, getrieben von der andern Angst, mit Hitlers Untergang um alle Früchte ihrer Expansionspolitik gebracht und vom japanischen Volk zur Rechenschaft gezogen zu werden, schlägt die japanische Diktatur an der schwächsten Stelle, ia Hinterindien, zu. England und USA. haben prompt reagiert, und vielleicht wird schon in Kürze der ganze ferne Osten vom Weltbrand erfasst sein. Francos dumm-freche Rede, Potains schäbig-verlogene Kapitulation vor Japan zeigen deutlich, wohin auch hier der Weg geht. Schnell klären sich infolge des deutsch- russischen Zusammenpralls die Fronten. Das wirtschaftlich schwache, durch den Krieg mit China schon halb ausgeblutete Japan, das wirtschaftlich ruinier- te, von furchtbarem inneren Hass zerrissene Spanien und ein Frankreich, in welchem eine Klique verräterischer und volksfeindlicher Politiker und Generäle gegen das eigene Volk zu regieren sucht, — so sieht das letzte Aufgebot Hitlers aus. Wir bsgrüssen diese Frontenklärung. Sie wird das ihre dazu beitragen, den wahren Sinn dieses Krieges deutlicher zu machen und die Volksrevolution ge- gen die faschistischen Gewalthaber und ihre Helfershelfer vorzubereiten. 2 DER KRIEG UND DIE ARBEITERSCHAFT Das leitet uns zu unserer Schlussbetrachtung über. Hitlers Angriff auf Russ- land und der Wiedereintritt der Sowjetunion in die antihitleristische Front Scann noch, weittragendere und für das, was nach dem Krieg kommt, wesentliche Folgen haben. ' Wir haben hier wiederholt ausgesprochen, dass dieser Krieg nicht vom Stand- punkt der Erhaltung der kapitalistische!! Unordnung, nicht mit alten Parolen und halben Zielsetzungen gewonnen werden kann. Die Rückkehr Sowjetruss- lanids in die antifaschistische Front mildert die schweren inneren Gegensätze innerhalb der proletarischen Front und lässt das Trennende zurücktreten ge- genüber dem gemeinsamen Kampf gegen den faschistischen Todfeind. Die schlimmste Quelle der Zerrissenheit und Schwäche der internationalen Arbei- terbewegung wird damit bis zu einem gewissen Grade verstopft. Neue Hoffnung, neuer Zukunftsglauibe, stärkerer Kampfwille hat Millionen von Arbeitern er- fasst. In Russlahd selbst aber, so darf man hoffen, wird angesichts der ungeheueren Opfer und Leistung der Massen, die bürokratische Diktatur zugunsten der pro- letarischen Demokratie abgebaut werden müssen, so dass auch von hierher die Bildung einer proletarischen Einheitsfront erleichtert werden würde. Auf der anderen Seite kommen aus England private Nachrichten, die von der Ent- schlossenheit der englischen Arbeiter zu berichten wissen, nicht nur den Krieg gegen Hitler, sondern diesmal auch den Frieden zu gewiiinen. In den unter- jochten Ländern beruht die Hoffnung auf die Erhebung gegen die Nazidiktatur vor allem auf der Arbeiterschaft.. Aus Wien hören wir, dass die Arbeiter sich rüsten „auf den Tag". In Deutschland selbst kann nur die Arbeiterschaft die kommende deutsche Revolution führen. Was sich überall in Europa latent vorbereitet, die europäische Erhebung gegen die Hitlerdiktatur kann durch die neue Kampfgemeinschaft mit Sowjetrussland einen gewaltigen Auftrieb erhalten. Sie wird zugleich eine soziale Revolution sein. Der tiefere Sinn dieses Krieges als einer furchtbaren Gipfelung der gro- ssen Auseinandersetzung zwischen der morschen kapitalistischen Welt in Europa und der unvermeidlichen sozialen Neuordnung beginnt sich klarer abzuzeichnen. ZUSAMMENSCHLUSS SOZIALISTISCHER GRUPPEN IN ENGLAND Die Deutsche Sozialdemokratische Partei (SPD), die Sozialistische Arbeiter- Partei (SAP) der Internationale Sozialistische Kampfbund (ISK) und die Gruppe „Neu-Beginnen" haben sich in England zu einem „Verband der deut- schen sozialistischen Organisationen in England" zusammengeschlossen;. Ob- mann ist das Mitglied des sozialdemokratischen Parteivorstandes Hans Vogel. In folgender Erklärung haben sie ihre Position dargelegt: „Die deutschen Sozialisten in Grossbritanniien haben sich in der Ueberzeugutng zusammengeschlossen, dass die militärische Niederlage und der Sturz des Hit- lerregimes, die endliche Knebelung des deutschen Militarismus und die Aus- tilgung der sozialen Basis der Hitlerdiktatur unerlässliche Bedingungen sind für einen dauernden Frieden, für den Wiederaufbau Europas und für eine de- mokratische und sozialistische Zukunft Deutschlands. Hinsichtlich der besonderen Aufgaben der deutschen Sozialisten in England während des Krieges bestätigen die unterzeichneten Organisationen unter Auf- rechterhaltung ihrer politischen Unabhängigkeit als deutsche Sozialisten ihre gemeinsame Entschlossenheit, den Kampf mit dem Ziel der Niederlage Hitlers und seiner Verbündeten mit allen ihnen verfügbaren Mitteln uod in Verbin- dung mit allen Gegnern der totalitären Mächte fortzusetzen". (Aus dem Engli- schen zurückübersetzt). Wir begrüssen diesen Zusammenschluss der verschiedenen sozialistischen Rich- tungen in England um so mehr, als wir bisher die einzige Stelle der gesamten deutschen Emigration gewesen sind, der es bisher gelungen ist, alle deutsche Sozialisten der verschiedenen Schattierungen zum Kampf um das gemeinsame Ziel zusammenzubringen. Das bedeutet keineswegs, dass die Meinungsverschie- denheiten — oft sehr weitgehende — beseitigt worden wären. Es bedeutet nur, dass sie heute um des gemeinsamen Kampfziels willen, zurückgestellt werden. Was in Südamerika möglich war, was heute in England verwirklicht worden 3. ist, das sollte in der gesamten deutschen Emigration, vor allem in UiSA, dem wichtigsten Gebiet, sich erreichen lassen. Ein solcher Zusammenschluss könnte zugleich eine wichtige Vorbereitung sein für die ungeheuren Aufgaben, die uns nach dem Sturz der Hitlerdiktatur beivorstehen. EIN FREUND SCHREIBT UNS AUS DEM UNBESETZTEN FRANKREICH . . . Ein ganz hübscher Teil des Tages hier ist mit der zeitraubenden Beschäf- tigung der Lebensmittelbeschaffung ausgefüllt. Die rationierten, d. h. er- schwinglichen Lebensmittel machen nur einen Bruchteil der Ernährung aus. Daneben gibt es Obst, Gemüse und einige andere Dinge. Die sind aber so teuer, dass grosse Teile der Bevölkerung sie nicht kaufen können. Dadurch verschärft sich die chronische Unterernährung. Ich halte die Versorgungsfrage für sehr ernst. Bei längerer Dauer und weiterer Verschärfung, die kaum ausbleiben kann, muss eine ganze Generation schwer geschädigt werden. Die Haltung der Bevölkerung ist durchaus freundlich. Es scheint mir charak- teristisch. dass wir in all den Monaten, in denen wir Tag für Tag vor den Le- bensmittelläden inmitten der oft verzweifelten Männer und Frauen anstehen, noch nicht ein einziges Wort gehört haben, das gegen Ausländer oder Juden gerichtet gewesen wäre. Auch uns selbst kommt man stets absolut freundlich entgegen. Die fremden- und judenfeindliche Propaganda erfasst nach meiner Beobachtung bisher nur die Kreise, die ihr auch vorher zugänglich waren. Auf einem anderen Blatt stehen die gesetzgeberischen Akte auf diesem Gebiete. Die Stellung der Bevölkerung zu den grossen Fragen ist schwer zu erfassen, da ja darüber offen wenig gesprochen wird. Aber man kann wohl sagen: Der kleine Mann liebt weder die Engländer, noch die Deutschen. Die meisten wün- schen aber die Niederlage Hitlers und der besonders verachteten Italiener. Wä- re der deutsche Faschismus besiegt, so würden sie gern mit Deutschland zu- sammenarbeiten , wahrscheinlich lieber als mit England. Heute möchten sie, dass Frankreich möglichst aus dem Spiel bleibt. Das ist wohl die Stimmung der „unpolitischen" Massen. Daneben gibt es politische Bewegungen, die eine ak- tivistische Politik der sofortigen Zusammenarbeit mit Hitler fordern, am aus- geprägtesten die Doriot-Bewegung, die aber nicht allzu stark ist . . . Der Teil der Gewerkschafter, der hinter Belin steht und für „Mitarbeit" ist. teilt diese aktivistischen Auffassungen aussenpolitischer Natur nicht, ist aber für energische Vertretung gewerkschaftlicher Tagesforderungen. Es sieht so aus, als ob diese Forderungen ein breites Echo in der Arbeiterschaft fänden. Die Regierung sieht sich seit einigen Monaten veranlasst, diesen Wünschen ent- gegenzukommen. Was sich da regt, verdient nach meiner Meinung starke Be- achtung, da das einer der Anknüpfungspunkte für später sein wird. rein anderes positives Moment scheint mir folgendes: Nach der Niederlage tauchte natürlich die „Schuldfrage" auf, und ein Teil der Anklagen richtete sich gegen die Literatur der letzten Jahrzehnte. Es wurde eine dirigierte Lite- ratur gefordert. Dagegen erhob sich unter Führung des „Figaro" eine erstaun- lich starke, konsequente und umfassende Protestbewegung fast aller bekann- ten Schriftsteller; und zwar nicht nur die „Linken", sondern Katholiken, Kon- servative, sogar Monarchisten traten für Freiheit des Geisteslebens, freie Kul- tur usw. ein. W. F. EMIGRANTENERLEBNIS AUF DER FAHRT NACH MARTINIQUE Ein Freund hat uns einen Bericht über seine Fahrt von Marseille nach Marti- nique geschickt, aus dem wir einiges berichten und wiedergeben. Bevor die „Winnipeg" mit 750 Passagieren, unter ihnen über 300 deutsche und österreichische Emigranten, abfuhr, wurde sie von Reichswehroffizieren kon- trolliert. Unter brinfning und Verpflegung waren so schlecht wie man das im- mer wieder gehört hat. Bei Gibraltar gab es eine Menge englischer Kriegsschif- fe. „man hatte das Gefühl: hier kommt keine Maus durch". Nach Bericht ei- nes elsässischen Soldaten, der an Land durfte, wimmelte Casablanca von deut- schen Soldaten in Zivil. 4 Nun folgt eine besonders interessante Episode, die wir im Wortlaut bringen: „±ix cter Nacht vom 2ö. zum ZI. Max waren wir etwa zwei Stürmen stidiicn von jadoxtunque entfernt und Konnten aoi Leuchtturm senen. Da blitzte ein öchern- w tri er auf und gab uns ü tappzeichen. Die „W" funr seeicnrunig weiter. Die B^aeinwerxer- una JUcnaunKüignaie wuraen immer starker. unser bchiif rea- gier-te aoer immer riocn nicm. iNun uei vor unserem Voroerscmif ein Kano- nfcioscnuös! Km Kh-geizeicntn. Die Maschine wurae soxort gestoppt. Wir la- gen stn'i. Einige ranuten in cue JtsuüKer, um ihre Rettungsringe zu holen. An- uere sairzten nach ooeu. Die Treppe war im Moment verstopft. Vom Hinter- uecK hurte man Auiscniüge am» Wasser Kiatsciien. im leisten ivxauieni, ua.G- ten die Franzosen 1-östsacke über Bord geworfen. Inzwischen kam der Schein- werier immer und leucntete aas ganze öcniff ab. Die „W" san auch gtspen- stig aus, aenn aus den naiienä,uöen stauen Lmtscnaohte una Kissen heraus, aic im Duruceln lur ivanonenroiire genaiteu weraen Konnten. Einige Minuten spater stanaen senon jtiou»nder nut auigdpfianatem Seitengewehr aux aem DecK. Zuerst wurae aie ganze französiscne Besatzung vernaitet. Unter hollän- discher Besatzung funr aie ,,vJ" weiter, aiesmai i^aen Suaen. Aus der französi- schen Fanne war eine hoiianaische geworden, inaem man sie umdrehte. Später wurae aie Mannscnait für Arbeit freigelassen, (.unter ihnen waren manche für Engia-ua; nur aie ootaaten una Oliiziere üer Kriegsmarine und des Landheeres mussuen sien in prauer fcjonrxe unter Bewaffnung aufhalten. Unter ihnen war auch ein uendarm aus dem Imermerungsiager (juxs, atr mr das inter.acrun^s- lager in Martinique bestimmt war, Er natte sich in Gurs besonders grob be- nommen. Ihn gelangen hinter Bajonetten zu sehen, war für alle von uns, die Um in Gurs genossen hatten, eine grosse Freude! Wir konnten uns frei bewe- gen. Dxe Essenausgabe iunktionierfce nicht mehr. Es hiess: es wären keine Vor- rate mehr da. Die JtCucne wollte oitenbar sabotieren. Aoer die Holländer gingen rum una fragten, wer noch nichts gegessen hatte. Dann holten sie mit aufge- pflanztem Bajonett noch vieie Essensportionen heraus. Um 10 Uhr vormittags erschien ein französisches Flugzeug. Es wurde Alarm gegeben und die Maschinengewehre auf unserer Kommandobrücke darauf ge- richtet. Das französische Flugzeug überflog uns und Jcreiste über dem holländi- schen Zerstörer. Wir dachten: „Uleicn piatzen die Bomben". Doch das Fiug- seug verschwand in Richtung Martinique. Eine ha^oe Stunde später erschien es wiener. Dasselbe Manöver. Offenbar wollte die Flugzeug Besatzung feststellen, unter welcher Flagge wir segelten. (Der französische FunKer hatte in der Nacht noch gefunkt. Man hielt ihn später im Intemieru^gslager in Trinidad in stren- ger Einzeihaxt). Noch eine Nacht und am nächsten Morgen lagen wir vor Trinidad." Dort wurden die Passagiere sehr anständig und; rücksichtsvoll behandelt, in schroffem Gegensatz zu der Behandlung in Frankreich, die Franzosen dagegen interniert. Besonders freundlich war man gegenüber den politischen Emigran- ten, den Nazigegnern aus freier Entschiiessung. Die Fahrt nach USA wurde be- schleunigt und möglichst erleichtert. KAPITALSKONZENTRATION, INZUCHT UND SCHMAROTZERTUM Als eines der Gesetz» der kapitalistischen Entwicklung hat Karl Marx die fort- schreitende Konzentration des Kapitals festgestellt. Bekanntlich hat Walter Rathenau davon gesprochen, dass nur 200 ganz Reiche heute die Welt regier- ten. Ueber eine solche Zahl lässt sich gewiss streiten, je nachdem man den Kreis der wirtschaftlichen Machthaber weiter oder enger ziehen will. In Japan sirifi es nur fünf Familien die die wirtschaftliche Macht in Händen haben. Für Frankreich dagegen hat 'man 200 Familien berechnet, die dieses kulturell so lange führende Land Europas in erster Linie reif für den Zusammenbruch und den Faschismus gemacht haben. Jedenfalls aber ist die Tendenz zur Zusam- menfassung von Riesenvermögen in immer weniger Händen unbestreitbar und erfolgt seit der Entwicklung des Kapitalismus der freien Konkurrenz zum Mo- nopolkapitalismus in immer schnellerem Tempo. In seinem Buch „Amerikas sechzig Familien" berichtet Ferdinand Lundberg Interessantes darüber, wie diese Kapitalskonzentration in USA durch Heirat und Inzucht verstärkt wird und zu einem unerträglichen Schmarotzertum führt. ;rDas wird auch klar", so sagt Lundberg, „durch die Existenz jener Frauen, die über tolle Einkommen verfügen, obgleich sie sich niemals in Finanz, Industrie oder Handel betätigt haben, obgleich sie niemals irgend etwas erfunden haben, obgleich sie niemals irgendeine Rolle in der Produktion gespielt halben. Sie sind Schmarotzer der Gesellschaft, und keine Phantasie kann sich ausdenken, wel- chen Beitrag sie der Gesellschaft geleistet haben sollen, für den die Gesell- schaft ihnen jene lächerlichen Einkommen zahlt, die sie schon nicht mehr auf vernünftige Weise wieder ausgeben können." 1936 besassen, soweit man aas aus der Steuerstatistik entnehmen kann, neunzehn Amerikanerinnen, darunter manche erst Mädchen, ein Vermögen von mindestens 25 Millionen Dollar, woraus sie ein Jahreseinkommen von mindestens einer Million Dollar bezogen. Das ist nur ein bescheidener Hinweis auf die Tatsache, dass, wie in anderen kapitalistischen Ländern auch, so namentlich in den Vereinigten Staaten die Reichtumsbild ung durch Heirat eine gewaltige Rolle spielt. Lundberg, der dies« Dinge gründlich studiert hat, fasst das Ergebnis seiner Untersuchungen so zu- sammen: „Die reichsten Amerikaner sind bereits mit wenigen Ausnahmen all'4 durch vielfanhe Familienbande miteinander verfilzt; genau so. wie sie durch wechselseitige Direktoren- und Verwaltungsposten und gegenseitige Be- teiligungen in den wirtschaftlichen und sozialen Unternehmen ineinander ver- schachtelt sind. Die „Interessengemeinschaft" der Reichen, vor der der alte J. F. Morgen eine tiefe öffentliche Verbeugung erstattete, ist zu einem erschrek- kenden Umfang eine Familien-Interessengemeinschaft geworden. Wenn die In- zucht zwischen den Milliardärsf amilien weitergeht und im übrigen sich nichts ändert, wird es in ein oder zwei Generationen so weit sein, dass alle amerika- nischen Grosskapitalisten blutsverwandt sein werden, Vettern ersten, zweiten oder dritten Grads." Lundberg zeigt in seinem Buch, dass der Reichtum in der kapitalistischem Gesellschaft mehr und mehr zu einer Kastenangelegenheit ausgeartet ist. Min- destens für Amerika, aber ähnlich auch für die alten kapitalistischen Länder Europas, gilt der Satz, dass die Reichen sowie die Fürsten, Herzöge und Grafen der feudalen Gesellschaft in dem Purpur, den sie heute tragen, bereits geboren wurden. Prof. Sorokin von der Harvard-Universität hat in einer Studie gezeigt, dass die Mehrzahl der heutigen amerikanischen Millionäre bereits selber Spröss- linge von Kaufleuten, Bankiers und Industriellen oder müssigen Kapitalisten sind. Die Nachfahren haben also ihren Reichtum nicht auf die übliche ge- ßchäftsmässige Art, nicht nur noch so fragwürdige eigene „Leistungen" erwor- ben. sondern einrag durch die vorsichtige Wahl ihrer Eltern. Von den amerika- nischen Millionären der vorigen Generation haben 38,8 Prozent arm angefan- gen. während in der heutigen Generation nur 19,6 Prozent, also rund die Hälfte jener Zahl, von unten heraufgekommen sind. 29,7 Prozent der Millionäre der letzten Generation haben ihr Leben bereits als Millionäre, angefangen: heute sind es schon 52,7 Prozent, mehr als die Hälfte, die schon vor ihrer Volljährig- keit reich waren und 31.5 Prozent,, deren Anfänge in „ausserordentlicher Wohl- habenheit" gelegen waren. Sorokins Schlussfolgerung ist. dass die Klassenun- terschiede immer mehr erblich werden. ..Die amerikanische Gesellschaft ver- wandelt sich, wenigstens in ihrer oberen Schicht, ir eine Gesellschaft starrer Klassen und genau abgegrenzter Klassenscheidungen". Ueher die durch Lundberg mit reichem sf-a+istischem Material nachgewiesene Entwicklung haben Sidnev und Beatrice Weiiib, das berühmte sozialistische Ge- schwi«femaar. in ihrem Burh üb^r dcn ..N'eder°ransr des kapitalistischen Zeit- alters" folgendes gesaet: „Auf Grund der Erfeschaftsgesetze, die alle kapitali- stischen Nationen ersonnen oder entwickelt haben, verstärkt die Belohnung für hJo^ri B^its ni"ht nur die Einkommensungleichheit zwischen Zeitgenossen, sondern schafft anch e^ne erbliche Be^tz^rkiasse. dere^ Mitglieder sich gesetz- lich berechtigt finden G°scMecht um Geschlecht bis zum Ende der Zeiten, eine Abgabe von der Arbeitsuche ihrer zeitgenössischen Mitbürger zu erheben. Es ist nö+if?. diesen Punkt zu betonen. Der Be^tz von Land und Kapital durch pri- vat0 Ein7.elm,vnschpn in v°rb'ndnn? mit. der eresetellchen Einrichttmsr des Er- bens. muss schliesslich. soviel er auch durch Wohltätigkeit vermenschlicht und In seinen schlimmsten Auswüchsen durch eine planmässige Anwendung^ der f nationalen Mindestlohnpolitik zur ückgebunden werden mag, zu einer Schei- dung der Gemeinsehait in zwei dauernde und weithin erbliche Kasten iüriren, ein Volk der Reichen und ein Volk der Armen." Lundbergs Buch ist eine wertvolle Ergänzung des Buches über „Die Entste- hung der grossen Vermögen in den Vereinigten Staaten", in dem Myers den schlüssigen Beweis geliefert hat, dass die amerikanischen Riesenvermögen durchweg mit den schmutzigsten Methoden des Konkurrenzkampfes, der Kor- ruption und des Betruges erzielt worden sind. Trotzdem gilt es noch immer Leute, die dem Märchen glauben, dass Reichtum der verdiente Lohn für Spar- samkeit, Pleiss und Tüchtigkeit »ei. Mit seiner beissenden Ironie hat Marx die- se lehrreichen Geschichten für gläubige Kinder so charakterisiert: „Der Ursprung des Kapitalismus wird erklärt, indem er als Anekdote der Ver- gangenheit erzählt wird. In einer längst verflossenen Zeit gab es auf der einen Seite eine fleissige. intelligente und vor allem sparsame Elite und auf der an- deren faulenzende, ihr Alles und mehr verjubelnde Lumpen. So kam es, dass die ersteren Reichtum akkumulierten und die letzteren schliesslich nichts zu verkaufen hatten als ihre eigene Haut. Seitdem besteht die Armut der grossen Masse, die immer noch, aller Armut zum Trotz, nichts zu verkaufen hat als sich selbst, und der Reichtum der Wenigen, der fortwährend wächst, obgleich sie längst aufgehört haben zu arbeiten . . . Sobald die Eigentumsfrage ins Spiel kommt, wird es eben heilige Pflicht, den Standpunkt der Kinderfibel als den allen Altersklassen und Entwicklungsstufen allein gerechten festzuhalten. In der wirklichen Geschichte spielen bekanntlich Eroberung, Unterjochung, Raubmord, kurz Gewalt aie grosse Rolle. In der sanften politischen Oeikono- mie herrschte von jeher die Idylle. Recht und „Arbeit" waren von jeher die einzigen Bereicherungsmittel ..." Der ungeheuerlichen Machtposition, welche wenige Menschen durch die monopo- listische Kapitalskonzantration heute erlangt haben, steht die Arbeitslosigkeit und Verelendung der Millionen gegenüber. Da die Beherrschung von Presse. Radio und Kino nicht mehr ausreicht, um die leidenden Massen im Sinne der Wirtschaftsgewaltigen zu beeinflussen, greift man zu Gewaltmitteln. Das ist eine der wesentlichen Wurzeln des Faschismus. Man kehrt zum älteren J. P. Morgan zurück, von dem Lundberg berichtet, er habe „seine Ahnenreihe im Scherz zu Henry Morgan zurückgeleitet, einem kariibischen Seeräuber des sieb- zehnten Jahrhunderts. Aus diesem Grund nannte er seine Yacht den „Korsar" und liess sie in anarchistischem Schwarz tünchen. In Wall Street wurde die Flüstergeschichte herumgeboten, dass J. P. Morgan auf hoher See die Seeräu- berwimpel — Totenschädel über gekreuztem Gebein — hisse und die ameri- kanische Flagge nur so nebenbei ..." Oesterreichische Seite „FREI OESTERREICH-BEWEGUNG" Die Zusammenfassung der Oesterreicher in der Emigration, jener Oesterreicher, die die politische und moralische Legitimation haben, für die Befreiung Oester- reichs vom nationalsozialistischen Joch einzutreten — in einer umfassenden Kampforganisation, ist eire politische Notwendigkeit. Es ist umso tiefer zu be- dauern, dass dieses erstrebenswerte Ziel immer wieder kompromittiert wird. Zuerst kam das Londoner „Office", das sich immer unzweideutiger als Werk- zeug der ehrgeizigen Pläne der Familie Lothringen entpuppt die es auch fi- nanziert. Und nun hat die Frei-Deutschland-Bewegung des Herrn Strasser die österreichischen Faschisten, die nach dem Einbruch Hitlers ins Ausland flüch- teten. angeregt, i,n Canada eine Freiheits-Bewegung ins Leben zu rufen — in je- nes Scheinleben, das sich aus Druckerschwärze und Papier entwickelt. Ueber- fliissig zu sagen, dass die wirklich freiheitsliebenden Oesterreicher, die schon von den Schergen des Austro-Faschismus und dann erst recht vom Nazi-Fa- schismus verfolgt und gepeinigt wurden, mit diesem Frei-Oesterreich nichts zu tun haben und nichts zu tun haben wollen. Auf den Aufrufen der FDe-B.. die uns zu Gesicht kamen, zeichnet auch Herr Hans Rott, Bundesminister a. D. Man braucht sich nur wenige Daten aus der Biographie des Herrn Rott in Erinnerung zu rufen, um sich klar zu werden, dass er wie wenige berufen ist, den Gedanken einer österreichischen Freiheits- bewegung zu kompromittieren. Herr Rott war in der Oesterreichischen. Republik Obmann eines kleinen gel- ben Postbeamtenvereins äusserlich konfessioneller Färbung, dessen einziger Zweck die Bekämpfung der freien Gewerkschaft der österreichischen Postan- gestellten war. Herr Rott tat sein Bestes, seine Aufgabe zu erfüllen, aber völlig ohne Erfolg — 96 Prozent der Postbeamten blieben der freien Gewerkschaft treu. Sein Weizen Mühte erst nach dem Staatsstreich des Dollfuss. Damals tat er dasselbe, Was ein Jahr vorher die Leys mit ihrer nationalsozialistischen Ar- beitsfront in Berlin getan hatten — es scheint sein Schicksal zu sein, die ihm so verhassten Preussen nachzuäffen —: er stahl das Eigentum der freien Post- gewerkschaft, setzte sich auf den Platz ihrer eingekerkerten Führer, die er ge- fangen halten liess, um die Herausgabe des in der Schweiz, beim Internatio- nalen Sekretariat der Postgewerkschaften deponierten Teiles des freigewerk- schaftlichen Kampffonds zu erpressen. Herr Schuschnigg ernannte ihn zum Minister für soziale Verwaltung. Sein Vor- gänger, Prof. Dobretsberger, hatte es gewagt, unter der vaterländischen Dik- tatur die sozialen Errungenschaften der Arbeiter ernsthaft gegen den Ansturm des Schwarzenbergplatzes zu verteidigen. Unter der Führung des Herrn Mandl (der uns jetzt in Buenos Aires beglückt — es wäre, nur ein verständlicher Akt der Dankbarkeit, wenn ihn Herr Rott nunmehr zum südamerikanischen Ver- trauensmann der FDeB bestellte) erpresste der Hauptverband der Industrie die Entlassung des Störenfrieds mit der Drohung. Herrn Schuschnigg die vater- ländische Treue zu kündigen. Die Scharfmacher verlangten die Auslieferung der sozialen Verwaltung an einen ungefährlichen Strohmann von geistig unter- durchschnittlichem Format. So kam Herr Rott ins Ministerium für soziale Verwaltung. In trauriger Erinnerung haben wir seine Rolle in den Schicksalsmonaten Fe- bruar—März 1938. Viel zu spät, erst nach Berchtesgaden konnte die Regierung daau gebracht werden, mit der illegalen Organisation der österreichischen So- zialisten und der freien Gewerkschaften in Verhandlung zu treten, um diese einzige in den Massen verankerte AibWehrkraft gegen die Nasifizierung des Lan- des zu aktivieren. Herrn Rott als Sozialminister wäre damals eine grosse Auf- gabe zugefallen, wäre er ihr gewachsen gewesen. Was aber war seine grösste Sorge? Die Sicherung seiner Freunderln aus den gelben Gewerkschaften als ernannte, der Mitgliedschaft aufgezwungene Verwalter van Gewerkschaften, Krankenkassen und anderen Sozialversicherungsinstituten in ihren Posten! Herr Rott ging dann in die Emigration, in Paris war er Platövertreter des Hau- ses Lothringen. Kann ein Zweifel bestehen, dass seine österreichische „Frei- heits"-B&wegung per px-ccura von der gleichen Firma inauguriert wurde? Es wird mit ihr viel Lärm und Reklame betrieben werden, denn sie verfügt über die entsprechenden Geldmittel und die plutokratische Reaktion in den Län- dern der angelsächsischen Demokratie sucht nach Stützpunkten für den Kampf gegen die kommende Revolution in Europa. Es gibt in der österreichischen Emigration Kreise, die sich diesem Zwecke gerne zur Verfügung stellen, auch in Sr.iamerika, auch in Buenos Aires. Wenn sie sich von Herrn Rott „freiheits"- feewegen und anführen lassen wollen — sie seien ihm und er sei ihnen gegönnt. OESTERREICHERINNEN ALS ARBEITSSKLAVEN Wir entnehmen das Nachfolgende der Zeitschrift „Das Reich" (Nr. 10 vom 9. März 1941), einem in Berlin erscheinenden Nazi-Blatt. Es han- delt von Oesterreicherinnen, die zu täglich 10-stündiger Arbeit, mit 2 bis 4%-.stündigem Arbeitsweg (') bei knappsterc Lohn nach Preussen verschickt wurden. Eine Bahnstunde entfernt von der Stadt X. wurde ein Rüstungsbetrieb aufge- baut. der bald viel mehr Menschen brauchte, als er aus der Gegend selbst an- saugen konnte. Er benötigte insbesondere Frauen und Anfang 1939 schickten die Arbeitsämter aus dem Rheinland und der Ostmark, wo sich noch am ehe- sten freie Kräfte befanden, Züge mit vielen hundert Arbeiterinnen in die Mark. Für den Strom von Mädchen und Frauen gab es in der Nähe keine Unter- künfte. Sie wurden ijn hundertzwanzig verschiedenen, teils 30 bis 40 km. ent- fernten Ortschaften einquartiert. 8 Allerdings: unbeschäftigte Arbeiterinnen *rab es bald auch im Süden des Rei- ches nicht mehr, und die im Semderzug nach Norden geschickt wurden, waren noch acht Tage zuvor Kellnerinnen. Verkäuferinnen. Plätterinnen. Schneiderin- nen. Arbeiterinnen in Wien gewesen, Mädchen und Frauen von siebzehn Jah- ren bis Anfang vierzig, aus Villach und Klagenfurth eberso wie aus Vorarlberg oder dem Burgenland stammend, unverheiratet oder geschieden. Eines Abends, als sie nach Haus kamen, fanden sie eine Postkarte vom Arbeitsamt vor mit der Aufforderung, sich bei einem Arzt zur Musterung zu steilen. Mit der Ver- pflichtung wurde es viel schneller Ernst, als irgendeine von ihnen erwartet hatte. An einem Dienstag vielleicht war die Postkarte gekommen, am Freitag- abend ging der Zug in die Mark ab, am Montag erhielten die Dienstverpflich- teten im neuen Betrieb Spinde und blaue Schürzen, am Abend kauften sie zum. erstenmal in einer 'fremden, verdunkelten Stadt Brot und dann begann die neue Arbeit mit einer Nachtschicht. . Die jetzigen Bewohnerinnen des „Märkischen Adler in X. sind alle mit emem Transport im März 1940 gekommen. Bis heute kennen sie von der Stadt x. nur ein Stück der Hauptstrasse mit den wichtigsten Läden, das Kmo, das Tanz- lokal den Zwanzig-Minuten-zum Bahnhof. Ihr Tag beginnt morgens um fünf. Seit Oktober wird nur noch in einer Schicht, von dreiviertel sieben ws nachmittags zwanzig vor fünf gearbeitet. Um sechs Uhr sind sie zuruck m ih- rem Hotel. Es bleiben an sechs Tagen der Woche elf Stürmen für Heizen, AbendbroteinkUufe, Essen, Waschen und Schlafen, und damit sind sie gut dran, denn es gibt andere, die früh um, vier Uhr aufstehen, nach einem halbstündigen. Weg zum Bahnhof, einunddreiviertel Stunden zum Betrieb fahren una aibends gegen sieben Uhr wieder zurück sind. Hinter dem Spiegel im Zimmer Nr. 3 des „Märkischen Adler" steckt ein ganzer Kranz Postkarten .Ansichten von. Wien. „Liebes Stefferl! schreibt eine inzwi- schen entpflichtete Arbeitskameradin, „ich würde mich vom ganze« Heraezi freuen wenn Du recht bald in Deine Heimat zuruckkamst. Ich weiss ,ia wie glücklich ich damals war." Natürlich sind viele Mädchen und Frauen darunter, die, vom Heimweh befallen, so rasch als möglich wieder nach Haas« moc^eri. tm Rüstungswerk bekommen die Arbeiterinnen einen Stundenlohn zwischen 44 und 55 Pfennig; von ihrem Wochenlohn können sie die iwtwendigen.^ns|a - ben bestreiten, aber keine Ersparnisse machen Neben der Eisa:, " karte die der Betrieb für alle Gefolgschaftsmitglieder zahlt. wird ^n Die-nst- veroflichteten im Gegensatz zu den Einheimischen die Miete ersetzt. Seit dem varir°n März waren die meisten zweimal je vierzehn Tage in der Heimat, beim tarifmäßigen, bezahlten Urlau-b übernahm der Betrieb die Hälfte ctei' 70 Maty Fahrkosten Diese Einzelheiten würden im Gesprach schon keine Holle -nenr spielen, wenn die Dienstverpflichtungen, wie es im Vertrag vorgesehen war, jeto. im März, nach einjähriger Dauer, ablaufen würden. Demnach ware es an der f «Wi Rückkehr zu reden. Doch darüber fallt kaum ein Wort. &s iSv inawischen so gut wie sicher geworden, dass die Dienstverpflichttrag zunächst verlängert werden wird. Wer ist der Träger der kämmenden von einer revolutionären Organisation österreichischen Revolution? der pensionierten Hofräte und Offi- H. G. Miller, ein amerikanischer Jour- ziere, ^er M^K Tuch- und Vik- nalist, der kürzlich aus Ossterreitfi n«2? Ion hat Miller äfhaf^,ut IKrk:met dene Arbeiterschaft sich unterirdisch Sh^h^^Tmlutio^die ParoS^ SStÄ'SÄS BefÄ 5ÄSS? s!Tg°Ä Äich, Site« Se VertraiTeSIimlr letzt stellen sich so. als glaubten sie dass •wenn die Ueberwachung in der ver- wieder ' inni" dunkelten Stadt zwangsläufig gelos- 2^ °® throne Oester- Icert ist, wird die Revolution gegen Meibt mit_Hatebuxgs Throne oestei Hitler organisiert ..." reichs Geschick vereint . EINE ZUSCHRIFT FUER VIELE Ihr Artikel über Sowjetrussland drückt so ziemlich die Meinung von uns /tllea aus. Jetzt ist das Ende schon häher abzusehen. Grosse Sprünge wird Hitler jedenfalls nicht mehr machen. Er wird noch mit Gas anfangen, denn er weiss, es geht um seinen Kopf und so wie es aussieht, hat er ihn verspielt. — Viel- leicht kriege ich wieder einige Pesos zusammen. J. H. Misiones. ZUM PROBLEM DER KRIEGSZIELE In dem folgenden Beitrag wird die Auffassung vertreten, dass es noch nicht an der Zeit sei, in eine Kriegszieldebatte einzutreten. Ersten» sei es noch ganz unklar, wie die politische Machtsituation in dem Moment sein werde, wo es sich um den Frieden handelt; zum andern aber könne eine Diskussion über die Kriegsziele leicht die unter den Hitlergegnern vorhandenen tiefgehenden Meinungsverschiedenheiten in einem Masse steigern, dass dadurch die Kriegführung erheblich geschwächt werden müsse. Wir verkennen keineswegs das Gewicht dieser Gründe, haben sie vielmehr selbst vor Augen gehabt, als. wir den Artikel von Dr. Schück veröffentlichten, um mit ihm eine Debatte über die Kriegs- ziele zu beginnen. Wir waren und sind der Meinung, dass man trotz aller Bedenken zur Selbstverständigung und zur K ärung schon heu- te über die Kriegsziele diskutieren muss. Man sollte aber bei der Dir-kussion die von Dr. Ki.pper geäusserten Bedenken nicht verges- sen, sondern ihnen möglichst bei der Diskussion Rechnung tragen. Die Frage der Friedersziele, die Dr. Schück in der letzten Nummer von „Daß Andere Deutschland" anschnitt, wird sicher eine wertvolle Anregung für alle sein, die von den gegenwärtigen Ereignissen irgendwie berührt werden, und die Zahl dieser Interessenten macht einen ansehnlichen Teil der gesamten Mensch- heit aus. Aber so wichtig es auch zweifellos ist, die Ziele zu kennen, wofür man kämpft und Opfer bringt, so schwer dürfte es sein, die Ziele dieses Krieges kon- kret zu formulieren. Es liegt in der Eigenart dieses gigantischen Kampfes, das® es nicht nur um eine! gänzliche Neuorientierung auf politischem und wirt- schaftlichem Gebiet geht, sondern dass auch Moral und Kultur zu den Pro- blemen gehören, für die mit aller Leidenschaft gekämpft und gestritten wird. Dos Interesse an den Friedenseielen, d. h. an einer Neugestaltung der Welt, kann daher kein einheitliches sein. Man kann vielleicht drei Hauptgruppen von Hitlergegnern unterscheiden und zwar: 1. Die Staatengruprpe, die von Hitler bedroht oder ihrer Selbständigkeit bereits beraubt ist. Die stärkste Gruppe zwar, aber ihre Friedensziele umfassen viel- leicht nur die Restaurierung ihrer Selbständigkeit, bestenfalls noch Schuta- massnahmen gegen Wiederholung. 2. Die Gruppe der politisch und — man kann sagen — auch der rassisch Be- drängten und Bedrohten. Leider muss man inbezug auf die letzteren feststel- len, dass die Naziauffassung vom „Herren- und SkJavenvolk" noch viel zu we- nig bekannt ist und beachtet wird. An Zahl ist diese Gegnergruppe zwar nicht so gross wie die erstgenannte Staatengruppe, ihre Friedensziele sind aber zwei- fellos umfassender. Es liegt dieses ja im Wesen der Politik begründet, wobei ee sich nicht nur um den Staat im engeren Sinne handelt, sondern um die „Ge- sellschaft", und dieser Begriff führt naturgemäss über die engen Grenzen des Staates hinaus. 3. Die Gruppe jener, die in Hitler vorwiegend den unreifen Nieteschejünger sehen, die Kulturbestie, die, rücksichtslos über Recht und Moral hinwegschrei- tend, alles zertritt, was seinem unbeschränkten Machtwillen entgegensteht. Zahler massig vielleicht die kleinste Gruppe, aber mit den umfassendsten For- derungen inbezug auf das Gesicht der kommenden neuen Ordnung. Diese drei Gruppen, die man natürlich nicht — jede für sich scharf abgrenzen kenn, werden ihrer ganzen Einstellung nach sehr verschiedene Friedensziels anstreben. Zum mindesten inbezug auf den Umfang der Forderungen. Aber die ganze Schwere des Problems der Friedenseiele liegt zweifellos in der poli- tischen Konstellation der aktiv kriegführenden Staaten. England und Russ- Jand kämpfen zwar verbündet gegen Hitler, aber die Fnedensziele Rng-i^r»^ sind zweifellos grundverschieden von denen Russlands. England kämpft angeb- licn für die Demokratie — gegen die Diktatur, aber Russland, sein Verbünde- te ter, ist ja auch ein Diktaturstaat! Was für ein Friedensziel wird das sein./wel- ches beide akzeptieren? Und Deutschland? Unter welchen Bedingungen würde Deutschland bereit sein, den Kampf einzustellen? Was würde sein, wenn die deutschen Militärs Hitler die Macht aus der Hand nehmen würden und mit England zu einem Verständigungs-Frieden zu gelangen suchten? Sehr un- wahrscheinlich ist es nicht, dass in diesem Falle England zu Verhandlungen be- reit wäre. Aber es ist noch nicht soweit. Deutschland ist noch lange nicht besiegt, und Friede wird nicht eher sein, bis die deutsche Kriegsmaschine völlig zerbrochen ist. Bis dahin ist noch ein weiter und blutiger Weg, und es wird die Zusam- menfassung und höchste Anspannung aller gegnerischen Kräfte notwendig sein, um die Voraussetzungen für einen solchen Frieden zu schaffen, auf den die Menschheit nach so vielen Opfern an Gut und Blut, nach soviel Drangsal und Verfolgung, einen vollberechtigten Anspruch hat. Kausales Denken ist ein Urelement menschlicher Wesen. Und dieses kausale Denken umfasst nicht nur die Aufeinanderfolge der Vorgänge, sondern er- streckt sich auch auf deren qualitativen und quantitativen Inhalt. Auf die Ge- schichte bezogen, bedeutet dies, däss die geschichtlichen Vorgänge — in ihrer Reihenfolge als Ursache und Wirkung kausal verbunden — die gleiche irbtenz aufweisen müssen nach der Formel- Weltgeschichte — Weltgerichte! Auch die- ser Krieg, der ja nicht erst seit etwa zwei Jahren die Welt erschüttert, sondern in Wirklichkeit mit der Machtergreifung Hitlers begann, der zunächst zwar nur in den Grenzen des eigenen Landes sich abspielte, dafür aber mit einer beispiel- losen Bestialität und Grausamkeit geführt wurde, und der zuletzt in das gröss- te Verbrechen eines Weltkrieges einmündete — auch dieser Krieg fordert ge- bieterisch seinen äquivalenten Frieden. Daher gehen auch die Erwartungen und Hoffnurgen inbezug auf die Friedensziele weit über den Kreis der gewohnten Vorstellung hinaus. Ob die Zeit für eine Erörterung konkreter Friedensziele schon gekommen ist? Ich bin nicht dieser Meinung, und zwar aus denselben Erwägungen, mit denen Dr. Schuck seine Ausführungen in der letzten Nummer des „DAI>" einleitet Die Kriegsvorgänge sind meines Erachtens nach noch viel zu sehr im Fluss, und das Gleichgewicht der Kräfte noch zu wenig verschoben, um die Taktik zu erkennen, die für eine Friedensdiskussion geboten erscheint. Noch glaubt jede der kriegführenden Nationen in den Konditionen zu sein, den Krieg ihren nationalen Prinzipien gemäss zu Ende bringen zu können — ohne dem Gegner oder der Welt nennenswerte Konzessionen machen zu müssen. Infolgedessen dürften vorderhand die Arbeiten für einen Frieden, wie wir ihn wünschen, we- nig fruchtbringend sein. Ja man kann sogar der Meinimg sein, dass eine sol- che Diskussion unter Umständen die Einheit der verschiedenen Hitlergegner gefährden könnte, während, umgekehrt, die gegenwärtige Parole „Gegen den Totalitarismus — für die Demokratie" die bestgeeignetste Plattform für alle Gegner darstellt. D. Kipper. FEDERAL UNION EIN BEITRAG ZUR KRIEGSZIEL-FRAGE Wohl für alle Menschen — mit Ausnahme der relativ kleinen Zahl Kriegsge- winnler — ist eines der wichtigsten Kriegsziele die Schaffung einer internatio- nalen Rechtsordnung, die einen weitestgehenden Schute vor einer Wiederho- lung eines allgemeinen Völkermordens gewährt. Als Sozialist mag man zwar der Ansicht sein, die beste und vielleicht einzig endgültige Friedenssicherung biete der Sozialismus. Dürfen sich aiber deshalb die Sozialisten desinteressiert verhalten gegenüber Vorschlägen, die jene Rechtisordnung unabhängig von der Durchsetzung der klassenlosen Gesellschaft schaffen wollen? Ein solches Ver- halten mag denjenigen erlaubt sein, die glauiben, der Krieg werde im Sieg des Sozialismus auf dem .gesamten Erdball enden . Wer aber diesen Optimismus nicht teilt, sollte an jedem auch nicht-sozialistischen völkerrechtlichen Projekt inter- essiert sein, das einen Fortschritt gegenüber der bisherigen internationalen Anarchie darstellt. Ja, gerade Sozialisten sollten an seiner Verwirklichung mit- arbeiten, sofern diese den Schutz sozialistischer Staaten vor Ueberfällen seitens ihrer kapitalistischen Umwelt verstärken kann. Unter diesem Gesichtspunkt ist esjvichtig, die Forderungen jener Bewegung au prüfen, die unter dem Namen „Föderal Union" besonders in den angelsächsi- schen Ländern eine gewisse Bedeutung erlangt hat. Auf 4 Grundsätzen baut sich die „Pederal-Union" auf: 1) „Die nationale Souveränität verursacht unfehlbar den Krieg, den Imperialismus, die Armut und den Verlust der individuellen Freiheit" 2) „Keine internationale Ordnung, die aufgebaut ist auf Zusammen- arbeit souveräner Staaten wird wirksam noch dauerhaft sein" 3) „Nationen haJben nicht mehr Recht auf Souveränität als Einzelwe- sen auf unbeschränkte Unabhängigkeit" 4) „Diejenigen, die den Frieden wünschen, müssen auch die Uebergabe der unabhängigen Kontrolle der Aussenpolitik wünschen und- die schnelle Schaffung von Bundes-Einrichtungen für die ganze Welt." Auf den ersten Blick könnte es so scheinen, als sei Federal Union nichts ande- res als eine neue Völkerbunds-Form. Es besteht jedoch ein wesentlicher Unter- schied zwischen beiden Systemen- Der Völkerbund war eine Organisation sou- veräner Staaten; die für ihr Zusammenleben gewisse Regeln aufgestellt hat- ten. Die Zugehörigkeit konnte jederzeit aufgekündigt werden. Und bestensfalls bestanden überhaupt nur gewisse Ansätze für Massnahmen, die die Einhaltung der aufgestellten Regeln erzwingen sollten. — Die Federal Union dagegen will die selbständige Aussempolitik der Einzelstaaten, d. h. insofern deren Souverä- nität, grundsätzlich abschaffen, um an deren Statt eine mit Zwangsgewalt aus- gerüstete Zentralstelle zur Regelung des Zusammenlebens aller Mitgliedsstaa- ten zu setzen. Gerade in den jungen Ländern Südamerikas, die auf die Wahrung ihrer Un- abhängigkeits-Rechte erhöhten Wert legen, muss eine Beschränkung oder ein Aufgehen der Souveränität als besonders bedenklich und revolutionär erschei- nen. Schon deshalb verdient die diesbezügliche Forderung eine besondere Prü- fung auf ihre Berechtigung und Zweckmässigkeit hin. Mit dieser Forderimg steht und fällt die ganze Federal-Union. Souverän nennt man die Staaten, die keinerlei übergeordneter Gesetzgebung unterworfen, sind. Gilt aber für die souveränen Staaten unbeschränkte Selbst- bestimmung, so bleibt es dem Zufall überlassen, ob diese Staaten miteinander im Frieden leben. Schliessen aber Staaten miteinander Verträge, zu deren_Ein- haltung während der Vertrags-dauer sie verpflichtet sind, so taucht die .frage auf, wie die Staaten daran gehindert werden können, unbequem gewordene Abmachungen zu brechen oder sie zum mindesten zu kündigen. Ist dieses Pro- blem nicht gelöst, so ist die Wahrung des Friedens wiederum nur ganz zufäl- lig. Das hat der Völkerbund zur Genüge gezeigt. Die unbedingten Friedensfreunde werden also noch einen Schritt weitergehen und die Schaffung einer internationalen Polizei- oder Heeres-Macht fordern müssen, die stark genug ist. um mit Gewalt die Einhaltung der Verträge auch gegen den Willen eines Vertragspartners zu erzwingen, dem die getroffenen Ab- machungen unbequem geworden sind. Dies wiederum würde bedeuten, dass je- ne Macht stärker sein müsste als jede Heeres- oder Polizei-Macht eines Eimel- staates. ja sogar als irgend eine Macht-Konstellation verschiedener Staaten, die sich etwa gemeinsam gegen jene internationale Stelle erheben wollten. Würde aber nicht ein solcher bewaffneter Konflikt zwischen einzelstaatlicher und in- ternationaler Macht immerhin auch einen Krieg darstellen? Wäre es da nicht das Beste und Sicherste, die Heere einzelner Staaten abzuschaffen oder wenig- stens nach Zahl und Bewaffnung zu begrenzen? Und würde dies nicht die Auf- hebung der Souveränität bedeuten? Wir sehen also einmal, dass die Existenz von Staaten mit unbeschränkbar Selbstbestimmung selbst dann keinen Schutz vor einer Wiederholung des Völ- kermord ens bietet, wenn wir annehmen, dass die Verpflichtung zur Vertrags- einhaltung mit der Souveränität vereinbar sei. Und sogar die Schaffung einer Internat joralen Polizei- oder Heeresmacht zum Einsatz gegen eventuelle sou- veräne Vertragsbrecher würde den Krieg als letzten Ausweg zulassen. Ist nicht aber die Souveräntiät ein unveräusserliches Recht der Staaten, so dass schon deshalb nichts Anderes übrig bleibt, als anf einen wirksamen Schutz vor Kriegen zu verzichten? Dass dem nicht so ist, lässt sich sehr leicht an der 12 Erfahrung prüfen: Deutschland war vor 1871 in eine g&nae Z&bl wenigsten« theoretisch souveräner Einzelstaaten gegliedert. Die Tatsache, dass 1866 noch ein Bruderkrieg zwischen diesen Staaten geführt werden konnte, zeigte dies ja klar. Durch die Reichsgründung 1871 müssten sich also jene Einaelstaaten ei- nes „unveräusserlichen" Rechts begeben haben. Oder nehmen wir die Verei- nigten Staaten von Nordamerika. Sie setzen sich aus 48 früher selbständigen Staaten zusammen. Kein Mensch wird es als unrechtmässig oder ehrwidrig ansehen, dass jene 48 Staaten auf ihre Souveränität verzichteten. Noch eine andere Ueberlegung kann uns aeigen, dass die Souveränität tatsäch- lich rechtlich und praktisch unhaltbar ist: Bei Anerkennung der unbeschränk- ten Selbstbestimmung muss es jedem Staat überlassen bleiben, ob er mit an- deren Staaten Verträge abschliessen will. Ja, es muss ihm sogar, wenn seine -Selbstbestimmung keine Schranken haben soll, das Recht zuerkannt werden, andere Staaten zu übei-fallen, um deren Souveränität zu beseitigen. Die Sou- veränität eines Staates könnte also sehr wohl diejenige eines anderen aus- schliessen, wenn diese „dem bösen Nachbarn nicht gefällt". Das Recht des Stärkeren, das glücklich im Zusammenleben der Einzelmenschen abgeschafft ist, müsste demnach dem souveränen Staat, der es für sich beansprucht, zu- erkannt werden. Wie wir es auch betrachten: Das „Recht" auf Souveränität ist sowohl prak- tisch als auch rechtlich unmöglich. Zweifellos ist es ein Verdienst der Federal Union, hierauf mit Nachdruck hinzuweisen und eine internationale Ordnung vorzuschlagen, die jenes vermeintliche Recht nicht anerkennt. Die Frage ist nur, wie jene Ordnung aussehen soll, ob sie praktisch durchführbar ist, ob sie eine stärkere Friedenssicherung als ein Völkerbund souveräner Staaten dar- stellt, und ob sie nicht die Gefahr in sich birgt, neues Unrecht aufkommen zu lassen. Dabei muss Sozialisten besonders das Problem beschäftigen, inwiefern nicht gerade durch Federal-Union Einführung oder Erhaltung des Sozialismus in einzelnen Staaten gefährdet werden könnte. Alle diese Fragen müssen in ei- nem besonderen Auf säte beantwortet werden. Rudolf Levy. AUS HITLERS SKLAVENREICH Ausländ'sehe Zwangsarbeiter. Italie- zur Wehr setzten, als ein Deutscher nische Arbeiter, die den ihnen in sie verprügelte. Deutschland zugewiesenen Arbeitsplata Eine polnische Arbeiterin, die bei verlassen, werden der italienischen Osterholz arbeitete, tötete sich „aas Botschaft in Berlin gemeldet. Diese unbekannten Gründen". übergibt sie dann der italienischen Ein polnischer Arbeiter wurde von Gestapo, der Ovra. Nazi-Richtern zum Tode verurteilt, T„ ,____T weil er auf dem Bauernhof, auf den fit rtfj tnf A'nnrrfrvmv» Hps er als Zwangsarbeiter gebracht war, ifQ1 wfifeine Scheune in Brand steckte. ipViEin polnischer Arbeiter, der von sei- nem Zwangsarbeitsplatz in Demmin worden _ Gleichzeitig _ wuMe verboten, -n Pommern fi0h, wurde von der Po- l&en m Ä? Die SniSS lteei Sefasst- Er erschoss sMl' Landarbeiter müssen noch länger ar- Menschlichkeit ist ein Verbreche», Bauer aus Eschbach bei Frankfurt vjwLPeutschland se~ wurde von Nazi-Richtern auf 2 Wo- schickt werden können. chen ins Gefängnis gesandt, weil er . , . einem kranken polnischen Kriegsge- Serbische Kriegsgefangene wurden von fangenen, der bei ihm gearbeitet hat- den deutschen Behörden sofort zur einen freundlichen Brief und Ge- Zwangsarbeit ins Reich transportiert. schenke gesandt hatte. Die ersten Transporte trafen am 21. April in Berlin ein. „Verführung" zur „Schamlosigkeit". Kin 20i ähriges Mädchen liess durch 3 polnische Landarbeiterinnen wur- ihre 10 Jahre alt Schwester einem den von Nazi-Richtern auf Monate französischen Kriegsgefangenen ein ins Gefängnis gesperrt, weil sie sich iaar Scheiben Brot geben. Nazirichter 13 sperrten sie deshalb auf 4 Monate ins Gefängnis. Die „Verführung" der 10- jährigen zu einer derartigen „Scham- losigkeit" galt als strafverschärfender Umstand (berichtet die „Essener All- gemeine Zeitung"-am 20. April). Ziffern, 8—10 Millionen Untertanen der Nazidiktatur stehen unter Waffen. 3—4 Millionen ausländische Arbeiter, meist Kriegsgefangene und Zwangsar- beiter, sind; in der deutschen Land- wirtschaft und Industrie beschäftigt. Millionen Frauen stehen in Arbeit („Die Frau gehört ins Haus!" verkün- deten einst die Nazis). Mehr als 1,8 Millionen Betriebsunfäl- le wurden im Jahre 1941 gemeldet. Mehr als 9.000 Menschen kamen dabei iiwJ 12.000 wurden dauernd berufsun- fähig, 85.000 vorübergehend. Die Arbeitszeit beträgt durchweg 10 Stunden, in der Rüstungsindustrie überwiegend 12, oft 14 Stunden. Ju- gendliche Arbeiter können bis zu 10 Stunden und für Nachtarbeit „einge- setzt" werden. Bedrohte Jugend: In einer einzigen Spalte des "Hamburger Fremdenblat- tes" vom 8. März waren Meldungen über folgende Vorkommnisse zu le- sen: Ein unbeaufsichtigtes Kind fällt ins Wasser. Ein spielender Junge gerät zwischen zwei Lastwagen. Ein zwei- einhalbjähriges Kind wird' vom Zug überfahren. Zwei Kinder werden von einer Sprengpatrone verletzt. Das Sondergericht fällt sein Urteil in ei- nem Prozess gegen eine 25- bis 30- köpfige Bande von Hitler-Jugendli- chen, die wegen 36 Raubüberfällen angeklagt sind. In der "Deutschen Allgemeinen Zei- tung" klagt der Ministerialdirektor Dr. Albert Holfelder über die geringen Leistungen der Schuljugend. Es fehlt an elementaren Kenntnissen. Nur we- nige Schüler können richtig rechnen und schreiben. Gedächtnis, Denkver- mögen und Urteilskraft lassen nach. Das Denken wird so oberflächlich wie die Empfindung. Das müsse sich bit- ter rächen, so meint der Ministerial- direktor. Verfall der VoUksgesundheit: Trotzdem im 3. Reich die Irren in grossem Masse "beseitigt" werden, nahm die Zahl der asylierten Geisteskranken von 185.000 im Jahre 1923 auf 350.000 im Jahre 1938 zu. Ueber die weitere Zunahme sind die Zahlen nicht bekannt. Nach den Untersuchungen des Professors an der Universität Pennsylvania, Dr. Ed- ward Strecker, werden die Deutschen zunehmend Opfer einer "Massen-Psy- choneurosis". Nicht zuletzt hierauf wohl ist es zurückzuführen, dass im 3. Reich 4.1 Selbstmorde auf 10.000 Ein- wohnern entfallen. In U. S. A. kom- men auf die gleiche Einwohnerzahl nur 1.4 Selbstmorde. Trachom-Kran- ke dürfen bekanntlich wegen der Ge- fährlichkeit dieser Krankheit und der grossen Ansteckungsgefahr nicht in Argentinien einwandern. Früher war diese Krankheit in Deutschland so gut wie unbekannt. Nach den '"Münchener Neuesten Nachrichten" vom 21. 1. 1941 rechnet man aber da- mit, dass infolge des Polenfeldzuges und der Verschleppung polnischer Zwangsarbeiter ins Dritte Reich be- reits 100.000 Trachomfälle in Deutsch- land zu verzeichnen sind. Die Zahl der Erkrankungen und das Misstrauen gegenüber den jungen Aerzten hat so ausserordentlich zugenommen, dass viele Kranke sich den Arzt ins Haus bestellen, damit sie nicht so lange in den überfüllten Sprechzimmern der vertrauenswürdigen älteren Aerzte warten müssen. Diese Erscheinung hat einen derartigen Umfang genom- men, dass Rundfunk und Presse emp- fehlen, nicht so viel zum Arzt zu ge- hen. Das "Schwarze Korps" vom 9. 1. 1941 fordert sogar, dass die "eingebil- deten Kranken" und "spekulierenden Arbeitsdrückeberger" evt. den Arztbe- such nicht mehr von d'er Krankenkas- se bezahlt erhalten sollen. Ein typi- sches Beispiel für die Arbeits-Ueber- lastung der Frauen: "Freitag vormit- tag ist bei der Stephanskirche die 53 (?)-jährige Hilfsarbeiterin Josefa Ros- nowski bei der Arbeit infolge eines Schwindelanfalles von einem Hange- gerüst 4 Meter tief auf ein zweites Hangegerüst gefallen." (Meldung aus der Wiener Presse.) Hitlers „Antitoapitalismus": Folgenden schwerindustriellen Konzernen hat Hitler die Lothringische Konkurrenz zugeschanzt: Flick-Konzern, Röchling- Konzern, Stumm-Konzern, Vereinig- te Stahlwerke und' "Hermann-Gö- ring"-Werke. Man sieht, Hitler weiss, seine Geldgeber bei Laune zu halten. Den Arbeiterfrauen gegenüber kann man jedoch die gemachten Verspre- chungen nicht einhalten. So hatte man zugesagt, dass für Mütter Halb- 14 tagsstellen geschaffen werden sollten, damit sie ihren Haushalt besorgen könnten; dass sie nicht zu schwerer Männerarbeit herangezogen werden sollten; dass durch Bios atz von Stu- dentinnen den verheirateten Frauen längerer Urlaub ermöglicht werde. Ei- ne Sekretärin der Deutschen Arbeits- front musste jetzt selbst eingestehen, dass Frauen trotz Verbots vielfach im Bergbau, auf Bauten etc. beschäftigt werden, dass die Industrie grossenteils keine Frauen für Halbtagsarbeit an- nimmt usw. Der als "Nationalsoziali- stischer Musterbetrieb" anerkannte "Bochumer Verein" hat ein regelrech- tes Strafgesetzbuch gegen "Bummelei" im Betrieb geschaffen. Danach wird unentschuldigtes Fehlen anfangs mit mindestens RM 2.- bestraft. Evt. wird1 auch der Urlaub verkürzt." Ueber ei- ne stetig steigende Geldstrafe geht es im Wiederholungsfall bis zum Schlep- pen vors Gericht, das auf Gefängnis und "Arbeitserziehungslager" erkennen kann. Jedes "falsche Mitleid" gegen- über mitbetroffenen Familienangehö- rigen sei fehl am Platze. Dieses Straf- gesetzbuch wird der Industrie zur Nachahmung bezw. Abschreckung der Betriebsangehörigen empfohlen. Menschlichkeit ist strafbar: Ein Ein- wohner von Hofgeismar erhielt vier Monate Gefängnis, weil er einem fran- zösischen Gefangenen elfmal Brot ge- geben hatte. Eine deutsche Landar- beiterin wurde auf 2 Wochen einge- sperrt, da sie mit einer polnischen Kol- ^egm freundschaftlich verkehrte. Trotz solchen Terrors haben sich österrei- chische Arbeiterfamilien nicht davon abschrecken lassen, ihren holländi- schen Genossen, die im Jahre 1919 hungernde Wiener Kinder aufgenom- men hatten, kleine Zucker- und Fett- Pakete zu schicken. Enthüllungen der „Frankfurter Zeitung" über die Sowjetarmee Die Luftpostausgabe der „F. Z." vom 4 Juli bringt höchst interessante Be- richte vom russischen Kriegsschau- platz. Nichts lobenderes könnte über die Kampfmoral der russischen Trup- pen gesagt werden, und die herabset- zenden Kommentare zu den ausseror- dentlichen Leistungen der russischen Soldaten sind keineswegs geeignet, diese unfreiwilligen Enthüllungen ab- zuschwächen. „Wenn wir in Frankreich", so sagt de Major, „den Gegner nach unserer Ma nier in die Zange nahmen, zog- t schliesslich die Folgerungen. Dies Kerle hier aber kämpfen nur mit dt Konsequenz des Wahnsinns, bis si kein Glied mehr rühren können. Si ergeben sich nicht". Was um den Ma jor herumliegt, bestätigt es sich ge genseitig. Der eine hat erlebt, wie sie die Sowjetrussen von den deutsche Panzern einfach totfahren liessen, de andere hat die bestaunt, deren Mann schaftspanzer im deutschen Feuer Ite gen blieb, und die trotzdem herauf sprangen, um ihre Pak loszukappeli obwohl sie durch die deutschen MG aus kurzer Entfernung fortgeblase werden mussten. Was heisst es da, die Moral des Geg ners nach dem Vorbild des Westen erschüttern zu wollen? Die Sowjetai mee hat keine befolgt, vielmehr m der Ausdauer des primitiven Men sehen, der nicht nachdenken darf, di Regeln, die man eingetrichtert hat Schlag die Faschisten, zerstöre ih Gerät und ihre Vorräte, stirb. Inder du die Sowjetunion lebendig erhältst Danach handeln diese Menschen ii graubraunen Kittel, zusammengetrie ben aus Kalmückensteppen, Wolga dörfern, ukrainischen Höfen. Mango lenjurten. Die bolschewistische Taktik der poli tischen Zersetzung ist ins Militari sehe übertragen: „Wir erkannten si zum Beispiel, wenn sie unsere erst Welle oft durch ihre gut getarnte: Erdstellungen durchmessen und si dann im Rücken anfielen oder di zweite Welle festhielten, um unser Stosstrupps zu isolieren". Sklavenaustausch: Neuerdings gel man dazu über systematisch d. Zwangsarbeiter aus den verschiedene Ländern untereinander auszutauschei Französische Arbeiter werden nac Deutschland verschickt. Dafür käme belgische Arbeiter nach Frankreich Norweger müssen ins Dritte Reicl und Dänen schickt man zur Beaui sichtigung der störrischen Norweg* nach Norwegen. Abonnemesntserneaenmg. Unser Freunde im Innern und Ausland wer den gebeten, frühzeitig die Abonne ments zu erneuern. Einsendungen pe Scheck, Giro oder Bono an Sr Jua; Carl. Tucumän 309. Buenos Aires. 1! NACHRICHTEN AUS SUEDAMERIKA ,Geographical Magazine". Ein Nord- amerikaner, der in Montecarlo wohnt, ist Abonnent dieser bekannten geo- graphischen Zeitschrift. Vor einiger Zeit erhielt er wieder einen der ihm bekannten Umschläge des Verlages, war jedoch sehr erstaunt, statt der nordamerikanischen Zeitschrift den Umschlag gefüllt zu sehen mit Flug- schriften der Nazis. Reklamationen bei der örtlichen Post haben bisher keine Aufklärung zu schaffen vermocht. Das Mitgliedsbuch zerrissen. Von ver- schiedenen Korrespondenten aus Bue- nos Aires und Umgegend wird uns be- richtet, dass der deutsch-russische Krieg auf eine bestimmte Gruppe von Naziarbeitern verheerende Polgen ge- habt hat. Einer erklärte: „Ob das wohl nötig war?" Ein anderer: „Nun geht es zu Ende!" In einem Falle hat ein Naziarbeiter sogar schon das Mit- gliedsbuch der Partei zerrissen. B:i diesen Zweiflern handelt es sich of- fenbar um diejenigen, die den anti- phrtokratischen Reklamefeldzug des Piehrers ernst genommen haben. Bei den deutschen Banken wurden im Laufe des letzten Monats verschie- dentlich Sparkonten abgehoben und auf argentinische Sparkassen über- tragen. In Kreisen der Partei und der Arbeitsfront wird das Gerücht ver- breitet. auch in Argentinien würden in absehbarer Zeit nach USA-Vorbild die deutschen Guthaben beschlagnahmt. Flrwmpte Wirkung1. In unserer Juli- rjysimer schrieben wir von den Nazi- gcchäften, die nordamerikanische Kirnen vertreten und Hitlerpropagan- ■rta in die Schaufenster hängten. Am Juli schrieb uns bereits einsr un- serer Korrespondenten aus Cochaibam- ta: ,.D:e Fa. Kyllmann, Bauer y Cia. hat aus ihren Schaufenstern die Bil- der bereits entfernt". Eine Woche später folgte die Nazifirma Zeller y Moser nach. Die Hölle von Coni. Auf Grund unse- rer Notiz in der vorigen Nummer bat sich einer unserer bolivianischen Freunde bereit erklärt, denjenigen weiterzuhelfen, für die es kein Hilfs- komitee gibt. Ein nachahmenswertes Beispiel in dieser an solidarischen Re- gungen so armen Zeit! Dureh Schaden wird man auch nicht klug. In Huerta Grande, bei Cördoba, wohnte ein österreichischer Zimmer- mann, namens Weyrer. Er hat sich mit eigner Arbeit und viel Kredit ein schönes Haus gebaut und zum *<£rmie- ten eingerichtet. Da es nach Wohl- stand aussieht, hatte man Weyrer ei- nige Speematrosen aufgeladen. Vor ei- niger Zeit kam der Kapitän Kay in Begleitung des Konsulatsvertreters aus Cördoba, um seine Leute zu kontrol- lieren und gleichzeitig für die Win- terhilfe zu sammeln, weyrer hatte, wie das auf dem Lande oft vorkommt, kein bares Geld in Händen und un- terschrieb einen Wechsel auf 50.— $. Nun haben sie auf der Winterhilfe längst ein Datum eingesetzt und dro- hen mit Klage, wenn Weyrer den Weclisel nicht einlöst. Der brave Zim- mermann verfluchte alle Nazis und Speematrosen der Welt und wollte voh alledem nichts mehr hören und se- hen. An einem der letzten Sonntage hielt auf der Strasse ein ältliches Au- to, junge Leute stiegen aus und W. verabschiedete freundlich die Spee- matrosen, die er zu einer Spazierfahrt eingeladen hatte. Zu weiteren sechs Monaten Gefängnis ist wegen Verleumdung von Hitler- gegnern ein gewisser Erico Schoene- mann verurteilt worden, der in Mon- tevideo ein für die deutsche Opposi- tion höchst diskreditierendes Skan- dalblatt herausgibt. Gegen Schoene- rnann. der der uruguayische Vertre- ter Strassers ist. schweben 6 weitere Prozesse. Klt.V N K UFI<11-53!LFE Ausweis der bis 25. Mai eiiijjesrangenen Be.3 parte principalisima de mis realizaciones como direc- tor de la escuela. En esta colonia al igual que en todo el Territorio de Misiones hay ciudadanos alemanes de cuya fidelidad y sentimientos argentinos no se puede dudar ni un solo momento. Son partidarios fer\rorosos de la democracia y especialmente franco sostenedores de las libertades que les brindö la Argentina. Si no los nom- bro es para evitarles el disgusto que pueden ocasionarles sus exaltados com- patriotas. Justo es reconocer tambien que el progreso material de esta prödiga zona se debe casi totalmante a los colonos alemanes. Y hablando de escuela, con solo decir que en el Alto Parana fue donde levan- taron los tres mäs grandes edificios destinados a tal fin, bastaria para sena- lar su acciön y la confiamza puestas en lo porvenir. Y que de esas tres, la de Montecarlo es la segunda por su tamafio. mientras las nationales en su tota- lidad funcionan en casillas de madera. Y esta circunstancia ha sido con habi- lidad explotada para impresionar a quienes han visitado estas zonas con ojos y espiritu de turistas. Con chicaneos y calumnias tamlbien procuraron desacreditar a mis maestros y a mi. Un ejemplo> tipico constitxiyen los telegramas aparecidas en los diarios "La Prensa" y "La Naciön" de Buenos Aires enviados desde acä, por la ünica persona que hace de corresponsal de ambos diarios. En ambos casos he podido probar la mala fe y la malignidad de esas noticias enviadas por un "nazi" por conveniencia. Todos al solo olbjeto de aturdirme para que abandone este lugar donde mi presencia resultaba y resulta todavia molesta para ellos. En 1939 llegaron a mi por diversos conductos noticias que el partido nazi tenia seguro mi traslado, que conseguirian eliminarme y hasta expulsarme del em- pleo. Todas estas artim anas no lograron torcer mi voluntad de trabajar con te- sön y con fe en la justicia de mi pais, y aunque los inconvenienbes fueron mul- tiples y cada vez mayores; he procurado ir venciendolos con gran paciencia. y gracias a ello y a la eficaz colaboracion de los pocos maestros que desde el primer momento comprendieron la importancia de la gran labor que exigia una situaciön sin ventajas, he loerado duplicar el nümero de los alumnos, crear el sexto grado y aumeintax el nümero de las aulas. AI principio de 1940 en un hotel de Posadas se comentaba mi acciön. argenti- nista en esta zona y un jöven nazi imprudentemente dijo: "AI Palomar llega- 3 EL DIARIO DE HITLER EN BUENOS AIRES INSULTA AL PARLAMENTO ARGENTINO tente, que en otra acusaciön, hace dos meses, le habia aplicado seis meses de prisiön, lo sentenciö a la misma pena por segunda vez. En los fundamentos el magistrado declara expresamente que Schoenemann desacreditö püiblica- mente la actitud corecta y democrä- tica de la entidad acusadora, lo cual en vista de la gravedad de tal ofensa requiere aplicar una pena severa. Con- tra Schoenemann. director de "El Tiempo", hay actualmente pendientes'- otros seis pleitos. EL DIRECTOR DEL COLEGIO GERMANIA FUE SUSPENDIDO POR LOS NAZIS Buenos Aires. — El Sr. Eugen Kunz, director del colegio Germania ha sido suspandido de sus funciones por la C. D. de la Asociacion que sostiene al co- legio. Es sabido que este director bq habia dirigido recientemente al C. N. de Educacion para protestar contra las maquinaciones nazis. Una suspen- siön inmediatamente despues de este hecho es por lo tanto muy sospecho- sa. Pero para no dejar lugar a dudas sobre los verdaderos amöviles de la suspensiön, el "Deutsche La Platazei- tung" dice en su edicion del 17 de Ju- lia que el Sr. Kunz "habia lesionado por su carta al C. N. de Educacion los intereses del colegio y del germa- nismo entero". Asi c astig an los nazis a un argentino que tiene el coraje de protestar contra sus actividades anti- argentinas. Sin duda, las autoridades tomarän las medidas que requiere tan onsolita actitud. rä su hora, hay altas autoridades del partido empefiados en sacarlo de Monte- carlo, ya esta el hombre que nos servirä para conseguir nuestro proposito." No s6 si todavla no ha llegado el instante o ha pasado el cuarto de hora desti- nado para mi. Si ahora he salido del silencio para hacer püblico los hechos que con rara continuidad fueron succediendose en Montecarlo, es porque co- nozco las actividades nazis no solo de Montecarlo sino de todo Misiones, desde 1933, epoca en que se iniciaron los nücleos de nacionalsocialistas en este terri- torio y desde entonoes ha constituldo una fuerza mal disimulada que viene obstaculizando de diversos modos la labor de los maestros argentinos de las escuelas nacionales diseminadas por todas las colonias y poblaciones de alguna importancia y donde parte considerable de dichas poblaciones son nazis y no esperan sino la oportunidad para salir a la calle, y disputarnos la tierra donde hemos nacido. Juan Gregorio Palonrar. La reproducciön de los artfculos de LA OTRA AJjISMANIA es llbre indfcando »u orlgen. En un artfculo pufolicado en el "Deut- sche La Platazeitung" el 3 de Julio, ese organo nazi se permite nuevos e inauditos ataques contra distinguid&s personalidades e instituciones argenti- nas. Los miemibros d.e la comisiön que investiga las actividades antiargenti- nas son calificados de "elementos pro- vocadores". Se les reprocha 'una agi- tacion antialemana tan infundida y torpe como teatral", y finalmente fee declara que la actividad desplegadä por la comisiön ha dado lugar a que "poco a poco se le suba la mostaza a la cabeza a los alemanes aqui residen- tes". PRISION PARA UN CALUMNIADOR POLITICO Montevideo. — El juez com potente condeno por segunda vez a seis meses de prisiön a Erico Schoenemann, re- presentante en el Uruguay de "La Li- Ibre Alemania", de Otto Strass?r. Con el titulo de "El Tiempo", Schoene- mann publica en el Uruguay una re- vista que pretende ser democrätica. En realidad la emplea para insultar, ofender y calumniar a la verdadera oposiciön independiente alemana. Es- pecialmente el "Club Alemän Libre", la organizaciön de los antihitleristas de lengua alemana en el Uruguay, lo inismo que los miembros de su comi- siön directiva, fueron calumniados en la forma mäs inicua. Con el tftulo "La quinta columna y trabajo para los na- zis", se hicieron publicaciones contra el Club y sus socios. El juez compe- 4